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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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einer Kneipe nur für Frauen, echt irre.“ Sie stand wieder vor mir, mit glühenden Wangen und einem fiebrigen Glanz in den Augen. „Die Kneipe ist wirklich ganz toll, pastellfarben gestrichen, mit gemütlichen, alten Holztischen und einer altmodischen Bar.“
    „Und dort waren nur Frauen? Was machen die denn da alle so alleine? Sind das Lesben?“
    „Das sind ja gleich drei Fragen auf einmal“, erwiderte Isabel schmunzelnd. „Aber ich will dir gerne alle Fragen beantworten – im Wohnzimmer mit einem Gläschen Wein, okay?“
    Ich hatte eine halbe Flasche Weißwein im Kühlschrank und fand ein paar angetrocknete Cracker in der hintersten Ecke eines Hängeschrankes.
    „Also erzähl!“, forderte ich meine Freundin auf, nachdem ich unsere Gläser gefüllt hatte.
    Isabel lehnte sich im Sofa zurück und streckte ihre langen, schlanken Beine von sich. „In der Kneipe waren nur Frauen, sogar hinter dem Tresen und in der Küche gibt es keine Männer. Die Frauen haben dort ihren Spaß, das heißt sie können sich in Ruhe unterhalten, ohne angebaggert zu werden, essen und, wenn sie wollen, ein Stockwerk tiefer sogar tanzen.“ Einen Moment hielt sie inne, um sich einen Cracker aus der Tüte zu greifen, die vor uns auf dem Boden lag. Dann fuhr sie fort: „Und um deine dritte Frage zu beantworten: Die Frauen dort sind nicht lesbisch, jedenfalls nicht alle. Sie wollen nur einmal unter sich sein, das ist alles.“
    „Habt Ihr denn noch etwas anderes unternommen?“
    Isabel antwortete gedehnt: „Neeiin, wieso?“
    Später, im Bett, versuchte ich, meine Hand zwischen ihre Beine zu pressen. Sie drehte sich um und stieß mich sanft zurück auf meine Seite. „Nein, lass das Alex, ich bin wirklich zu müde!“
    Als ich nicht locker ließ, wurde sie böse. „Mach es dir doch selbst, wenn du es nicht aushältst!“ Sie zog die Decke über ihren Kopf und war nach einigen Minuten eingeschlafen. Na warte!, dachte ich.
    Der nächste Donnerstag war kalt, regnerisch, windig und eignete sich überhaupt nicht für Detektivspielchen. Trotzdem wollten Rudi und ich an unserem Plan festhalten und unsere Frauen observieren. Wir parkten mit unserem Auto schräg gegenüber des Instituts für „Frieden und Frauen“. Rudi hatte sich extra von seinem Cousin einen alten Käfer geliehen, damit wir unauffällig agieren konnten. Wir saßen in unseren Sitzen, leicht nach unten gerutscht, und starrten auf den Eingang. Rudi hatte ein Fernglas dabei, das er sich ab und zu vor die Augen hielt.
    „Siehst du etwas?“, fragte ich ihn.
    „Nein, bis jetzt ist nur diese merkwürdige Gruppenleiterin gekommen. Er drehte an dem kleinen Rad vorne an dem Fernglas, um noch schärfer sehen zu können. „Sie trägt einen lila Regenmantel.“ Er kicherte. „Wahrscheinlich hat sie auch ihre Unterwäsche in dieser Farbe eingefärbt.“
    Ich drehte am Knopf, um einen anderen Sender einzuschalten. Diese Technomucke ging mir auf die Nerven. Schließlich fand ich, wonach ich suchte: Jazzmusik mit viel Saxophon. Dazu trommelte der Regen rhythmisch gegen die Scheiben. Ich kam mir vor wie Philip Marlowe, mit meinem Trenchcoat und dem hochgeschlagenen Kragen. Rudi trug ebenfalls seinen alten Trenchcoat und einen richtigen Männerhut, der einmal seinem Vater gehört hatte. „Da sind sie!“, zischte er und zeigte mit ausgestreckter Hand in Richtung des Emanzeninstituts. Ich riss ihm das Glas aus den Händen: „Gib mal her, ich will auch was sehen!“ Die drei Mädchen gingen gerade eingehakt und lachend auf den Eingang zu. Isabel trug ihren neuen, schwarzen Lackregenmantel und hatte ein rotes Tuch um den Kopf gewickelt. Ich sah noch, wie sie es sich im Gebäude vom Kopf nahm.
    „Komm, lass uns gehen!“, sagte Rudi und stieß seine Tür auf. Der Wind war stärker geworden und trieb den Regen gegen unsere Kleidung. „So ein Mistwetter“, fluchte ich und Rudi brummte zustimmend. Er fand den Baum, von wo aus man den Seminarraum beobachten konnte. Es war eine große alte Eiche, deren Äste durch den Sturm bedenklich knarrten. Ich faltete meine Hände zu einer Feuerleiter und wuchtete Rudi zu einem Ast.
    „Höher, höher, Alex!“ Endlich erreichte er mit einer Hand den Ast und zog sich daran hoch. Ein Glück war die Straße auf dieser Seite nicht gut beleuchtet, und Rudi fiel mit seiner dunklen Kleidung nicht auf. Weit und breit war kein Mensch zu sehen; kein Wunder bei diesem Wetter.
    Rudi erreichte eine stabile Astgabel und zog sein Fernglas aus der Tasche.

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