Maenner und andere Katastrophen - Roman
Dänemark zu erzählen. Aus Erfahrung wusste ich, dass es zwecklos war, sie zu unterbrechen und ließ ihr eine halbe Stunde Redezeit, in der ich über all das unterrichtet wurde, was man bei Regenwetter in einem dänischen Strandcottage Aufregendes mit einer Arbeitskollegin unternehmen kann.
»Ich hatte auch eine aufregende Woche«, sagte ich schließlich hastig. »Du wirst nie glauben, was ich ...«
»Sei nicht böse«, unterbrach mich Bille, »aber ich muss leider aufhören. Das Arschgesicht wirft mir schon seit einer halben Stunde böse Blicke zu.«
Das Arschgesicht war Billes Vorgesetzter.
»Heute Abend haben wir alle Zeit der Welt«, tröstete Bille mich. »Dann kannst du mir alles erzählen.«
Ich konnte es kaum abwarten.
»Sehr ärgerlich, sehr ärgerlich«, rief der sympathische Herr Römer, als er an diesem Morgen ins Büro kam.
»Was ist sehr ärgerlich?«
»Ich komme gerade aus dem Personalbüro und habe festgestellt, dass Sie evangelisch getauft sind«, sagte er stirnrunzelnd.
»Ja, das haben meine Eltern damals getan«, sagte ich verwirrt.
»Das ist sehr ärgerlich«, knurrte er. »Wenn Sie katholisch wären, könnten wir Sie der Zeitarbeitsfirma abwerben und Ihnen eine Festanstellung bieten.«
»Was ist denn mit der legendären Frau Meister?«, wagte ich zu fragen.
»Die ist natürlich katholisch. Wir sind eine römisch-katholische Einrichtung und dürfen nur römisch-katholische Angestellte beschäftigen.«
»Ich meinte, kommt Frau Meister nicht zurück?«, fragte ich.
»Das glaube ich nicht. Sie zieht nächste Woche mit ihrem Mann nach Leipzig. Warum müssen ausgerechnet Sie evangelisch sein? Das ist sehr ärgerlich. Ich werde sofort durchsetzen, dass Sie wenigstens so lange bleiben, bis Ihre Nachfolgerin eingearbeitet ist.«
Während er mit dem Personalbüro telefonierte, rief ich bei Asche-Zeitarbeit an, um zu fragen, wie es jetzt weitergehen sollte.
Die nette Frau Asche versicherte mir, dass mein nächster Job mindestens so interessant werden würde wie der jetzige.
»Aber mir gefällt es hier«, sagte ich unzufrieden.
»Wir sind ein Zeitarbeitsunternehmen. Unsere Mitarbeiterinnen bleiben immer nur so lange, wie sie gebraucht werden«, erklärte die nette Frau Asche geduldig.
»Aber ich werde hier gebraucht, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie«, sagte ich überzeugt.
»Freuen Sie sich auf Ihren nächsten Einsatz«, sagte Frau Asche. Es klang sehr endgültig.
Ich legte nachdenklich den Hörer auf. Schade, ich hatte mich gerade so schön an alles hier gewöhnt.
Herr Römer verließ das Büro, um für eine Woche zu verreisen. Netterweise hinterließ er mir kaum Arbeit. So hatte ich Zeit, alles Liegengebliebene zu erledigen, mich ausgiebig mit der Pflanzenpflege zu beschäftigen und sogar der beinahe blattlosen Birkenfeige in seinem Zimmer Mut zuzusprechen.
Als ich damit fertig war, war es noch nicht mal Mittag. Stefanie im Büro gegenüber saß ebenfalls etwas verloren an ihrem Schreibtisch und winkte mir zu. Ich beschloss, sie etwas aufzumuntern, und wählte ihre Nummer.
Als sie sich meldete, sagte ich mit krächzender Stimme: »Guten Tag, hier ist Schwester Annaklara vom Kloster St. Kunibert. Ich hätte gern Frau Reger gesprochen.«
»Das bin ich«, sagte sie freundlich.
»Würden Sie mich dann bitte mal mit ihr verbinden?« ließ ich die Schwester krächzen.
»Hier ist Reger«, sagte Stefanie geduldig. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hätte gern Frau Reger gesprochen«, wiederholte ich.
»Aber ich bin Frau Reger«, sagte Stefanie mit wachsender Verzweiflung.
»Ja, dann geben Sie mir doch bitte mal Frau Reger«, krächzte ich.
»Hören Sie«, sagte Stefanie unglücklich, aber laut und sehr deutlich, »Sie sind bereits mit Frau Reger verbunden. Ich bin Frau Reger.«
»Wann kommt Frau Reger denn zurück?« quengelte ich weiter.
»Aber ich bin doch Frau Reger!!!!« Stefanie war von ihrem Stuhl aufgesprungen.
»Hier ist Schwester Annaklara vom Kloster St. Kunibert. Ich hätte gerne mit Frau Reger gesprochen«, leierte ich. »Und setzen Sie sich wieder hin, wenn Sie mit mir sprechen.«
Stefanie setzte sich wieder.
»Na, also«, sagte ich. »Und jetzt verbinden Sie mich bitte mit Frau Reger.«
»Aber ...«, Stefanie kratzte sich verwirrt am Ohr.
»Na, das gehört sich aber doch nicht«, sagte ich tadelnd, »sich am Ohr zu jucken. Hatten Sie denn gar keine Kinderstube?«
Da endlich schaute Stefanie zu mir hinüber. Ich winkte ihr zu.
»Also, wirklich«,
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