Maenner und andere Katastrophen - Roman
wiederkommen!«, konterte Katja und warf die Tür vor seiner Nase zu.
Jens Rufe verhallten im Treppenhaus.
Ich folgte Katja zutiefst beeindruckt in die Küche. Sie nahm zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank und ging damit zum Fenster.
»Nein, tu's nicht«, rief ich besorgt, aber Katja lachte mich an.
»Ich dachte, das Bier trinken wir«, sagte sie und nahm den Flaschenöffner aus der Schublade. »Jens sammelt seine Unterhosen von der Straße.«
Sie hielt mir eine Flasche hin und nahm einen großen Schluck aus der anderen. Ich beobachtete durch die Jalousien, wie Jens sein Auto belud und dabei mit sich selbst sprach. Beinahe konnte er einem leidtun.
»Das war ehrlich die schönste halbe Stunde, die ich in den letzten sechs Jahren mit ihm erlebt habe«, meinte Katja zufrieden und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Und wie schön es hier aussieht!«
»Wie fühlst du dich jetzt?«
»Wunderbar«, seufzte Katja und schloss erschöpft die Augen. »Morgen werde ich mit dem Renovieren beginnen. Hier wird alles anders werden.«
Die Bierflasche glitt ihr unbemerkt aus der Hand.
»Erst mal wirst du drei Tage und drei Nächte schlafen«, sagte ich energisch und zog sie ins Schlafzimmer. »Du hast es verdient. Oder gibt es noch was, was du erledigen musst?«
Katja streifte schläfrig ihre Klamotten ab.
»Nein, jetzt nicht mehr. Du kannst meine Hand halten, bis ich eingeschlafen bin«, murmelte sie, bettete ihre neue Frisur aufs Kissen und schlief auf der Stelle ein.
Ich deckte sie zu und blieb bei ihr, bis sich ihre Gesichtszüge völlig entspannt hatten und ihr Atem ruhig und gleichmäßig ging. Nachdenklich strich ich ihr das Haar aus der Stirn. Jeder hatte offenbar seine eigene Methode, mit einem gebrochenen Herzen fertig zu werden, und Katjas Methode gefiel mir besser als meine eigene. Man nahm wenigstens nicht zu davon.
Bevor ich leise die Wohnungstür hinter mir ins Schloss zog, stellte ich die Klingel aus und legte den Hörer neben das Telefon, damit weder Jens noch sein Anwalt ihren Erholungsschlaf stören konnten.
Zu Hause hatte ich gerade noch Zeit, meine wunderschönen Puppen zu begrüßen und meinen Kopf unter den Wasserhahn zu halten, als das Telefon klingelte und neues Unheil über mich hereinbrach.
Es war Susanna.
»Der Bruno ist ja so gemein!«
»Ja.«
»Du hast gesagt, ich kann zu dir kommen, wenn ich's zu Hause nicht mehr aushalte.«
»Aber sicher kannst du das.«
»Diesmal komme ich wirklich!«
»Wunderbar!«
»Dann komm und hol mich«, jammerte Susanna. »Ich bin nämlich schon da.«
Triumph! Dies war kein guter Tag für die Jense und Brunos dieser Welt.
»Wo bist du?«
»Ich warte auf dem Hauptbahnhof vor einem Eiswagen auf dich«, sagte sie. »Ich habe die Tasche voller Hundertmarkscheine, die dieser gemeine Hund sich sauer verdient hat, und ich will alles ausgeben. Restlos und sofort. Komm, bevor ich alles in Eis investiert habe.«
»Ich bin gleich bei dir«, versprach ich, frottierte meine Haare und eilte zur Straßenbahn.
Susanna stand wirklich vor dem Eiswagen im Hauptbahnhof und noggerte sich einen. Erwartungsgemäß erkannte sie mich erst, als ich ihr um den Hals fiel.
»Mein Gott, wie konnte das passieren?«, rief sie und deutete auf mein Haar.
»Geistesgestörte Friseuse«, antwortete ich knapp.
Susanna ging einmal um mich herum.
»Hast du wenigstens Anzeige erstattet?«, fragte sie dann.
Ich wollte kein Wort mehr davon hören.
»Was hat Bruno dir denn getan?«, fragte ich ablenkend.
Susanna biss wütend den Eisstil durch.
»Er ist ja so gemein!«, knirschte sie und berichtete, dass Bruno sie eine Dreckschlampe genannt habe, weil sie den Schrubber mit den Borsten nach unten an die Wand gelehnt hatte.
»Der spinnt ja wohl, sich so anzustellen«, rief ich solidarisch empört aus.
Das hatte Susanna auch gefunden und Bruno deshalb einen »Dibbelschissel« genannt.
»Richtig so«, sagte ich zustimmend. Dibbelschissel klang gut.
Aber das hatte Bruno nicht auf sich sitzenlassen. Eine richtige »Dunsel« sei Susanna, hatte er gesagt, eine echte »Plunzkuh«, eine alte »Mutzhawwe«, eine »Eidergans«, zumal sie ja selber immer meckern würde, wenn er den Schrubber mit den Borsten nach unten hinstelle.
»Ist das wahr?«, fragte ich, etwas irritiert, nicht zuletzt der vielen Fremdwörter wegen.
»Ei, natürlich«, rief Susanna heftig und fiel vorübergehend in den heimischen Dialekt, »wenn der Schrubbä mit den Borschte nach unne steht, dann werde die Borschte
Weitere Kostenlose Bücher