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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Mehlig lief noch tagelang durch die Flure und erzählte allen von der uralten, tattrigen Schwester, die sich zum Bauchtanzkurs angemeldet hatte. Natürlich glaubte ihr kein Mensch.
    Gutgelaunt machte ich mich abends auf den Weg zu Billes Geburtstagsfeier, um endlich über mein Erlebnis mit Burghart sprechen zu können.
    Als ich bei Bille ankam, stand sie jammernd an der Tür.
    »Ich glaube, heute ist mein Pechtag. Claudia ist krank, Susanne und Markus sind im Urlaub, und Doris und Dirk kommen auch nicht vorbei.«
    »Was erwartest du? Du hast schließlich keinen eingeladen«, sagte ich und erfasste mit einem Blick, dass das ganze Knoblauchbrot mir allein gehören würde.
    »Ich muss dir so viel erzählen«, sagte ich aufgeregt.
    »Wenn doch wenigstens meine Cousine mit ihrem blöden Mann käme«, jammerte Bille.
    »Du kannst deine Cousine und ihren Mann nicht ausstehen«, sagte ich verständnislos.
    »Aber was soll er denn von mir denken, wenn kein Schwein zu meinem Geburtstag kommt?«, fragte Bille.
    »Der Mann von deiner Cousine?«, fragte ich verblüfft zurück.
    »Nein, Burghart natürlich«, rief Bille ungeduldig. Es klingelte an der Tür.
    »Mach nicht auf«, bettelte ich in beschwörendem Ton. »Ich sage dir, der hat wirklich nicht alle Tassen im Schrank.«
    Aber Bille drückte schon eifrig auf den Türöffner.
    »Wenn ich dir erzähle, was ich mit dem erlebt habe, wirst du es noch bereuen, ihn jemals in deine Wohnung gelassen zu haben«, sagte ich unglücklich.
    Da stand er leider auch schon in der Tür. Ich musste mich abwenden.
    »Nanu, bin ich der Erste?«, fragte er.
    »Es ist wie verhext«, sagte Bille in eigenartig klagendem Ton. »Alle sind im Urlaub oder krank. Und Senta und der ganzen Clique hatte ich gesagt, dass ich erst nach dem Neunzehnten wieder hier bin. Zu blöd, was?«
    Wer, zum Teufel, war Senta?
    Bille ignorierte die Fragezeichen in meinen Augen und sagte zu mir: »Ach, und ich soll dir liebe Grüße von Daniel und Stefan bestellen. Die beiden haben extra aus Südfrankreich angerufen, um mir zu gratulieren.«
    Erst Senta und die ganze Clique und jetzt auch noch Daniel und Stefan aus Südfrankreich - ich fürchtete ernsthaft um Billes Verstand.
    »Weißt du«, sagte sie zu Burghart gewandt, »es ist zur Abwechslung mal ganz schön, nicht so einen Rummel am Geburtstag zu haben. Wenn ich da an letztes Jahr denke!«
    »Ach ja«, sagte ich, »das war was - mit Senta und der ganzen Clique. Und weißt du noch, wie Daniel und Stefan mit den Negerküssen herumgeworfen haben, die beiden Ferkel?«
    Bille sah mich wütend an. Ich sah wütend zurück. Nicht, dass ich was gegen das Erfinden kleiner Geschichten habe, aber dass sie unbedingt dem armseligen Schwachkopf mit diesem ungeheuren Freundeskreis imponieren wollte, machte mich zänkisch.
    »Haben sich denn Dolly, Molly und Holly gemeldet?«, fragte ich hinterhältig, und Bille zuckte zusammen.
    »Das müsstest du erleben«, sagte ich zu Burghart, »die singen Sybille immer ein Geburtstagsständchen, Holly mit der Mundharmonika und Dolly mit dem Akkordeon.«
    Bille fing an, mich zu hassen. Sie stand unter dem Vorwand auf, etwas aus dem Kühlschrank holen zu wollen. Ich folgte ihr in die Küche.
    »Musst du immer gleich so übertreiben?«, zischte sie mich an.
    »Tut mir leid«, sagte ich beleidigt, »aber ich glaube nicht, dass ich es den ganzen Abend mit dieser angeberischen Kreatur aushalte. Da wären mir Dolly, Molly und Holly samt Akkordeon noch lieber. Kannst du ihn nicht loswerden? Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir so viel Schreckliches von ihm erzählen muss.«
    »Er ist doch gerade erst gekommen«, sagte Bille stur.
    »Aber er ist ein pathologischer Hochstapler«, sagte ich mit flehentlicher Stimme, »ein notorischer Lügner und Angeber, er glaubt, dass es nichts gäbe, wovon er nicht mehr verstünde als jeder Fachmann. Er ist ...«
    »Sehr, sehr gutaussehend«, ergänzte Bille. »Sag mal, du bist doch nicht etwa neidisch, dass er mich dir vorzieht?«
    Darauf war ich nicht fähig zu antworten.
    Bille nahm den Käse aus dem Kühlschrank und ließ mich stehen. Glaubte sie tatsächlich, ich missgönne ihr diesen Sack voll heißer Luft in einer irreführenden blendenden Hülle mit Grübchen? Von mir aus sollte sie ohne meine Hilfe begreifen, was für ein Windei sie da auszubrüten im Begriff war.
    Im Wohnzimmer zog Burghart wieder seine Gogo-Girl-Nummer ab. Er drehte sich ein paarmal schnittig um seine eigene Achse, warf das rechte Bein

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