Männer sind Helden
Notlage behilflich sein könnten!“ Sie schaute mich mit großen, unschuldigen Augen an und legte ihren Kopf schief. Ich murmelte irgendetwas vor mich hin und schob sie zur Bar, um ihr einen Sekt einzuschenken. „So, Frau Meier, jetzt trinken Sie erst einmal ein Schlückchen, und dann sehen wir weiter.“
Ich nahm mir ebenfalls noch ein Glas und wollte mich in Richtung Udo verabschieden, als plötzlich Isabel zur Tür hereinkam. Sie trug ein ganz kurzes, schwarzes Minikleid und hatte ihre Haare mit Gel zurückgekämmt, wodurch sie noch knabenhafter wirkte. Allerdings hatte sie ihren Mund rot geschminkt, und an ihren Ohren baumelten lange, glitzernde Ohrringe. Ihr Anblick ließ meine Nerven bis in die Lenden vibrieren, es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte sie vor den Augen der Gäste auf dem nächstliegenden Sofa vernascht. Ich schnappte mir Frau Meier, kippte ihr Glas erneut mit Sekt voll und fragte sie nach ihrem Fall aus. Frau Meier wusste gar nicht, wie ihr geschah, freute sich aber umso mehr.
Sie erzählte mir ausführlich ihre Fliesenleger-Geschichte, um dann ohne Umschweife die Probleme ihres Herrn Gatten mit einer Autowerkstatt zu schildern und schließlich beim Herzschrittmacher ihres Schwiegervaters zu landen, der nicht funktionierte. Während Frau Meier mich beschallte, beobachtete ich aus den Augenwinkeln Isabel. Sie stand ein paar Meter weit entfernt und unterhielt sich mit Irene. Anscheinend kannten die beiden sich, sie wirkten jedenfalls wie zwei Freundinnen, die in ein vertrauliches Gespräch vertieft waren. Ich fixierte sie mit meinen Blicken, bis sie endlich in meine Richtung schaute. Sie erkannte mich und öffnete ihre Augen erwartungsvoll. Ich nickte nur kurz und unverbindlich in ihre Richtung, um mich dann wieder mit scheinbarer Begeisterung Frau Meier zu widmen. Ich versuchte, die Reaktion von Isabel aus den Augenwinkeln zu erhaschen, und bemerkte, dass sie ein wenig verlegen war. Immer wieder fuhr sie sich durch die Haare und zupfte an ihrem Ohrläppchen. Dann blickte sie für Bruchteile von Sekunden in meine Richtung und unsere Blicke trafen sich wie zwei Leuchtraketen. Ehe sie sich in meinen Bann ziehen ließ, hatte sie ihre Augen schon niedergeschlagen.
Im Verlauf des Abends trank ich einen Sekt nach dem anderen und fühlte mich so leicht wie eine Feder. Ich sehnte mich nach Abkühlung und suchte die Toilette auf. Schon aus einiger Ferne hörte ich ein herzzerreißendes Schluchzen. Die Tür war nur angelehnt, deshalb trat ich ohne Anklopfen ein. Irene hockte in der Ecke, tränenüberströmt, ihr Make-up lief in kleinen grauroten Rinnsalen ihre Wange hinunter. „Irene, was ist denn, kann ich dir helfen?“
Statt einer Antwort schluchzte sie nur noch lauter. Ich beugte mich zu ihr hinunter und legte meinen Arm um ihre Schulter. „Dieses Schwein, dieses Schwein! Ich hasse ihn!“
„Was ist denn passiert, nun erzähle doch endlich!“
„Was soll schon passiert sein?“, sagte sie und ihre Stimme klang verbittert. „Das, was jeder Frau in ihrem Leben bestimmt nicht nur einmal passiert. Er hat mich betrogen, ich habe die beiden erwischt, hier im Badezimmer, er hat sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, die Tür abzuschließen.“ Sie weinte, ihre Augen waren schon ganz rot, trotzdem war sie wunderschön.
Sie tat mir leid, doch fühlte ich mich verpflichtet, meinem Geschlechtsgenossen Udo beizustehen. „Vielleicht war das gar nicht so, wie es ausgesehen hat.“
Sie reagierte nicht auf meine Worte, sondern weinte nur noch hemmungsloser. „Das werde ich ihm heimzahlen!“, sagte sie mit gepresster Stimme. „Was der kann, kann ich schon lange!“
Ich half Irene auf die Beine, und dann verließen wir Arm in Arm das Badezimmer. In diesem Moment prallten wir mit Isabel zusammen. Sie blickte erstaunt auf uns und zog verächtlich die Augenbrauen hoch. „Es ist nicht so wie du denkst“, sagte ich, und meine Stimme hörte sich an, als hätte ich eine Tüte Mehl verschluckt.
Irene musste kichern: „Denkst du etwa, ich hätte mit ihm ...?“ Sie verdrehte die Augen und musste wieder kichern. „Komm, ich erkläre dir, was passiert ist“, sagte sie und legte ihren Arm um Isabels Schulter. Die beiden ließen mich wie einen dummen Schuljungen stehen.
Na Klasse, dachte ich. Weiber!
Ich gesellte mich zu meinen Geschlechtsgenossen unten an die Hausbar. Von Frauen hatte ich für diesen Abend genug. Ich ließ mir von dem Kellner ein Bierchen zapfen und stieß freudig mit meinem
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