Männer sind Helden
hängen blieb.
„Mit einem offenen Bruch habe ich drei Tage lang an der Pinne gesessen, bis wir von einem Seenotkreuzer aufgenommen wurden.“
Ich wollte ein wenig frische Luft schnappen und stieg die Treppe zum Deck hoch. Als ich die Tür aufstieß, hörte ich noch, wie Lutz von seiner Armbruchoperation erzählte, die er ohne Narkose an Bord des Seenotkreuzers durch gestanden hatte.
„Dein Freund ist ja ein echter Haudegen“, sagte ich zu Marina, die an der Reling stand und auf das Meer blickte.
„Wieso?“, fragte sie und klimperte mit den Augenwimpern. Ich wiederholte die Geschichte, die ich gerade gehört hatte. Dabei starrte ich immer wieder auf ihren großen Busen, der sich unter ihrer durchsichtigen Bluse deutlich abzeichnete.
„Das hat mir Lutz aber ganz anders erzählt“, sagte sie und rückte etwas näher zu mir heran. „Ich dachte, er hätte sich das Bein gebrochen, als er das Boot reparierte und wäre dann mit letzter Kraft zu einer Eisscholle geschwommen, wo er dann von einem Seenot-Rettungshubschrauber gerettet wurde.“ Sie lachte: „Das ist wieder einmal typisch Lutz.“
Ich ließ es dabei bewenden und fragte sie, für welche Zeitungen sie denn als Modell arbeiten würde. Sie musterte mich abschätzend, und ich bemühte mich, ein harmloses Gesicht zu machen. „Ich habe in erster Linie für Männermagazine posiert“, sagte sie und errötete sanft. Sie war wirklich niedlich, und nach der „Emma“ hatte ich auch nicht gefragt.
„Du hast dich also nackt fotografieren lassen?“
„Nicht, was du denkst. Das waren ganz ästhetische Bilder. Die Fotografen haben immer gesagt, ich hätte eine tolle Ausstrahlung, das gewisse Etwas.“ Ich blickte auf ihre Titten und nickte.
„Eigentlich möchte ich Modeaufnahmen machen und später zum Film. Mein Agent sagt, dass ich gute Chancen habe. Ich hätte etwas von der Monroe.“
Die Tür zur Kajüte klappte auf, und Lutz steckte seinen Kopf heraus.
„Was haltet ihr von einem Punsch?“, rief er, als wären wir kilometerweit entfernt. Irene und Isabel, die immer noch in ein Gespräch vertieft an Deck saßen, wollten gerne einen Punsch trinken. Marina und ich waren auch dafür. Zehn Minuten später kam er mit einem Tablett an Deck, gefolgt von Udo, der ein bisschen blass um die Nase herum aussah.
„Das ist Helgoländer Eierpunsch, der hat es mächtig in sich“, sagte Lutz und stellte das Tablett auf die Planken. Irene und Isabel verschwanden kurz in der Kajüte, um sich einen Pullover anzuziehen, denn es wurde allmählich kühl. Die Sonne war vor einigen Minuten untergegangen, nur ein kleiner roter Streifen zeugte noch von ihrer Existenz. Wir hockten uns im Kreis um unsere Gläser und prosteten uns zu. Als es dunkel wurde, holte Lutz ein paar Windlichter an Deck. Nach der dritten Runde Helgoländer-Eierpunsch waren wir ganz schön angetütert. Lutz schlug vor, dass wir bei ihm an Bord übernachten könnten. Es waren drei Kojen an Bord, zwei auf jeder Seite und eine im Bug des Schiffes, die etwas geräumiger war als die anderen.
„Oh, da möchte ich schlafen“, sagte Irene, als sie den Vorhang dieser Kajüte zur Seite schob. Die anderen hatten nichts dagegen. Lutz verteilte ein paar Gästezahnbürsten, Kissen und Decken. Gerade als sich Isabel in meinen Arm kuschelte, hörte ich, wie Lutz sagte, er wolle uns eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Unsere Proteste nützten nichts. „Wir lagen vor den Kanarischen Inseln“, begann er, und ich fügte leise hinzu: „und hatten die Pest an Bord.“ Isabel kicherte und knabberte an meinem Ohrläppchen.
„Unser Kühlsystem war ausgefallen, und fast unser gesamter Proviant war verdorben“, erzählte Lutz mit seiner tiefen, sonoren Stimme. „Zum Glück gab es fliegende Fische. Ich habe sie aus der Luft gefischt, wenn sie gegen unsere Bordwand sprangen, und mit meinen bloßen Händen erwürgt.“ Irgendwann schliefen Isabel und ich trotzdem ein. Lutz weckte uns im Morgengrauen, er hatte bereits das Kaffeewasser aufgesetzt. Wir frühstückten an Deck. Es gab sogar frische Brötchen, die Marina eingekauft hatte. Die Schnarrenbergers saßen ebenfalls an Deck und frühstückten. Als sie sahen, dass wir zu ihnen hinüberblickten, winkten sie uns zu. Wir winkten freundlich zurück.
20. Kapitel
Ich blickte auf die Uhr: Es war bereits zwölf. Ich hatte Isabel versprochen, sie um halb eins abzuholen. Sie musste Bilder von einer Rinder- und Pferdeversteigerung machen, die irgendwo in
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