Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
Vom Netzwerk:
und dann muss sie so tun, als sei sie genauso entzückt, wenn es nicht klappt.
    «Ich finde Louisa wundervoll», sagt Margot. «Aber ich bin noch nicht hundertprozentig überzeugt.»
    «Dann solltest du dich aber bald von irgendetwas überzeugen lassen», sage ich. «Du hast nur noch vier Wochen.»
    «Ich weiß. Dabei fällt mir ein – wir sollten uns mit diesem Schwangerschaftsfoto beeilen … Ich lasse mir am Montag Strähnen ins Haar machen, und Webb sagt, er kann nächste Woche jederzeit früher nach Hause kommen. Also, wann immer du Zeit hast …»
    «Okay.» Ich erinnere mich an ein Gespräch vor ein paar Monaten: Sie hat mich gebeten (und ich war einverstanden), «ein paar von diesen kunstbeflissenen, schwarzweißen Bauchbildern» zu machen. Damals schien es eine gute Idee zu sein, aber in meiner jetzigen Gemütsverfassung bin ich nicht besonders scharf darauf, zumal ich jetzt weiß, dass Webb mit dabei sein soll. Ich stelle mir vor, wie er sie liebevoll anstarrt, ihren nackten Bauch liebkost und vielleicht sogar einen Kuss auf ihren vorquellenden Nabel drückt. Meine Güte, wie tief bin ich gesunken. Wenn ich nicht aufpasse, wird die, die einmal für Platform fotografiert hat, demnächst sabbernde Babymäulchen abwischen und wacklige Kleinkinder mit dem Räppelchen locken.
    Das alles geht mir durch den Kopf, und ich frage: «Meinst du nicht, das ist irgendwie … ich weiß nicht … kitschig ?»
    Einen Moment lang sieht Margot gekränkt aus, aber sie fasst sich sofort wieder und sagt ziemlich nachdrücklich: «Nein, ich fände es schön. Ich will die Bilder ja nicht in der Diele ausstellen – aber in unserem Schlafzimmer, oder in einem Album … Ginny und Craig haben auch welche machen lassen, und sie sind wirklich toll.»
    Ginny ist Margots älteste und – bis ich sie entthront habe – beste Freundin. Die Geschichte, wie sie sich kennengelernt haben, habe ich mindestens ein Dutzend Mal gehört, hauptsächlich von Ginny. Kurz gesagt, ihre Mütter freundeten sich in einer Krabbelgruppe in ihrem Viertel an, als ihre Töchter noch sehr klein waren, und sie verließen die Gruppe zwei Wochen später, weil sie zu dem Schluss gekommen waren, dass keine der anderen Mütter ihre Empfindsamkeit teilte. (Konkret ging es darum, dass eine der anderen Mütter eines Morgens trockene Cheerios als Snack serviert hatte, worüber man hätte hinwegsehen können, wenn sie die gerösteten, süßen Müsli-Ringe nicht auch den anderen Erwachsenen angeboten hätte. Noch dazu in einer Plastikschüssel. An dieser Stelle schiebt Ginny immer den äußerst unaufrichtigen Zusatz «Gott segne sie» ein. Übersetzung: «Dieser arme Trampel.»)
    Selbstverständlich trennten sich ihre Mütter daraufhin von der Gruppe und gründeten ihre eigene, und der Rest ist Geschichte. Nach den Bildern in Margots Fotoalbum zu urteilen, waren die beiden Mädchen als Teenager buchstäblich unzertrennlich, ob als Cheerleader (wo Ginny, am Rande bemerkt, bei der Pyramide immer Margots linke Ferse hielt, was ich als Symbol ihrer Freundschaft empfinde) oder im Country Club, wo sie in identischen gelben Bikinis im Liegestuhl lagen oder an Teepartys und Debütantinnenbällen teilnahmen – immer strahlend lächelnd, immer sonnengebräunt, immer umgeben von einer Truppe bewundernder minderer Schönheiten. Welten entfernt von den wenigen Fotos, die ich von mir und Kimmy habe, meiner besten Freundin zu Hause: Wir hängen mit Farrah-Fawcett-Mittelscheitel an der Ches-A-Rena-Rollschuhbahn herum und tragen schockfarbene Tank Tops und verzwirbelte, zerfranste Wollarmbänder.
    Jedenfalls, als Kimmy und ich nach dem Examen getrennte Wege gingen (sie ist Friseurin geworden und schneidet jetzt Farrah-Fawcett-Frisuren in ihrem Salon in Pittsburgh), lebten auch Ginny und Margot sich auseinander. Ginny ging an die University of Georgia und trat zwar ebenfalls in eine Studentinnenverbindung ein – aber sie machten doch andere Erfahrungen mit anderen Menschen in einer sehr intensiven Phase des Lebens, und das bedeutet fast immer das Aus für die «allerbeste» Freundin. In jener Zeit blieb Ginny in ihrer alten Clique aus Atlanta (fast die Hälfte ihres Highschool-Jahrgangs ging an die University of Georgia), während Margot ihren Horizont erweiterte und auf Wake Forest ihr eigenes Ding machte. Dazu gehörte, dass sie sich mit mir anfreundete, einer Yankee-Studentin, die in die gesellschaftliche Ordnung von Atlanta nicht passte (oder sich ihr sogar widersetzte).

Weitere Kostenlose Bücher