Maenner und andere Katastrophen - Roman
plattgedrückt und stehe gansch krumm, und es dauert net lang, dann isch der ganze Schrubbä hie.«
Ich verstand sie kaum und die Welt gar nicht mehr.
»Ja, aber ...«begann ich hilflos.
Susanna schnaufte energisch.
»Ich hab mich ja auch bloß aufgeregt, weil dieser Klugscheißer so unfair war«, unterbrach sie mich. »Es war so verdammt ungerecht, weil er ganz genau wusste, dass ich den Schrubber nur deshalb mit den Borsten nach unten gestellt habe, weil die Borsten noch ganz nass waren und ich nicht wollte, dass die Tapete feucht wird, wo doch jedes Kind weiß, dass es sonst hässliche Flecken und Schimmel an der Wand gegeben hätte. Und die sind von der Tapete gar nicht mehr abzukriegen. Verstehst du?«
Nein, nicht wirklich. Ich brauchte auch erst mal ein Nogger und hielt der Eisfrau ein Zweimarkstück hin.
Susanna war so richtig in Fahrt gekommen.
»Aber dieser Furzdurmel hat mir überhaupt nicht zugehört, ist in sein Arbeitszimmer gegangen und hat die Tür hinter sich zugeknallt«, schrie sie, während ich hastig die Eistüte aufriss. »Und da hab ich meine Sachen gepackt, mich in sein Auto gesetzt und bin zum Bahnhof gefahren.« Sie schnaubte wieder. »Und jetzt bin ich hier.«
Ich leckte staunend an meinem Eis. So war das also gewesen.
Da sie schon mal hier war, die Tasche schwer von Brunos sauer verdientem Geld, nutzten wir den langen Donnerstag zum Shopping.
»Ich hätte große Lust, restlos alles auszugeben«, verkündete Susanna. »Über dreitausend Mark hab ich dabei. Was sagst du dazu?«
»Huihui!«
»Mit beiden Händen werde ich's zum Fenster rausschmeißen«, rief Susanna, »das wird ihn ruinieren.«
Ich sagte, dass ich ihr sehr gern behilflich sein würde, Bruno zu ruinieren. Ich stellte es mir allerdings weitaus einfacher vor, als es war.
In einer feinen Boutique probierte Susanna einen königsblauen Kaschmirpullover an.
»Er sieht wunderschön aus«, sagte ich.
»Aber er ist teuer«, wandte Susanna ein.
»Das ist er keineswegs«, widersprach ich. »Fünfzig Prozent Schurwolle, fünfzig feinstes Kashmir, gute Marke, neue Winterkollektion, tolle Verarbeitung, wunderschöne Farbe - und gerade mal hundertfünfzig Mark. Das ist sogar ein Schnäppchen.«
Doch Susanna war nicht auf diese Art von Schnäppchen aus. Sie zog mich aus dem Laden. Ich seufzte. Ich hätte den Pullover sofort genommen, aber das Kapital auf dieser Welt war ungerecht verteilt.
»Na, so was!«, rief Susanna und zeigte auf ein angestaubtes Ladenschild auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Habt ihr hier auch den billigen Jakob?«
Ich schüttelte den Kopf. Weil im Schaufenster nur Wäschekörbe aus violettem und grünem Kunststoff zu sehen waren, hatte ich den Laden noch nie betreten, und wusste auch nicht, ob der Ladenbesitzer Jakob hieß. Eigentlich sah ich auch keinen Grund, das zu ändern. Aber Susanna zog mich schon eifrig über die Straße.
»Du wolltest doch was zum Anziehen«, erinnerte ich sie.
»Der billige Jakob hat auch Kleider«, erklärte mir Susanna, »superschicke Markenklamotten ohne Etikett oder aus Kollektionen vom Vorjahr, irre günstig!«
Also gut, gucken konnte man ja mal.
Zuerst durchstreiften wir die Haushaltswarenabteilung, und dabei besserte sich Susannas Laune zusehends.
»Essigreiniger, drei Flaschen nur zwei Mark neunundneunzig, das kann ich kaum glauben«, jubelte sie und stapelte die Flaschen in unseren Einkaufswagen. »Und die Papiertaschentücher sind auch viel billiger als im Großmarkt, wo wir sonst alles kaufen.« Sie sah mich mit strahlenden Augen an. »Bist du nicht froh, dass wir hierhergegangen sind?«
»Doch«, sagte ich überwältigt. »Ich freue mich, dass es dich so glücklich macht.«
»Ich glaub echt, ich bin im Paradies«, behauptete Susanna.
Es war ihr ernst. Sie machte sich daran, Brunos sauer verdientes Geld für zehn Schachteln Sekond-Hand-Teelichter zum Preis von einer, acht Rollen supergünstigen Küchenkrepp, zwei Großpackungen Fensterleder und nicht weniger als fünf Bügelbrettschonbezüge zum Fenster rauszuschmeißen.
»Die sind immer so schnell kaputt«, erklärte Susanna, als ich fassungslos die Bügelbrettüberzüge zählte. »Und wenn man einen braucht, hat man keinen im Haus.«
»Es war nicht gerecht von Bruno, dich eine Dreckschlampe zu nennen«, meinte ich spontan.
»Das war es auch nicht«, sagte Susanna, aber die günstigen Einkäufe im Paradies der Essigreiniger und Fensterleder schienen ihren Zorn merklich gedämpft zu haben.
Wir
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