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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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vor die Tür. Sie hat mich aus meinem eigenen Haus rausgeschmissen, dem Haus, das ich bezahlt habe.“
    „Mach dir nichts daraus, Alter“, sagte ich mitfühlend. „Du kannst ja bei mir wohnen.“
    Ich holte uns ein paar Flaschen Bier und ein paar Tüten Knabberzeug. Im Fernsehen lief ein alter Western, also genau das Richtige. Wir machten es uns auf dem Sofa bequem, Tiffany rollte sich neben mir zusammen, und Audrey sprang auf Rudis Schoß.
    Rudi hatte seine Füße auf den Tisch gelegt: „Endlich in Ruhe fernsehen, ohne dass einer meckert.“
    Ich erlaubte ihm, neben mir im Bett zu schlafen. Leider schnarchte er lautstark, und ich wurde ein paar Mal wach. Gegen vier Uhr morgens hatte ich die Faxen dicke. Ich presste ihm mein Kissen auf das Gesicht, bis er aufhörte. Der Erfolg war nur von kurzer Dauer. Eine Sekunde, bevor ich einnicken konnte, fing er wieder an zu sägen.
    Dafür servierte er mir am nächsten Morgen ein ökologisches Frühstück. Er war bereits um sechs Uhr aufgestanden, um im alternativen Bäckerladen Körnerbrötchen zu kaufen. Dazu gab es Quarkaufstrich mit Kräutern und frisch gepressten Orangensaft. Rudi war von seinem Gesundheitstrip immer noch nicht wieder runter. „Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am Tag“, dozierte er. „Mittags solltest du vor allem eiweiß- und vitaminreiche Kost zu dir nehmen, also am besten Salat und etwas Geflügel oder Fisch. Abends ist dann ebenfalls ein Salat erlaubt oder eine Gemüsesuppe.“ Seit ich wieder alleine wohnte, hatte ich es mir angewöhnt, vor der Arbeit nur schnell eine Tasse schwarzen Kaffee im Stehen zu trinken. Insofern war mir alles recht.
    Die Anwältin von Frau Grölling hatte wirklich Haare auf den Zähnen. Sie hieß Dr. Leipnitz-Giesecke, das sagte eigentlich schon alles. Wir saßen am Tisch in meinem Besprechungszimmer, Frau Leipnitz-Giesecke und Frau Grölling auf der einen Seite, Herr Grölling und ich auf der anderen.
    „Meine Mandantin wird sich mit einer einmaligen Abfindung nicht zufrieden geben“, sagte meine Kollegin. Sie trug einen grauen Hosenanzug mit weißer Bluse und keinen Schmuck. Sie hatte kurze, grau-schwarze Haare, und ihre Mundwinkel hingen verächtlich nach unten; sie war bereit, bis aufs Messer zu kämpfen. „Meine Mandantin hat auf ihre eigene berufliche Karriere verzichtet, um ihrem Mann zur Seite zu stehen und die Kinder großzuziehen. Wir fordern deshalb einen angemessenen Unterhalt und die Hälfte des Zugewinns.“
    „Sie wissen doch, dass dies für meinen Mandanten unzumutbar ist“, wandte ich ein. „Wenn Herr Grölling seiner Frau die Hälfte des Zugewinns auszahlen muss, ist er genötigt, seine Firma zu verkaufen. Das wäre sein finanzieller Ruin, und das wäre wohl auch nicht in Ihrem Interesse, oder?“
    Frau Leipnitz-Giesecke lehnte sich selbstgefällig im Stuhl zurück und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Ich glaube, Ihr Mandant hat auch so genügend Barvermögen. Wie mir zu Ohren gekommen ist, hat er seit einiger Zeit beträchtliche Summen ins Ausland transferiert.“
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Wie konnte sie nur an diese Information rangekommen sein? Oder wollte sie nur bluffen?
    „Das sind wilde Spekulationen, Frau Kollegin“, sagte ich. „Ich würde vorschlagen, dass wir auf dem Boden der Tatsachen weiter verhandeln.“ Leider waren die Damen nicht bereit dazu, also vertagten wir uns auf die kommende Woche.
    Als das Ehepaar Grölling gegangen war, suchte ich Frau Freudenthal, weil ich einige Schriftsätze vermisste, die sie tippen wollte.
    „Wo ist denn Frau Freudenthal schon wieder?“, fragte ich Frau Rohrbein.
    Sie blickte von der Akte hoch, die vor ihr lag. „Ach, das wissen Sie gar nicht? Frau Freudenthal ist bei ihrem Gynäkologen zur Routineuntersuchung.”
    „Aber doch wohl nicht den ganzen Tag, oder?“
    „Beim Gynäkologen gibt es oft lange Wartezeiten, aber davon haben Sie ja keine Ahnung.“
    Allmählich gewann ich immer mehr den Eindruck, dass Frauen im Berufsleben nicht zu gebrauchen sind.
    In den nächsten Tagen meldeten sich weder Isabel noch Susi. Rudi blieb also weiter bei mir wohnen, schlief aber auf der Couch, weil mir sein Schnarchen zu sehr auf die Nerven ging. Nach der Arbeit spielten wir oft Tennis miteinander und saßen dann gemeinsam vorm Fernseher. Eigentlich hätte alles so schön sein können, wenn ich nicht ständig an Isabel hätte denken müssen. Mittlerweile war eine Woche seit unserem Treffen vergangen, aber sie hatte sich

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