Männer sind Helden
gleich wieder aus. „Ihr macht Skizzen! Irene und ich haben schon fast die ganze Wohnung leer geräumt, und ihr spielt hier Hobbythek?!“
„Schatz, nun rege dich doch nicht so auf. Willst du einen Kaffee?“
Sie antwortete nicht, drehte sich um und schlug mit einem lauten Knall die Tür hinter sich zu. Die Glastür vibrierte bedrohlich.
„Weiber!“, seufzte Rudi. „Was hat die nur?“
„Keine Ahnung. Lass uns weitermachen.“
Eine halbe Stunde später ging nichts mehr. Der Bauernschrank saß fest, zwischen dem zweiten und dritten Stock – trotz unserer Berechnung.
„Drück nicht so!“, schrie Rudi, der oben auf der Treppe stand.
„Ich drück doch gar nicht“, schrie ich zurück.
Von unten kamen Irene und Isabel die Treppe hoch. „Das habt ihr ja fein hingekriegt“, schimpfte Irene und krempelte die Ärmel ihres Sweat-Shirts hoch. „Sollen wir euch helfen?“
„Das schaffen wir schon!“ Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und stemmte mich gegen den Schrank, bis er endlich einige Millimeter nachgab. Rudi schaffte es in diesem Moment, das sperrige Ding doch noch um die Ecke zu wuchten. Nach einer weiteren halben Stunde hatten wir den Bauernschrank unten auf der Straße abgestellt. Auf einmal stand Susi vor uns, die Hände über den Bauch gefaltet. „Was ist das denn?“, stöhnte sie und tastete mit ihren Händen über das Holz. „Der ist ja völlig zerkratzt.“
„Nun übertreib mal nicht“, sagte Rudi und schob sie beiseite. Er beugte sich nach vorne, um den Schaden zu begutachten. „Zwei kleine Kratzer – das passiert bei jedem Umzug.“
Als Rudi und ich das gute Stück endlich in den Transporter gehoben hatten, überprüfte ich die Ecken und Kanten. Tatsächlich war dort das Holz an unzähligen Stellen aufgeplatzt. Da kann man nichts machen, dachte ich und sagte zu Susi: „Das ist kein Problem. Ein Schreiner bekommt das in einer Stunde wieder hin.“
Das Haus von Rudi und Susi war wirklich ein Traum. Es stand am Fuße eines kleinen Hügels, umgeben von einem weißen Lattenzaun. Im Garten war ein kleiner Teich, auf dem bunte Herbstblätter trieben, ganz so wie Susi es sich gewünscht hatte. Innen war alles hell und freundlich. Die Möbel von Rudi waren schon in den Räumen verteilt, nun mussten wir nur noch die Sachen von Susi hineintragen. Wir packten die meisten Möbel und Kisten in den ersten Stock und waren in Windeseile fertig. Später saßen wir vor dem Kamin, aßen lecker belegte Brötchen und tranken Kaffee. Draußen fing es an zu nieseln, und ein heftiger Wind kam auf. Rudi legte einen Scheit Holz nach, das sofort prasselnd Feuer fing. „Ist das nicht gemütlich?“, fragte er und streckte genießerisch seine Beine auf dem Boden aus. Er stützte sich mit den Armen nach hinten ab und blickte gedankenverloren aus dem Fenster in den Garten.
„Bist du eigentlich schon im Mutterschutz?“, fragte ich Susi.
„Ja, ich musste nach meinem Urlaub nicht mehr zurück zur Arbeit.“ Sie lächelte zufrieden und faltete die Hände über dem Bauch.
„Willst du denn später wieder arbeiten?“
„Ich weiß noch nicht. Vielleicht, wenn ich das schaffe“, sagte sie unsicher.
„Ich finde, dass Kinder ihre Mutter in den ersten drei Jahren brauchen“, warf Irene ein. „Karriere und Kinder, das funktioniert doch nicht. Vielleicht, wenn der Partner mitspielt und ebenfalls Erziehungsurlaub nimmt. Aber welcher Mann lässt sich schon darauf ein? Männer gehen doch lieber arbeiten, als dass sie sich mit einem Kind vorm Bauch in der Öffentlichkeit lächerlich machen.“
„Das hat doch nichts mit lächerlich machen zu tun“, entgegnete ich.
„Männer verdienen nun einmal im Durchschnitt mehr als Frauen.“
„Ja, weil Männer für die gleiche Arbeit immer noch mehr Geld kriegen als Frauen“, meinte Irene.
„Genau!“, pflichteten Susi und Isabel ihr bei. Nun mischte Rudi sich ins Gespräch ein: „Na und? Schließlich rackern wir Männer uns ja auch ab – bis zum Umfallen. Hunderte von Managern bekommen bereits mit Mitte vierzig den ersten Herzanfall.“
„Mir kommen gleich die Tränen!“, flötete Isabel.
Rudi nahm sich ein Brötchen mit fettiger Wurst vom Teller und biss herzhaft hinein. Dann sagte er kauend: „Dass ich nicht lache. Wer stellt denn die ganzen Ansprüche? Wer will denn schicke Klamotten, dreimal im Jahr in Urlaub, einen Zweitwagen und ein Häuschen im Grünen? Das seid doch Ihr Frauen, oder nicht?“
Irene holte tief Luft: „Du meinst also, ihr Männer
Weitere Kostenlose Bücher