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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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endgültig in die Antiquariate zu verweisen in der Lage wäre, wenn er nur seine Erfahrungen und Kenntnisse zu Papier brächte.
    »Aber man muss auch unterscheiden zwischen purem Sex ohne Gefühle und Sex in einer festen Beziehung«, fand Burghart. »Ich meine, Sunny zum Beispiel war noch Jungfrau. Da musste ich ganz behutsam vorgehen, damit sie Spaß an der Sache bekommen konnte. Sie war schon ein aufgewecktes junges Dingelchen, die Sunny.«
    Langsam hatte ich genug von Burgharts Prahlereien über sein aufgewecktes Dingelchen, hahaha! Ich fragte ihn, wo sich die aufgeweckte Sunny denn heute aufhalten würde.
    »Die ist verheiratet, hat ein Kind und tut, als ob sie glücklich sei«, sagte Burghart und machte plötzlich ein verkniffenes Gesicht, »aber das ist eine ganze Geschichte für sich.«
    Die wollte ich aber heute nicht mehr hören. Und auch sonst niemals mehr. Was fand Bille nur an dem? Noch nie hatte ich erlebt, dass sich jemand innerhalb weniger Stunden so vollständig als Idiot offenbart hatte! Da halfen ihm auch seine Grübchen nicht mehr. Die arme Sunny hatte nur etwas länger gebraucht, um sein wahres Ich zu erkennen. Hoffentlich war sie wenigstens heute glücklich. Es wäre ihr zu gönnen.
    »Ich muss jetzt gehen«, kündigte ich abrupt an und griff nach meinem Rucksack.
    Burghart brachte mich zur Tür.
    »Die Geschichte mit Sunny hat mich damals sehr mitgenommen«, sagte er noch, »aber ich habe meinen Liebeskummer in kreative Energie umgewandelt und diese Skulpturen hier geschaffen.«
    Er deutete auf die Igel und all die anderen wundersamen Gebilde im Regal. Ich nickte gelassen. Das konnte mich jetzt auch nicht mehr umhauen.
    Somit war zu guter Letzt auch der Bereich der schaffenden Künste zur Sprache gekommen und das Geheimnis um die Herkunft und Bedeutung der rätselhaften Tonklumpen gelüftet. Niemand würde mir glauben, was ich hier erlebt hatte. Ich konnte es ja selbst kaum glauben und gar nicht erwarten, Billes Gesicht zu sehen, wenn sie all diese Ungeheuerlichkeiten erfuhr. Komisch war nur, dass sie bis jetzt noch nicht bemerkt hatte, was an ihrem Nachbarn faul war. Schließlich sah sie ihn doch viel öfter als ich.
    Zu Hause versuchte ich, es dem Meister aller Klassen nachzutun und meine Enttäuschung in kreative Energie umzuwandeln. Es gelang vorzüglich. Ich modellierte einen Drachenkopf, den Drachenschwanz und vier Drachenklauen und den Kopf von Siegfried dem Drachentöter gleich dazu. Der tapfere Recke sah Burghart zum Verwechseln ähnlich.

Montag, wiedermal
    Billes Geburtstag fiel auf den Tag nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub. Ich konnte es nicht erwarten, in allen Einzelheiten die Wahrheit über Burghart Omnipotent vor ihr auszubreiten.
    Deshalb rief ich gleich morgens vom Büro aus in der Buchhandlung an, um ihr zu gratulieren.
    »Wenn der Hahn kräht am frühen Morgen auf dem Zaun, krähet e-her laut: Guten Morgen, liebe Bille, dein Geburtstag ist heut, guten Morgen, liebe Bille, dein Ge-burtsta-hag i-hist heut«, krähte ich in den Hörer.
    Mein Gesang lockte unangenehmerweise Herrn Schimmel-Kotzbrocken ins Zimmer. Er lächelte sanft und nahm meine Hand zwischen seine Greifer. »Hallo, bist du's, Judith?« kam Billes Stimme aus dem Hörer.
    »Ja, ich bin's, hallo«, sagte ich und versuchte Herrn Schimmel-Kotzbrockens feuchte Hände abzuschütteln.
    Vermutlich hielt er mein heftiges Zucken für ekstatische Freude über seinen Besuch, denn er schenkte mir lediglich einen seelenvollen Augenaufschlag und machte keinerlei Anstalten, meine Hand loszulassen.
    »Mahlzeit, liebe Frau eh-eh, es freut mich, dass Sie heute so fröhlich sind«, sagte er mit salbungsvoller Stimme und schüttelte, was das Zeug hielt.
    »Hallo, Judith, hallo«, sagte Bille am Telefon. »Ich versteh dich so schlecht. Kannst du nicht den Fernseher ausmachen? Es gibt so viel von Dänemark zu erzählen.«
    »Ja, nein«, sagte ich konfus, »das heißt, das ist überhaupt kein Fernseher, sondern ein Schimmel ...«
    »Ein was?« quäkte Billes Stimme.
    »Und bleiben Sie so fröhlich wie Sie sind, Frau eh-eh«, sagte Herr Schimmel-Kotzbrocken, ließ meine Hand behutsam aus seinen Schweißpfoten flutschen und setzte mit seligem Lächeln seine morgendliche Begrüßungstour durch die anderen Büros fort.
    »Ihnen auch einen schönen Tag, Herr Schimmel-Kotzbrocken«, sagte ich erleichtert hinter ihm her und bekam einen Heidenschrecken, als mir einfiel, dass er ja in Wirklichkeit etwas anders hieß.
    Bille begann von

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