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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Phänomen, das auftritt, wenn man den ganzen Tag über nichts Dringendes zu tun hat. Als ich mein nasses Haar auswringe und mir das Gesicht eincreme, höre ich, wie Andy die Treppe heraufstürmt und meinen Namen ruft. Seinem Tonfall ist anzuhören, dass für ihn die Welt in bester Ordnung ist. «Honey! Ich bin zu Hause!»
    Ich denke daran, dass ich einmal in einem Hauswirtschaftslehrbuch aus den fünfziger Jahren gelesen habe, welche Regeln eine gute Gattin unbedingt befolgen sollte: Der Abend gehört ihm … Binde dir eine Schleife ins Haar und sieh frisch aus … Biete ihm an, ihm die Schuhe auszuziehen … Sprich mit sanfter Stimme .
    Ich küsse Andy auf den Mund und sage dann geziert und sarkastisch: «Gute Nachrichten, Schatz. Ginny und Craig werden heute Abend dabei sein.»
    «Ach, komm», sagt er lächelnd. «Sei nett. Die sind doch nicht so übel.»
    «Sind sie wohl», sage ich.
    «Sei nett», wiederholt er, und ich versuche, mich an das Lehrbuch zu erinnern: Sei immer nett, auch auf Kosten der Wahrheit .
    «Okay», sage ich, «ich werde nett sein, bis sie zum fünften Mal etwas ‹supersüß› nennt. Danach darf ich ich selbst sein. Abgemacht?»
    Andy lacht, als ich Ginny nachäffe. «Dieses Kleid ist supersüß . Dieses Bettchen ist supersüß . Jessica Simpson und Nick Lachey waren sooo supersüß zusammen. Ich weiß, es ist furchtbar, dieser ganze Aufruhr im Nahen Osten, aber diese Trennung ist trotzdem irgendwie supertraurig .»
    Andy lacht wieder, während ich mich meinem riesigen begehbaren Kleiderschrank zuwende, der nur zu einem Drittel gefüllt ist, und mir eine Jeans, ein Paar lederne Flip-Flops und ein antikes «Orange-Crush»-T-Shirt aussuche.
    «Findest du das okay zum Abendessen?», frage ich. Ich streife mir das Shirt über den Kopf und hoffe halb, dass Andy meine Wahl kritisieren wird.
    Aber er küsst mich auf die Nasenspitze und sagt: «Na klar. Du siehst supersüß aus.»

    Wie es ihre Art ist, erscheint Ginny schick gekleidet. Sie trägt ein Hemdkleid, Riemchensandalen und eine Perlenkette, und Margot hat ein anbetungswürdiges hellblaues Umstandskleid an und trägt ebenfalls Perlen. (Zugegeben, Margots Perlen sind welche von der unernsten, übergroßen Modeschmucksorte, die hinten mit einem weißen Seidenband verknotet werden, nicht die gute Kette, die ihre Großmutter ihr vererbt hat, aber Perlen sind es trotzdem.)
    Ich werfe Andy einen Blick zu, der ihm aber entgeht, weil er sich hinunterbeugt und Ginnys haarlosen Hund streichelt, einen chinesischen Schopfhund-Welpen namens Delores, ohne den sie das Haus niemals verlässt (und den sie, was noch schlimmer ist, regelmäßig mit Sonnencreme einschmiert). Ich schwöre, sie liebt Delores mehr als ihre Kinder – zumindest mehr als ihren Sohn, der unter einer derart rasenden Hyperaktivitätsstörung leidet, dass Ginny überall stolz erzählt, dass sie ihm aus strategischen Erwägungen vor Restaurantbesuchen oder längeren Autofahrten immer eine Dosis Benadryl verabreicht.
    «Ich fühle mich so underdressed», sage ich und überreiche Margot eine Flasche Wein, die ich beim Hinausgehen noch rasch aus unserem Weinkeller geholt habe. Ich streiche mit den Händen über meine Jeanshüften. «Ich dachte, du hättest was von ungezwungener Kleidung gesagt?»
    Ginny scheint überglücklich zu sein; sie weiß eben nicht, denke ich beinahe selbstgefällig, dass ich mich in Jeans und T-Shirt insgeheim ganz passend gekleidet finde. Sie ist overdressed. Margot beugt sich vor und begrüßt mich mit einer sittsamen Umarmung, Wange an Wange, und dann bedankt sie sich für den Wein und sagt: «Ja, das habe ich. Du siehst großartig aus.» Sie gießt Margaritas in übergroße, mundgeblasene Gläser und fügt hinzu: «Gott, ich wünschte, ich wäre so groß wie du … vor allem in letzter Zeit. Ginny, würdest du für solche Beine nicht einen Mord begehen?»
    Ginny, die nach ihren Entbindungen nie wieder zur alten Form zurückgefunden hat – trotz eines persönlichen Fitness-Trainers und einer Bauchstraffung, von der ich weiß, ohne dass sie es weiß –, wirft einen wehmütigen Blick auf meine Beine und brummt etwas Unverbindliches. Es ist klar, dass sie mir lieber zweifelhafte Komplimente macht – wie das neulich, als wir bei Paces Papers die Einladungen für Margots Babyparty aussuchten. Nachdem wir uns mit der Formulierung und der Papierauswahl geplagt und uns schließlich für ein blassrosa Büttenpapier, eine anthrazitfarbene Schrift und ein

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