Männer sind Helden
spaziert, herein spaziert, meine Herren!“, rief uns ein Typ im Trenchcoat entgegen. „Hier sehen Sie nackte Tatsachen, heute zum Billig-Tarif!“
„Na, wollen wir uns die Show anschauen?“ Herr Schmidt-Müller blickte fragend in die Runde. Stummes Nicken bei allen, und schon waren wir drinnen. Wir redeten nicht viel, es gab da so ein stilles Übereinkommen zwischen uns. Keiner würde diesen Ausflug in der Firma oder auch zu Hause an die große Glocke hängen. Uns verband das prickelnde Gefühl, etwas Unanständiges zu tun, wie früher, als wir uns mit unseren Spielkameraden heimlich getroffen hatten, um in Papis Sexheften zu blättern oder hinter irgendeinem Holzschuppen Zigarren zu paffen. Wir bestellten jeder ein Gedeck und blickten erwartungsvoll auf die Bühne.
Das Scheinwerferlicht ging an, und eine rothaarige Frau in einem Jogginganzug betrat die Bühne. Sie lief ein bisschen herum und wackelte mit ihrem Hinterteil. Dann blieb sie stehen und machte ein paar Rumpfbeugen. Dabei konnten wir auf ihre Titten blicken, die auf und ab hüpften wie zwei aufgeregte Hühner auf der Stange. Sie zog ihre Hose aus und ließ ein Frotteetuch zwischen ihren Beinen hin und her gleiten. Nun setzte ein kleiner Tusch ein. Ein riesiger, nackter Schwarzer auf Rollschuhen kam auf die Bühne gefahren. Die Frau beugte sich ein wenig nach vorne. Der Schwarze drehte eine Kurve, sein Schwanz war dabei hoch aufgerichtet. Er fuhr eine kleine Runde und landete dann direkt im Ziel.
8. Kapitel
Irene öffnete mir die Tür. Sie lächelte mich charmant an und öffnete die Arme: „Alex, wie schön! Du bist der erste Gast.“ Ich überreichte ihr meinen Blumenstrauß, für den sie sich überschwänglich bedankte. „Udo ist hinten im Wohnzimmer. Wenn du mir bitte folgen würdest?“ Irene sah wie immer makellos schön aus. Sie trug ein eng anliegendes, schulterfreies, schwarzes Kleid und hatte ihre Haare zu so einer Art Audrey-Hepburn-Frisur hoch frisiert. Das Leder ihrer italienischen Schuhe glänzte im Licht der Kristallleuchter, und ihre seidig schimmernden Strümpfe zeigten noch nicht einmal die Andeutung einer Falte, geschweige denn einer Laufmasche. Udo überreichte mir sofort einen Glaskelch mit Champagner, und eine Servicekraft mit weißer Schürze und Haube präsentierte mir ein Tablett mit allerfeinsten Häppchen. Ich fingerte mir eins mit Lachs und steckte es mir in den Mund. Dazu ein Schlückchen eisgekühlten Champagner: einfach köstlich! Dann klingelte es an der Tür, und die nächsten Gäste kamen hereinspaziert. Die Feste bei Udo und seiner Frau waren hoch angesehen. Prominente der Stadt, wie zum Beispiel der Eigentümer einer Jeanskette, aber auch Politikergrößen und Rechtsanwälte der renommiertesten Kanzleien gaben sich dort ein Stelldichein. Soeben betrat Rechtsanwalt Wilhelm Steinbruch nebst Gattin den Raum. Er begrüßte mich, und seine Frau grinste mich freundlich an. Dabei entblößte sie ihre etwas vorstehenden Zähne. Ich kann Herrn Steinbruch wirklich nicht ausstehen, denn er ist das, was man in militärischen Kreisen ein Kameradenschwein nennt. Ihm sind alle Mittel recht, wenn es darum geht, einen dicken Fall an Land zu ziehen.
„Aha, Herr Grühnspahn, wie schön, Sie zu sehen!“ Steinbruch klopfte mir mit seiner behaarten Pranke auf die Schulter und lächelte mich verschlagen an.
„Na, was machen die Geschäfte?“, wollte er wissen.
„Alles bestens, alles bestens“, erwiderte ich.
„Na, das ist ja wunderbar“, meinte Steinbruch und drehte sich um, denn er hatte wohl einen interessanteren Gesprächspartner entdeckt.
Eine kleine dicke Frau kam auf mich zu: „Meier ist mein Name“, sagte sie und hielt mir ihre Hand entgegen. „Sie sind doch Anwalt, habe ich von Udo gehört, und da wollte ich Sie doch einmal etwas fragen, wissen Sie, ich habe da so ein Problem mit unserem Fliesenleger, also der hat bei uns im Badezimmer die Fliesen neu verlegt, ja, und Sie werden es nicht glauben, nun sind die alle wieder hochgekommen, aber der Meister sagte mir, das ist nicht seine Schuld, wir hätten die Fliesen einfach zu früh betreten, also ist das nicht ein Frechheit?“ Diese Frau Meier redete wirklich ohne Punkt und Komma. Ich bot ihr an, mich doch im Büro anzurufen, da könne ich mich viel besser auf sie konzentrieren. Davon wollte sie jedoch partout nichts wissen. „Aber Herr Grühnspahn“, sagte sie, „ich dachte, Sie hätten mich verstanden. Ich hatte geglaubt, dass Sie mir in meiner
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