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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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habe alles gelernt. Meine Trainer und Lehrer haben gesagt, sie hätten noch nie jemanden kennen gelernt, der so schnell so gut wird.«
    »Oh«, seufzte ich.
    Nach dem Verzehr der unübertroffenen Spaghetti legte Burghart eine CD ein, drehte den Lautstärkeregler bis zum Anschlag und begann sich nach den Klängen der West-Side-Story zu bewegen. Offenbar tanzte er auch in nüchternem Zustand und bei helllichtem Tag gern. Er warf seine Beine völlig hemmungslos in die Luft, zuckte rhythmisch mit den Hüften und drehte wilde Pirouetten.
    »I feel pretty, oh so pretty ...«, sang er dazu.
    Ich wusste gar nicht, wo ich hingucken sollte. Burghart sah aus wie einer aus dem Fernsehballett in der Ru-di-Carell-Show. Nur noch viel schlechter.
    »Das ist auch immer noch einer meiner Träume«, schrie er gegen die Musik an, »bei einem Musical mitzuwirken!«
    Warum nicht? Jeder hat so seine Träume.
    »Du müsstest nur singen und tanzen können«, schrie ich zurück.
    »Tanzen wäre ja kein Problem«, sang Burghart, »nur ein, zwei Gesangstunden müsste ich schon noch nehmen. It's enorming, how charming I feeeeeeeeeel, ...«
    Ja, das war wirklich enorming.
    Ich hatte jetzt wirklich genug gehört und wollte Bille Burghart kampflos überlassen. Er hatte ausgetanzt und ließ sich schweißgebadet wieder am Tisch nieder.
    »Weißt du, Musik und Tanz sind für mich ungeheuer wichtig«, teilte er mit. »Ich spiele vier Instrumente, hast du das gewusst?«
    Nein, aber ich hätte es mir denken können. Ich gähnte.
    »Cello, E-Gitarre, Saxophon und Oboe«, zählte Burghart auf, »meine Cello-Lehrerin wollte unbedingt, dass ich Musik studiere, und mein Saxophonlehrer hat immer gesagt, Burghart, hat der gesagt, noch ein paar Wochen, und du bist weit besser als ich.«
    »Ach«, sagte ich müde.
    »Und Musik und Tanz sind nicht zuletzt auch Ausdruck von Erotik, findest du nicht?«
    Ich wurde auf der Stelle wieder wach.
    »Kommt drauf an, bei wem«, gab ich zögernd zu.
    »Also, meine Ex, die Sunny, habe ich durch meine Tanzkünste erobert«, rief Burghart aus.
    »Ach.« Das war ja interessant.
    »Die Sunny ging mit so einem anderen Typ in einen Dirty-Dancing-Kurs bei Pickel und Strauß«, begann Burghart.
    »Ach!« Bei Pickel und Strauß waren Bille und ich doch auch gewesen, Ort des Schreckens! Womöglich hatte sich die Romanze sogar unter unseren Augen abgespielt!
    »Also, ich hatte schon länger ein Auge auf Sunny geworfen«, fuhr Burghart fort. »Sie war aber auch ein nettes, aufgewecktes, bildhübsches Dingelchen, die Kleine.«
    Er sagte es wirklich. Genau so. Nettes, aufgewecktes, bildhübsches Dingelchen. Ich fand den Satz beinahe noch schlimmer als seine Tanzdarbietungen. Nettes, aufgewecktes, bildhübsches Dingelchen! Wie konnte einem nur so etwas über die Lippen kommen?
    »Ein Freund von mir, Tanzlehrer, brachte mir die Grundlagen vom Dirty Dancing in ein paar Stunden bei, und was die anderen in zwei Jahren gelernt hatten, tat ich mir in ein paar Stunden drauf«, erinnerte sich Burghart.
    Klar, dass auch der Tanzlehrer gesagt hatte, Burghart, eine Unterrichtsstunde noch, und du tanzt schmutziger als Patrick Swayze.
    »Beim Vortanzen habe ich Sunnys Macker natürlich voll ausgestochen. Und da ist Sunny mit fliehenden Fahnen zu mir übergewechselt.«
    So war das also gewesen. Interessant, interessant.
    Wo wir schon mal beim Thema Frauen waren, konnte Burghart bei der Gelegenheit gleich seine umfassenden Kenntnisse auf dem Gebiet der Sexualität im Allgemeinen und im Besonderen offenbaren.
    »Ich bin immer wieder verblüfft, was man noch alles dazulernen kann«, sagte er mit wissendem Lächeln.
    Spätestens jetzt war sonnenklar, dass ich in Burghart einen Meister aller Klassen vor mir hatte.
    »Ich meine, man ist doch schnell an die Grenzen des Kamasutras gestoßen, wenn du verstehst, was ich meine«, sagte er.
    Sicher verstand ich das. Man stieß sehr schnell an die Grenzen des Machbaren, wenn man sich nur schon die Abbildungen betrachtete.
    Aber diese Art Grenzen meinte der Meister aller Klassen natürlich nicht, gab es doch im Kamasutra und auch anderswo nichts, was er nicht schon probiert und für gut befunden hatte. Die Frauen fanden auch, dass Burghart etwas ganz Besonderes war. Burghart, pflegten die zu sagen, mit dir ist Sex eine so wunderbare Erfüllung, dass man gar nicht genug davon bekommen kann.
    Nähere Details konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, aber eins war sicher, vor mir saß der Mann, der das Kamasutra

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