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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Wirklichkeit hatte sie ihnen nur unterstellt, dass sie lieber bleiben wollten, sie aber nicht persönlich gefragt, wie sich am nächsten Morgen herausstellte.
    Im Gedränge vor der Tür stand uns der Namenlose von vorhin im Weg.
    »Der Nudelsalat war ja gar nicht von dir«, warf er mir vor.
    »Nein, aber er war doch trotzdem lecker, oder?«, sagte ich versöhnlich und beschloss, ihm einen Namen zu geben. »War schön, dich mal wieder zu sehen, ... Peter.«
    »Ich heiße nicht Peter«, behauptete der Namenlose beleidigt.
    »Dann eben nicht«, murmelte ich gleichmütig, und Katja schubste ihn grob auf die Seite.
    »Aus dem Weg, Glatzkopf«, befahl sie energisch.
    Da plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    »He, Katja«, kicherte ich. »Du hast gerade ›Glatzkopf‹ zu Jens' und Holgers Trainer gesagt.«
    »Ich weiß«, antwortete Katja ungerührt. »Und ich hoffe inbrünstig, dass sie dafür bei den nächsten fünfzig Spielen auf der Bank sitzen bleiben müssen.«
    Sie fuhr zuerst Oliver nach Hause. Er bedankte sich artig fürs Bringen und gab uns ein Küsschen auf die Wange, bevor er ausstieg.
    Katja hob den Zeigefinger und zitierte warnend: »Zünde kein Feuer an, das du nicht wieder löschen kannst.«
    Ich kicherte unablässig bis vor unsere Haustür. Dann fiel mir ein, Katja nach dem Ergebnis ihres Schwangerschaftstestes zu fragen.
    »Tja«, sagte Katja.
    »Wieder nichts mit Mützchenstricken?«, fragte ich bedauernd.
    »Wieder nichts mit Studium abbrechen«, ergänzte Katja mit finsterer Miene.
    Wir sahen eine Weile trübe gestimmt vor uns hin.
    »Jens ist ein Arschloch«, sagte Katja schließlich. »Und Holger auch.«
    Sie hatte leider recht. Es musste was geschehen.

Dienstag
    Um zehn nach acht rief die Personaldisponentin der Versandfirma an, bei der ich stundenweise im Büro aushalf. Sie fragte mich, ob ich Interesse hätte, meinen Aushilfsjob gegen eine Festanstellung zu tauschen.
    Ich sagte verschlafen, dass ich daran nicht interessiert sein könne, weil ich, wie sie wisse, im elften Semester Germanistik studiere.
    Die Personaldisponentin blieb unbeeindruckt. Sie teilte mir mit, dass eine neue Stelle geschaffen werden müsse, die nicht mit acht Stunden wöchentlich ausgefüllt werden könne.
    »Wenn Sie nicht bereit oder in der Lage sind, ab nächsten ersten vierzig Stunden in der Woche bei uns zu arbeiten, muss ich Ihnen leider sagen, dass wir Ihre Aushilfsarbeit zukünftig nicht mehr in Anspruch nehmen können«, sagte sie und fügte hinzu, dass ich Arbeitszeugnis und Unterlagen jederzeit abholen könne.
    Ich fiel völlig überrumpelt zurück ins Bett. Bei der Versandfirma hatte ich achtzehn fünfzig die Stunde bekommen, bei durchschnittlich acht Stunden in der Woche machte das fünfhundertzweiundneunzig Mark monatlich, von denen ich meine acht Kästen Wasser, die Kinobesuche und die anderen Dinge finanzierte, die ich zum Leben brauchte. Wie, um Himmels willen, sollte ich ohne diese Geldquelle überleben?
    Meinen Eltern hatte ich schon vor drei Jahren großspurig gesagt, ich könne mich allein unterhalten. Dafür brauchte ich ja auch keine Miete für die Wohnung zu zahlen. Bei Rebecca half ich dienstags im Laden, allerdings für ein eher symbolisches Entgelt, da sie sich mehr nicht leisten konnte. Ansonsten war weit und breit keine andere Einkommensquelle in Sicht.
    Es half nichts, ich brauchte einen neuen Job.
    Ich holte mir entschlossen die Gelben Seiten ins Bett und suchte nach Zeitarbeitsfirmen in der Stadt. Es gab drei Seiten voll davon. Ehe ich es mir anders überlegen konnte, räusperte ich mich ein paarmal und wählte nach dem Zufallsprinzip eine Nummer aus. Die Firma hieß »Asche-Zeitarbeit«, und Asche wollte ich auch machen.
    Die Frau am Telefon war sehr freundlich und schlug mir vor, sofort persönlich vorstellig zu werden. Ich war einverstanden, feilte meine Fingernägel, weil ich mal gelesen hatte, dass Personalchefs immer zuerst auf die Hände schauen, zog meinen seriösesten Blazer, meine beste Jeans und meine langweiligste Haarspange an und machte mich auf den Weg.
    Asche-Zeitarbeit hatte ihren Sitz im zweiten Stock eines Geschäftshauses in der Innenstadt, und die dazugehörige Frau war genauso nett, wie sie am Telefon geklungen hatte.
    Als sie hörte, dass ich einen Job suchte, den ich auch während des Semesters ausüben könne, sagte sie: »Das ist alles kein Problem. Bei uns arbeiten viele Studentinnen.«
    »Wie viele Stunden in der Woche?«, fragte ich.
    »Nun, das

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