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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Bolognese?«, fragte Burghart aus der Küche.
    »Ja, furchtbar gern«, sagte ich feige. »Kann ich dir helfen?«
    »Nein, aber du kannst zugucken, wie es geht«, schlug Burghart vor.
    Von mir aus. Im Wohnzimmer gab es außer einem Dutzend angestaubter Kakteen auf der Fensterbank sowieso nichts mehr zu bewundern. Ich stellte mich neben Burghart vor den Herd.
    »Pass gut auf, wie s gemacht wird«, sagte er freundlich. »Jeder Handgriff muss sitzen.«
    Ich fand zwar, dass ich ganz passabel kochen konnte, war aber immer wieder gern bereit, etwas dazuzuler-nen. Deshalb verfolgte ich aufmerksam jeden Handgriff. Burghart hatte Hackfleisch und Zwiebeln angebraten, in Olivenöl. So weit konnte ich ihm mühelos folgen.
    »Meine Sauce Bolognese ist berühmt und berüchtigt«, sagte er und rührte emsig eine Prise Salz, eine Prise Paprika und ordentlich Pfeffer dazu. Das war auch noch einfach zu merken, zumal ich es für gewöhnlich ähnlich machte. Ich wartete gespannt auf die Besonderheit, die Burgharts Bolognese berühmt und berüchtigt machten. Die geheime Zutat war eine Tüte Fertigsauce Matsch-Fix der Meisterklasse, die Burghart mit großartiger Geste aufriss und unter das Hackfleisch mischte.
    »Du wirst sehen, so was Gutes hast du noch nie gegessen«, prophezeite er in mein staunendes Gesicht und legte die Spaghetti ins kochende Wasser. »Ich kann dir nachher gern das Rezept aufschreiben.«
    Das würde wohl nicht nötig sein, stand ja alles hinten auf der Soßentüte von Matsch-Fix der Meisterklasse.
    Während die Spaghetti kochten - der Trick war, sie nach dem Kochen direkt in kaltem Wasser abzuschrecken, revolutionär! -, deckte ich nachdenklich den Tisch. Eigentlich wäre ich lieber hungrig nach Hause gegangen. Aber als Burghart die Soße auf den Tisch stellte und mir einen aufmunternden Blick aus seinen strahlendblauen Augen zuwarf, hoffte ich, dass es sich trotzdem lohnen würde, zu bleiben.
    »Guten Appetit«, sagte ich und begann, die abgeschreckten Spaghetti um meine Gabel zu wickeln. Sie sahen aus wie Gehirnmasse. Und die Soße sah aus wie ... Burghart nahm den ersten Bissen und schnalzte fachmännisch mit seiner Zunge.
    »Oh, Momentchen«, rief er und sprang wieder auf, »da fehlt noch ein ganz, ganz kleines bisschen Paprika.«
    Nachdem er einen Krümel davon in der Pfanne verrührt hatte, war er zufrieden.
    »Göttlich, einfach göttlich«, sagte er und sah erwartungsvoll zu mir hin.
    Ich fand es durchschnittlich, höchstens durchschnittlich, aber man konnte es essen. Außerdem war ich ja auch nicht wegen der Spaghetti gekommen, und so sagte ich verlogen: »Du bist wirklich ein toller Koch, Burghart.«
    Burghart fand das auch. Er zählte all die anderen Gerichte auf, die er boucusemäßig zuzubereiten verstand. Von A wie Auberginen mit Hackfleischfüllung bis Z wie Zucchiniauflauf Burghartscher Art.
    »Was kannst du denn noch außer Kochen?«, fragte ich schnell, bevor er wieder bei A wie Aprikosenkompott anfangen konnte.
    »Sieh dich doch nur um«, ließ sich Burghart bereitwillig ablenken und wies mit weit ausholender Geste ringsrum.
    Ich wagte noch mal einen vorsichtigen Blick auf die Käse- und Igelskulpturen. Aber Burghart meinte die Urkunden, Pokale und Medaillen.
    »Sport ist für mich sehr wichtig«, erklärte er. »Ich habe nur den einen Fehler, mich nicht auf eine einzige Sportart beschränken zu können.«
    »Oh«, murmelte ich.
    »Alle meine Lehrer und Trainer habe ich damit zur Verzweiflung gebracht«, erzählte Burghart. »Die haben mir hundertmal gesagt, Burghart, haben die gesagt, wenn du dich nur auf eine Sache konzentrieren und öfter trainieren würdest, wärst du bei der nächsten Olympiade dabei.«
    »Oh«, machte ich wieder, und die Spaghetti baumelten schlaff von meinen Lippen herab.
    »Ob das nun Schwimmen war oder Leichtathletik, Radfahren oder Handball et cetera, et cetera«, listete Burghart auf, »die haben immer alle gesagt, Burghart, es liegt bei dir, haben die gesagt, wenn du bei der nächsten Olympiade dabei sein willst, dann kannst du auch dabei sein.«
    »Oh ... lympiade«, variierte ich.
    »Du willst wissen, warum ich darauf verzichtet habe?«, fragte Burghart. »Mir war es eben auch wichtig, die anderen Sportarten kennen zu lernen, Skifahren, Surfen, Squash, Drachenfliegen, Freeclimbing et cetera, et cetera. Das wollte ich halt auch alles lernen. Und das sind ja immer neue Erfahrungen. Die bringen einen echt weiter, weißt du.« Er deutete wieder auf seine Pokale. »Und ich

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