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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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Sie knabberte zufrieden an ihren Drops, und ich an meinen Chips. Als der Abspann lief, klingelte das Telefon. Es war Isabel. „In deinem Schrank hängen noch Klamotten von mir. Ich würde sie gerne abholen.“
    Ich gab mir große Mühe, cool zu wirken: „Du kannst deine Sachen jederzeit abholen.“
    Als sie vor mir stand, war es wieder um mich geschehen. Sie hatte sich seit unserem letzten Treffen verändert. Sie trug ein sandfarbenes Leinenkostüm und elegante, geflochtene Pumps. Ihr Haar war länger geworden, sie hatte es zusammengedreht und hochgesteckt. Auf ihren Lidern glitzerte goldener Lidschatten
    Wir saßen in meinem Wohnzimmer, tranken Kaffee und aßen Kekse – wie zwei alte Freunde. Mein Problem war nur, dass ich für Isabel überhaupt keine freundschaftlichen Gefühle empfand. Ich begehrte sie noch immer, ja, vielleicht liebte ich sie sogar. Tiffany sprang auf ihren Schoß und schnurrte. „Sie scheint dich zu mögen“, sagte ich.
    Isabel lächelte. „Katzen sind wunderbare Tiere. Sie leben mit den Menschen, aber sie behalten ihre Unabhängigkeit. Sie lassen sich nicht domestizieren, wie zum Beispiel Hunde.“
    Wir schwiegen eine Weile, nur das leise Pochen der Heizung war zu hören. Als wir noch ein Paar waren, hatten wir stundenlang zusammen gesessen, ohne ein Wort zu sagen. Mich hatte das nie gestört. Nun empfand ich die Stille als unerträglich. „Hast du einen neuen Freund?“, fragte ich sie. Sie schüttelte den Kopf: „Nein, aber ich habe mich auch nicht bemüht, einen Mann kennen zu lernen. Außerdem habe ich überhaupt keine Zeit. Meine Arbeit nimmt mich voll und ganz in Anspruch.“ Sie zündete sich eine Zigarette an. „Und wie ist es mit dir, Alex? Hast du eine neue Frau kennen gelernt?“
    Ich grinste: „Ich habe so meine Chancen, aber ich bin noch nicht bereit für eine feste Bindung.“ So ein Mist, wie konnte ich mich nur zu so einem dämlichen Satz hinreißen lassen?
    Isabel reagierte kühl. Sie drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus und stand auf. „Ich glaube, ich muss jetzt gehen. Würdest du mir bitte meine Sachen geben?“
    Ich hatte ihre Klamotten im Schlafzimmer auf mein Bett gelegt. Ich drückte ein Jackett an meine Nase: Es roch immer noch nach ihrem Parfum. Ich übergab ihr die Kleider und wir verabschiedeten uns. „Man sieht sich“, sagte ich.
    „Ja, man sieht sich.“ Damit war unsere Trennung perfekt.
    Nun hatte ich nur noch meine Katze.

32. Kapitel
     

     
    Als ich abends vor dem Spiegel stand, packte mich das Grauen: Ich war um Jahre gealtert. Ich kontrollierte meine Geheimratsecken. Während der letzten Tage mussten mir Tausende von Haaren ausgefallen sein. Außerdem entdeckte ich zwei neue graue Strähnen. Mein Körper bot ebenfalls keinen Anlass zur Freude. Obwohl ich Tennis spielte, waren die Fettringe an meinem Bauch unübersehbar. Sogar mein Hintern fühlte sich wabbelig an. Ich dachte, nur Frauen haben Probleme mit Cellulite.
    Mit einem Seufzer ließ ich mich ins Bett fallen und schlief sofort ein. Ich träumte, dass mir alle Zähne ausfielen. Schweißgebadet wachte ich auf und blickte auf die Uhr: Es war kurz nach fünf. Tiffany schlummerte zufrieden an meinem Fußende. Ab und zu zuckte sie mit dem Schwanzende, wahrscheinlich träumte sie gerade von fetten Mäusen, die sie jagte. Die Glückliche! Ich hatte einmal etwas in der „Männer Vogue“ über die Bedeutung unserer Träume gelesen. Wenn Männer träumen, dass ihnen die Zähne ausfallen, haben sie Angst, ihre Potenz zu verlieren. Auch das noch!
    Am Montag nahm ich mir den Vormittag frei und meldete mich beim Friseur und einer Kosmetikerin an. Ich war noch nie bei einer Kosmetikerin gewesen, und es war mir etwas peinlich, dort anzurufen. „Nehmen Sie auch Männer an?“, fragte ich die Dame am Telefon.
    „Aber natürlich“, antwortete sie überfreundlich. „Wir haben sogar sehr viele Herren in unserer Kundenkartei. Da würden Sie sich wundern.“
    Die Friseuse, eine, kleine dralle Frau mit purpurrot eingefärbten Haaren, wusste nicht, was sie mit mir anfangen sollte.
    „Ich will mich etwas verändern“, sagte ich und lehnte mich erwartungsvoll in meinem Stuhl zurück. Unsere Blicke trafen sich im Spiegel. „An welche Frisur hatten Sie denn gedacht?“
    „Ich weiß auch nicht. Machen Sie mir doch ein paar Vorschläge.“
    Sie hob lustlos einzelne Strähnen meines Haares in die Höhe und ließ sie wieder fallen. „Vielleicht einen Stoppelschnitt, vorne kurz und hinten etwas länger?

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