Männer sind Helden
arbeitet nur für eure Frauen und Familien?“
„Genau!“
„Was meinst du denn?“, fragte ich Isabel.
„Ich glaube, Männer arbeiten nur deshalb soviel, weil sie den Erfolg brauchen und sich ständig beweisen müssen.“
„Das ist doch lächerlich“, sagten Rudi und ich.
Susi schenkte allen noch einmal Kaffee nach. „Ich finde, sie hat Recht.“
„Das finde ich auch“, sagte Isabel.
Zu Hause bekam ich große Lust, die kaputte Spülmaschine zu reparieren. „Ich lege mich solange in die Badewanne“, sagte Isabel. „Du kannst ja später nachkommen.“
Ich hob das obere Schutzblech ab und holte meinen Werkzeugkasten aus dem Keller. Dann machte ich mich ans Werk. Ich legte den Spannungsmesser an verschiedenen Stellen an und stellte fest, dass zwei Kabel locker waren. Ein Kabelende lötete ich neu fest. Außerdem war der Schwimmer völlig verkalkt; deshalb zog die Maschine nicht genügend Wasser. Ich baute den Schwimmer vorsichtig aus und legte ihn in Haushaltsessig. Es würde einige Zeit dauern, bis die Essigsäure den Kalk entfernt hätte. In der Zwischenzeit wollte ich Isabel in der Badewanne Gesellschaft leisten. Ich holte eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und klemmte sie mir unter den Arm. Ich stieß die Tür zum Badezimmer mit der freien Hand auf: „Hallo Schatz, hier kommt dein Held !“
Isabel räkelte sich in der Badewanne, die bis zum Rand mit Wasser gefüllt war, das nach Orangen duftete.
„Na, dann werde ich wohl etwas Wasser ablassen, damit mein Held nicht alles überschwemmt.“
„Ich glaube, ich habe die Spülmaschine repariert. Es fehlt nur noch eine Kleinigkeit.“
Nachdem wir gebadet hatten, setzte ich den Schwimmer ein und Isabel ging ins Wohnzimmer, um fernzusehen. Ich befestigte das Schutzblech wieder auf der Spülmaschine und füllte sie mit schmutzigem Geschirr, um zu sehen, ob sie funktionierte. Ich hörte, wie das Wasser durch den Schlauch in die Maschine sprudelte. Dann begann das Programm zu laufen. „Alles klar!“, sagte ich zu mir selbst und ging ins Wohnzimmer.
„Du kommst gerade richtig. Gleich fängt ein spannender Krimi an.“
Mitten in einer wilden Verfolgungsszene hörten wir draußen einen lauten Knall. „Was war das denn? Einbrecher?“ Isabel richtete sich auf, um besser hören zu können.
„Quatsch, wer soll hier schon einbrechen?“
Hand in Hand gingen wir zur Küche. Langsam schob ich die Tür auf. Zunächst sahen wir nur Rauch. Etwas war in der Spülmaschine explodiert.
„Das kann gar nicht sein“, sagte ich mit fester Stimme. „Hast du hier rumgefummelt?“
„Also Alex, das geht jetzt wirklich zu weit. Ich habe ja wohl die ganze Zeit neben dir auf dem Sofa gesessen.“
„Stimmt!“ Ich kratzte mich nachdenklich am Hinterkopf.
„Morgen werde ich einen Handwerker anrufen, Alex!“
Sie hätte auch sagen können: Morgen hole ich jemanden, der sich mit so etwas auskennt.
25. Kapitel
Wir Männer trafen uns jetzt im Winter wieder jeden Donnerstag in der Halle zum Tennis. Fast immer spielten wir Doppel, Alfred und Heinzi gegen mich und Rudi. An einem Abend hatten sowohl Alfred als auch Heinzi keine Zeit. Alfred war bei einem Geschäftsessen, und Heinzi konnte nicht kommen, weil es seiner Frau Annegret nicht gut ging. Rudi und ich wollten die Stunde trotzdem nicht ausfallen lassen. Rudi holte mich eine Stunde früher ab, weil er noch im „Grünkorn“, einem Öko-Lebensmittelladen, einkaufen wollte. Seit er aus dem Urlaub zurückgekommen war, hatte er diesen Tick mit der gesunden Ernährung. Er parkte seinen Mercedes direkt vor dem Eingang, so dass sich eine Mutter mit Kinderwagen nur mühsam durchzwängen konnte. Sie guckte zwar böse, traute sich aber nichts zu sagen. Der Laden war wie ein Supermarkt eingerichtet, nur waren die Regale aus Holz gebaut. Es gab alles, was es in normalen Supermärkten auch zu kaufen gibt: Wein, Obst, Fleisch, Eier, Waschmittel, ja sogar Zigaretten und Tabak. Aber die Produkte waren aus ökologisch kontrolliertem Anbau oder sonst wie ökologisch hergestellt. Die Preise waren allerdings gepfeffert. „Sieben Euro neunzig für ein Kilo Lauch!“, schrie ich, „das ist ja Wahnsinn!“ Der Verkäufer, ein junger Typ im handgewebten Leinenhemd und lockigen Haaren, blickte mich pikiert an. „Da ist ja auch nicht eine Spur von Chemie dran“, sagte er näselnd und stopfte das Grünzeug in eine mattbraune Papiertüte.
Rudi kaufte noch Möhren, Fenchel, Salat und handverlesene Freilandtomaten.
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