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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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sagte ich und setzte mich auf einen Korbsessel. Doktor sagte nichts, er war viel zu sehr mit seinem Comic-Film beschäftigt.
    Erst als Isabel fertig angezogen in der Tür erschien, hatte er seine Sprache wieder gefunden. „Na, dann lasst uns mal los“, murmelte er und nahm seinen Autoschlüssel in die Hand. „Wir fahren mit meiner Kiste, okay?“
    Doktor fuhr jetzt anstelle des alten Ford einen grünen Chevy – total cool. Ich durfte hinten Platz nehmen, lehnte mich zurück und steckte mir eine Zigarette an. Na, das konnte ja heiter werden!
    Doktor drehte seine Anlage auf, und aus vier Boxen ertönte ohrenbetäubender Lärm. Ein Sänger mit einer krächzenden Stimme sang irgendein Kauderwelsch von Love and Peace. Die Party fand in einer umgebauten Fabriketage statt. Wir wurden von einem bleichen Jüngling mit fettigen, strähnigen Haaren begrüßt.
    „Hi, schön, dass ihr gekommen seid“, sagte er und küsste Isabel auf die Wange. Dann klopfte er Doktor auf die Schulter, für mich hatte er nur einen abschätzenden Blick übrig. Ich sah an meinen blauen Tuchhosen und den frisch geputzten Anzugschuhen hinunter. Ich blickte den Jüngling direkt an: „Hast du ein Problem, Alter?“
    Er wollte gerade nach Luft schnappen, um etwas Entsprechendes zu erwidern, als mich Isabel schon am Ärmel weiter gezogen hatte. „Musst du dich denn gleich unbeliebt machen?“, zischte sie.
    Sie nahm meine Hand und führte mich in die Küche. Dort hielten sich bereits einige gruftig aussehende Typen auf, die schon einmal bessere Zeiten gesehen hatten. Doktor hatte sich bereits unters Volk gemischt, und so hatte ich endlich Gelegenheit, mit Isabel alleine zu sein.
    „Sind das Freunde von dir?“, fragte ich sie.
    Sie drückte mir ein schmierig aussehendes Sektglas in die Hand und goss etwas Sekt hinein. Dann füllte sie sich ihr eigenes Glas und prostete mir zu. „Ja klar, sonst wäre ich nicht hier. Wieso, gefällt es dir hier nicht?“
    „Doch, doch. Mit ein bisschen Phantasie ist es hier fast so gemütlich wie auf einem Friedhof.“
    „Du musst es ja wissen“, sagte Isabel, drehte sich um und ging in Richtung Tanzfläche.
    Mist, schon wieder hatten wir uns gestritten. Ich weiß eigentlich auch nicht, warum jedes Gespräch diesen Verlauf nahm. Ich gab mir wirklich redlich Mühe, charmant zu sein, aber in ihrem Fall klappte meine sonst so erfolgreiche Verführungsstrategie überhaupt nicht. Noch nicht einmal mein beruflicher Status beeindruckte sie. Ich meine, normalerweise bekommt jede heiratswillige Frau leuchtende Augen, wenn sie hört, dass ich Rechtsanwalt und ledig bin. Insbesondere bei Frauen um die 35, die immer noch auf der Suche nach dem Mann fürs Leben sind, wirkt meine Berufsbezeichnung wie ein Aphrodisiakum.
    In dieser Hinsicht kommen wir Rechtsanwälte gleich nach den Ärzten, obwohl die Halbgötter in Weiß eindeutig unschlagbar sind. Ich glaube, fast jede Frau würde alles tun, um sich so einen bekittelten Doktor zu angeln. Allein das gesellschaftliche Prestige, das eine Frau durch eine derartige Verbindung genießt, kann nicht mit Gold aufgewogen werden. Durch das Ja vor dem Traualtar wird aus Frau Müller Frau Doktor, ohne dass sie auch nur einen Absatz einer Dissertation hat schreiben müssen.
    Apropos Doktor, wo war eigentlich mein Rivale geblieben?
    Ich tauschte meinen Sekt gegen ein Bierchen und ging zur Tanzfläche. Mehrere Leute gaben sich den Rhythmen hin, sie bewegten sich wie Außerirdische im Schein des Schwarzlichtes.
    In der Mitte tanzte Isabel. Sie hatte die Augen geschlossen und bewegte sich ganz langsam zum Takt der Musik. Ich stellte mich an den Rand der Tanzfläche, mit meinem Bier in der Hand, und beobachtete sie.
    Sie sah geheimnisvoll aus, wie eine Sphinx im Mondschein. Sie trug wieder ihr schwarzes Minikleid von der Party bei Udo, dunkle Strümpfe (ob sie wohl halterlos waren?) und schwarze Wildlederpumps, einfach aufregend! Ich glaube, sie wusste, wie sie auf Männer wirkt. Denn sie tanzte nicht einfach so vor sich hin, sondern sie bewegte ihre Hüften wie bei einem afrikanischen Fruchtbarkeitstanz. Ich trank einen Schluck Bier und ließ mich in ihren Sog hineinziehen. Fast hatte sich das Gefühl, als würde mich ein unsichtbares Band zu ihr führen. Ich war drauf und dran, auf die Tanzfläche zu gehen, um ihre Hüften zu umschlingen, und sie ganz fest an mich zu ziehen. Ich kippte mir den Rest des Bieres in einem Zug hinein, gewissermaßen, um mir Mut anzutrinken, und wollte mich gerade

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