Männer sind wie Waschmaschinen (German Edition)
die jedoch niemals der Realität standhalten könnte.
Ich schreibe das, weil ich gerade so ein Buch gelesen habe. Gut gegen Nordwind . Eine zufällige E-Mail-Bekanntschaft verursacht große Gefühle und die virtuelle Welt fängt an, die Realität zu überlagern. Ich wollte Dir ja sowieso etwas aus dem Buch zitieren. Eine Frau entschuldigt sich für eine E-Mail:
Ich habe sie ein paar Mal durchgelesen und muss gestehen: Sie klingt wirklich ekelhaft, wenn man sie leise liest. Das Problem ist, dass Sie nicht wissen können, wie ich bin, wenn ich so etwas sage. Würden Sie mich dabei sehen, könnten Sie mir gar nicht böse sein. (Bilde ich mir zumindest ein.) Glauben Sie mir: Ich bin alles andere als frustriert. Enttäuschungen mit Männern haben sich bei mir in den natürlichen Grenzen derselben gehalten. Das heißt: Natürlich gibt es begrenzte Männer. Aber ich hab Glück gehabt. Mir geht es verdammt gut, was das betrifft. Mein Zynismus ist mehr Sport und Spiel als Ärger und Abrechnung.
Kannst Du mich bitte auch so verstehen? In Wirklichkeit geht es mir gut und bin ich ganz harmlos.
Bei der Lektüre habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit unsere Mails vermisst. Besonders bei Textstellen wie dieser:
Ich habe, das möchte ich Ihnen gestehen, schon lange mit niemandem so heftig Gefühle ausgetauscht wie mit Ihnen. Ich bin selbst am meisten darüber verwundert, dass das auf diese Weise möglich ist. Ich kann in meinen E-Mails an Sie so sehr die echte Emmi sein wie sonst nie. Im ‚wirklichen Leben‘ muss man, wenn es gelingen soll, wenn man den langen Atem haben will, ständig Kompromisse mit seiner eigenen Emotionalität eingehen: DA darf ich nicht überreagieren! DAS muss ich akzeptieren! DA muss ich drüber hinwegsehen! – Ständig passt man seine Gefühle der Umgebung an, schont die, die man liebt, schlüpft in hundert kleine Alltagsrollen, balanciert, tariert aus, wiegt ab, um das Gesamtgefüge nicht zu gefährden, weil man selber ein Teil davon ist.
Bei Ihnen, lieber Leo, scheue ich mich nicht, so spontan zu sein, wie ich im Innersten bin. Ich überlege nicht, was ich Ihnen zumuten kann und was nicht. Ich schreibe einfach munter drauflos. Und das tut mir wahnsinnig gut!!!
Das war bei uns auch so, lieber Toralf. Vielleicht waren unsere Treffen auch so faszinierend, weil sie unter dem Zauber von tausend ungebremsten Sätzen an selbstgebackene Fantasiegestalten standen. Wir haben uns selten genug getroffen, so konnten wir die Fantasiewelt aufrechterhalten. Und ich weiß, dass wir beide diese Welt vermissen.
Ich habe sehr lange geglaubt, dass wir diese schöne Welt in unseren Alltag hinüberretten können. Aber wir hatten die Fantasie ohne die Realität gemacht. Ich weiß, dass Du im Vertrauen bist, dass unsere Zeit erst noch kommt. Dieses Vertrauen hatte ich sehr lange. Jetzt habe ich es nicht mehr. Wenn ich es dennoch habe, so ist es ganz tief unten verschüttet.
Aber ehrlich gesagt, finde ich es gut von mir, dass ich mich nicht an eine Fantasiewelt verliere, sondern mich an die Realität halte. Im wahren Leben gebe ich mich ja auch mit einem Bauknecht zufrieden. Es muss kein Miele sein.
21:20 Marie an Toralf (nicht gesendet)
Christian hat gerade angerufen. Und weißt Du was? Er will mit mir in eine Ausstellung, die er für seine Diplomarbeit gebrauchen kann und hat mich darauf vorbereitet, dass er dort mit einem Diktiergerät herumrennen wird. Außerdem bringt er seinen Kumpel mit . Weil dieser zu wenig unter Leute kommt. Danach sollen wir Apfelkuchen backen. Aber nicht essen. Den müssen wir verschenken. Ich frage mich, ob dies nicht ein guter Augenblick ist, um Alkoholikerin zu werden. Alkohol löst zwar keine Probleme, aber das tut Milch ja auch nicht. Am Ende ist er noch einer von den Typen, die Flugstunden nehmen und sich dabei nicht fürs Starten oder Landen interessieren, sondern für das Kollidieren mit Wolkenkratzern (okay, dieser Satz ist von David Safier, aber den musste ich an dieser Stelle einmal loswerden).
Ich wusste gar nicht, an welcher Stelle des Telefonats ich eingreifen sollte, um das Ruder herumzulenken. Nein, ohne Diktiergerät, nein, ohne Kumpel, nein, ohne Apfelkuchen verschenken.
Mit diesem einzigen kurzen Telefonat hat Christian sich aus der Liste der potenziellen Bauknechte gestrichen. Ich fahre zu dem Treffen. Aber nur zu Studienzwecken. Das klingt alles so schräg, dass es eigentlich nur noch gut werden kann. Aber
Weitere Kostenlose Bücher