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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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auf meine Antipickelkette, und sie zitierte: »Der ist noch nicht geboren, der eines Weibes Sinn ergründet.«
    Ich erklärte ihr den geheimen Sinn der Kette und bot an, sie ihr auszuleihen. Aber Katja wollte lieber ihre Pickel behalten. Wir leerten je ein Glas Wein und machten uns zusammen mit der Flasche auf die Suche nach weiteren netten Partygesprächen.
    Als wir an dem Savannenquartett vorbeikamen, rief Jens zwischen den Giraffenhälsen hindurch: »He, Katja, du fährst heute, ich bin schon zu betrunken!« Die Giraffe mit dem Storchennest auf dem Kopf schmiegte sich enger in seine Arme.
    »Betrunken vielleicht, aber doch hoffentlich nicht blind«, murmelte Katja. Aber dann sah sie Holger und gab mir die Flasche Rose.
    »Ich glaube, du hast es nötiger.«
    Holger stand mit einer minderjährigen Giraffe im schwarzen Ledermini vor dem Büfett und ließ sich von ihr mit Obstsalat füttern. Er schaute zu uns, aber leider durch mich hindurch.
    Ich musste mich abwenden.
    »Schloss und Riegel sind den Mädchen kein Hindernis«, zitierte Katja tröstend.
    »Gott bewahre uns vor Feuersbrunst, Wassernot und bösen Weibern«, fügte ich hinzu. Aber eigentlich waren wir uns einig, dass die Giraffen, obwohl dumm und dreist, nicht wirklich Schuld hatten, wenn sich Jens und Holger wider alle Regeln des guten Geschmacks benahmen.
    In einer Ecke spielten drei Jungs aus der Mannschaft Mau-Mau. Katja und ich durften mitspielen.
    »Nette Mädchen habt ihr euch eingeladen«, bemerkte Katja.
    »Ein aufregender Besuch in der Großstadt für die zweite Damenmannschaft von Unteruckendorf und die B-Jugend von Runkelbach«, erklärte der Aufbauspieler.
    »Die wachsen ja noch«, rief ich erschrocken und vergaß, in Sprichwortform zu reden.
    »Nicht auszudenken«, sagte der Aufbauspieler. Er hieß Oliver und war der Kleinste in der Mannschaft. Mit knapp über eins achtzig zählte er sich zu den Pygmäen unter seinesgleichen. Er war mir gleich sympathisch.
    »Die haben wir auf dem Turnier neulich kennen gelernt«, erklärte der zweite Mau-Mau-Spieler. »Sie sind genauso blöd wie lang.«
    Ihn fand ich gleich noch sympathischer. Ich nahm einen Schluck Rose und zitierte: »Es ist keiner so groß, dass er mit dem Kopf an den Himmel stößt.«
    »Ich kümmere mich erst mal um mein Studium und dann erst um die Frauen«, informierte uns der dritte und teilte die Karten aus.
    Er sah eigentlich gar nicht mal schlecht aus. Jedenfalls hatte er es genauso wenig wie die anderen beiden nötig, in der Ecke zu sitzen und Mau-Mau zu spielen. Er lüftete das Geheimnis, indem er uns vertraulich mitteilte, dass er in Aachen Maschinenbau studiere. Dort gab es so gut wie keine weiblichen Studenten, und um jedes noch so doofe Mädchen bemühten sich zwanzig tolle Jungs. Angeblich. Was für eine Stadt!
    »Wenn ich dreißig bin, verdiene ich zehntausend netto«, sagte er.
    Was für ein Mann!
    »Wann bist du mit dem Studium fertig?«, fragte ich interessehalber.
    »In zwei Jahren«, sagte er. »Und dann suche ich mir eine schöne, knackige Zwanzigjährige und genieße das Leben.«
    »Wie gewonnen, so zerronnen«, seufzte ich.
    »Hochmut kommt vor dem Fall«, sagte Katja und legte die Herzacht auf den Haufen. Der Aachener musste zur Strafe einmal aussetzen.
    Wir spielten den ganzen Abend Mau-Mau. Ich leerte zwei Fläschchen Rose und fand das Leben eigentlich ganz okay. Schließlich meinte Katja, dass es an der Zeit sei, nach Hause zu fahren. Sie stand auf, um Jens und Holger Bescheid zu sagen.
    Ich betrachtete nachdenklich die leeren Flaschen und sagte verschwommen: »Der Fluss beginnt mit einem Bach, die Trunkenheit mit einem Gläschen.«
    »Ich mag kleine Frauen«, sagte Oliver, der Aufbauspieler.
    Was wollte er damit sagen? Dass ich selbst im Sitzen klein aussah? Dass andere Männer keine kleinen Frauen mögen? Und was hieß überhaupt klein? Nur weil ich nicht von oben in einen Basketballkorb spucken konnte, war ich noch lange nicht klein.
    »Wähle deine Frau mit den Ohren, nicht mit den Augen«, murmelte ich.
    »Mir gefällt aber, was ich sehe«, behauptete Oliver und schaute in meinen Ausschnitt.
    Es wäre aufschlussreich gewesen herauszufinden, ob er die Korallenzacken oder meinen Busen meinte, aber da kam Katja schon zurück.
    »Könnt ihr mich vielleicht mitnehmen und unterwegs zu Hause absetzen?«, fragte Oliver.
    »Klar, es ist Platz genug«, sagte Katja. »Holger und Jens möchten noch bleiben.«
    Das war nicht ganz der Wahrheit entsprechend. In

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