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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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»Und was hast du gegen die Story einzuwenden?«
    »Könntest du dir vorstellen, mit einer Frau ins Bett zu gehen, von der du glaubst, dass sie schon zwei Männer unmittelbar nach dem Sex um die Ecke gebracht hat?«, fragte ich zurück.
    »Warum nicht? Wenn sie so gut aussieht wie die ... ist doch aufregend.« Holger lächelte vielsagend.
    »Ist doch aufregend, wenn man denkt, dass einem jedem Moment ein Eispickel in die Eingeweide fahren kann?«, sagte ich. »Das aus dem Mund von einem, der schon Schwierigkeiten hat, wenn im Nebenzimmer jemand hustet ...« Ich lächelte auch vielsagend.
    »Es kommt immer auf die Frau an, würde ich sagen«, sagte Holger verkniffen.
    Na klar. Wir stritten uns so lange, bis ich endlich vergessen hatte, worum es überhaupt ging.
    »Ich finde, wir streiten uns in letzter Zeit nur noch«, sagte ich müde.
    »Das finde ich auch«, bestätigte Holger.
    »Vermutlich, weil wir nichts mehr füreinander übrig haben«, sagte ich.
    »Vermutlich«, wiederholte Holger.
    Ich bekam trotzdem einen Kloß im Hals.
    »Unter diesen Umständen wäre es vielleicht besser, wenn wir uns nicht mehr sehen würden«, meinte ich.
    »Wäre vielleicht besser«, echote Holger.
    »Also machen wir am besten Schluss, würde ich sagen«, sagte ich probeweise.
    »Das würde ich auch sagen«, bestätigte Holger munter.
    Er klang nicht so, als hätte er einen Kloß im Hals. Er sah auch nicht so aus.
    »Na, dann ...«, murmelte ich unbestimmt. »Wiedersehen.«
    »Lass uns gute Freunde bleiben«, sagte Holger.
    Das sagte er tatsächlich. Der Typ war sich auch für das dümmste Klischee nicht zu schade. Ich drehte mich um und ging zur U-Bahn. Holger kam nicht hinter mir her.
    »Gute Freunde lässt er wohl nachts um zwei allein im Untergrund stehen«, murmelte ich aufgebracht, fuhr mit der Rolltreppe auf der anderen Seite wieder hoch und nahm notgedrungen ein Taxi nach Hause.

Dienstag, Lichtjahre später
    Es gab wirklich nichts, was mich zum Aufstehen hätte motivieren können. Mein ganzer Körper fühlte sich an wie aus Blei.
    Die Wohnung sah zum Fürchten aus. Ein gigantischer Berg von Schmutzwäsche türmte sich in der Küche vor der Waschmaschine. Seit einer Woche hatte ich nichts getan außer Eis und Chips gegessen und auf Holgers Anruf gewartet. Möglicherweise hatten wir ja gar nicht ernsthaft Schluss gemacht, und das alles war nur ein Missverständnis.
    Ich aß und wartete, wartete und aß, und ab und zu wählte ich Holgers Nummer, um sofort aufzulegen, wenn ich seine Stimme hörte. Tief in meinem Bleiherzen wusste ich aber, dass es mit uns beiden tatsächlich vorbei war.
    In einem Anfall von Bedauern hatte ich mein Hexenbuch zu Rate gezogen und nachgelesen, was man tun könne, um einen Mann zurückzugewinnen. Es gab mehrere Möglichkeiten.
    Die erste wäre mir persönlich die liebste gewesen, weil ich dafür Holger eine unappetitliche Mixtur aus Finger- und Fußnagelschnipsen sowie zerkleinerten Schamhaaren unter ein scharfes Ragout - oder sein Energiemüsli - hätte mischen müssen. Aber da mich Holger offensichtlich nicht sehen wollte, konnte ich ihn auch nicht beköstigen, ohne mich verdächtig zu machen.
    Die zweite Methode, einen Mann zurückzugewinnen, gefiel mir weniger gut, obwohl sie schon einfacher zu realisieren gewesen wäre. Ich hätte lediglich eine Hand voll Staub von einer Stelle aufsammeln müssen, an der Holger einen Fußabdruck hinterlassen hatte, und in Wasser vermengt beim Schein einer schwarzen Kerze zu mir nehmen sollen. Es hätte unter Garantie bewirkt, dass Holger auf der Stelle seine Schritte zu mir gelenkt hätte.
    Aber auch für diesen Zauber sah ich zu viele organisatorische Probleme. Ich hätte Holger verfolgen und hoffen müssen, dass er irgendwo abseits vom Bürgersteig einen Abdruck im Staub hinterlassen würde. Und dann den Dreck auch noch trinken. Nein, danke, so wichtig war es nun auch wieder nicht.
    Die dritte Möglichkeit war zwar laut Buchtext unfehlbar, aber ich hätte dazu um Mitternacht einen Friedhof aufsuchen müssen und das zweidottrige Ei einer schwarzen Henne in ein offenes Grab schlagen müssen.
    Da war ich doch lieber bei der bewährten Methode geblieben, weiter im Bett rumzulungern und mich mit Eis und Chips vollzustopfen.
    Dienstags half ich Rebecca für gewöhnlich im Laden, und das war schließlich doch ein Grund, das Bett zu verlassen. Ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass ich mich in einem ähnlich desolaten Zustand befand wie meine Wohnung. Aber das hielt

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