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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Rückblickend glaube ich manchmal sogar, dass die Freundschaft mit mir für Margot ein Mittel war, sich selbst neu zu definieren, wie man es tut, wenn man Fan einer neuen, ausgefallenen Band wird. Ich war nicht alternativ oder so etwas, aber ich war eine katholische, braunäugige Brünette mit Pittsburgher Dialekt, und das bedeutete auf jeden Fall einen Tempowechsel nach Margots Jugend in der Südstaaten-Society. Ehrlich gesagt, ich glaube, Margot gefiel es auch, dass ich intelligent war, wenn nicht sogar intelligenter als sie – im Gegensatz zu Ginny, die ganz belesen war, aber frei von jeder intellektuellen Neugier. Ich habe Bruchstücke ihrer Telefonate auf dem College mitgehört, und ich hatte den deutlichen Eindruck, dass Ginny sich eigentlich für nichts anderes interessierte als für Partys, Mode und Jungs, und auch wenn Margot diese Interessen teilte, hat sie doch unter der Oberfläche weit mehr Substanz.
    So war es vorhersehbar, dass Ginny in eine eifersüchtige Konkurrenz mit mir eintreten würde, zumal in jenen ersten Jahren am College. Ginny verhielt sich immer korrekt mir gegenüber, aber sie behandelte mich kühl, und dazu kam ihre demonstrative Gewohnheit, in meiner Gegenwart Insider-Storys und Cliquenwitze durchzuhecheln; vielleicht war ich paranoid, aber mir schien, als gebe sie sich alle Mühe, über Dinge zu reden, zu denen ich keinen Bezug hatte – beispielsweise über ihr jeweiliges Tafelsilber (die Großmütter der beiden hatten ihnen zur Geburt ein Silberbesteck vom Beverly Bremer Silver Shop in Buckhead geschenkt), über den neuesten Klatsch aus dem Piedmont Driving Club oder über die ideale Größe von Ohrstecker-Diamanten (anscheinend ist alles unter einem Karat allzu «Sweet Sixteen», und mehr als zweieinhalb Karat sieht «sooo nach neuem Geld aus»).
    Im Laufe der Zeit, während Margot und Ginny bald nur noch Freundinnen aus der Vergangenheit waren und Margot und mich die Gegenwart verband, hat Ginny es kapiert. Als es dann zwischen Andy und mir ernst wurde und sie begriff, dass ich – ganz gleich, wie lange sie und Margot sich schon kannten – zur Familie gehören würde, war es bald absolut klar, dass ich ihren Titel erben und Margots Brautjungfer werden würde, was unter Erwachsenen eindeutig das Äquivalent von Freundschaftsringen ist. Und obwohl Ginny mit Anstand den zweiten Platz auf Margots Verlobungspartys und Brautjungfern-Lunches einnahm, hatte ich das deutliche Gefühl, dass sie fand, Margot, und übrigens auch Andy, hätten etwas Besseres als mich verdient.
    Aber ich habe nie viel über dieses ganze unterschwellige Mädchen-Drama nachgedacht, bis Margot nach Atlanta zurückzog. Anfangs schien selbst sie nur widerstrebend in die alte Szene zurückzukehren. Sie blieb immer loyal gegen Ginny – das ist einer von Margots besten Charakterzügen –, aber gelegentlich ließ sie beiläufige Bemerkungen über Ginnys beschränkte Weltsicht fallen: Nie komme sie auf die Idee, irgendwo anders als auf Sea Island Urlaub zu machen, sie lese keine Zeitungen, und es sei doch «komisch», dass Ginny in ihrem ganzen Leben nie einen Job gehabt habe. (Und mit «nie» meine ich nie . Sie war nie Rettungsschwimmerin auf der Highschool, sie hatte nicht mal einen kurzen Bürojob, bevor sie heiratete und sofort – was auch sonst?– einen Sohn und zwei Jahre später eine Tochter bekam. Sie hat niemals einen einzigen Gehaltsscheck kassiert. Und für mich, die ich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr immer gearbeitet habe, war diese Tatsache weit mehr als «komisch». Es war eher wie die Bekanntschaft mit siamesischen Zwillingen oder mit einem Akrobaten im Zirkus: extrem bizarr und auch ein bisschen traurig.)
    Aber seit wir in Atlanta sind, scheint mir, als nehme Margot das alles an Ginny nicht mehr wahr – als gebe es jetzt eine Neuauflage der Freundschaft. Und auch wenn ausgeglichene Erwachsene (und dafür halte ich mich gern) ihre Freunde nicht mehr auf Ranglisten aufführen, bringt mich meine ehemalige blonde Nemesis doch gegen meinen Willen in Rage, nachdem ich nun in ihre gestylte, homogenisierte Buckhead-Welt katapultiert worden bin.
    Und als Margot als Nächstes sagt: «Ach, übrigens habe ich Ginny und Craig für heute Abend auch eingeladen. Das ist hoffentlich okay?», antworte ich mit einem breiten, falschen Lächeln: «Klingt schick.»
    Ein passendes Adjektiv für mein neues Leben in Georgia.

    An diesem Abend gelingt es mir, mich zu spät zum Essen fertig zu machen – ein seltsames

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