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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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in gefährlichem Wasser bewege, „ich dachte, Mark hatte eine Vasektomie?“
    Shelby sieht mich nur an.
    „Nicht?“
    „Es hat nicht funktioniert“, antwortet sie, zutiefst angeekelt. „So viel zum Thema, wenn man so was seinen Kumpeln vom Studium überlässt.“
    Sie wendet sich ab und läuft die Straße hinunter, aber nicht so schnell, dass man das als Fluchtversuch werten könnte. Terrie und ich sehen uns achselzuckend an und folgen ihr. Shelby hält an einem anderen Restaurant. Hier kann man auch draußen sitzen.
    „Oh Gott, ich brauche ein Stück Käsekuchen“, sagt sie, als sie das Tablett eines vorbeilaufenden Obers betrachtet. „Los. Ihr seid eingeladen.“
    „Wahnsinn.“ Terrie schielt über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg. „Ist euch klar, was das für ein bedeutungsvoller Augenblick ist?“
    Shelby und ich sehen einander an, dann fragt sie mit verkniffenen Lippen: „Was? Dass ich so laut geworden bin? Dass ich euch angeschrien habe?“
    „Ja, auch. Aber ist dir eigentlich klar, dass du zum ersten Mal überhaupt ein Zicken-Treffen einberufen hast?“
    „Das ist kein …“
    „Natürlich ist es das. Los jetzt.“
    Shelby wirft mir einen verzweifelten Blick zu, als Terrie ihren Arm nimmt, sie auf die Terrasse des Restaurants führt und auf den Stuhl an einem kleinen Tisch drückt.
    Ich setze mich direkt gegenüber von Shelby, damit ich ihren noch flachen Bauch anstarren und darüber nachdenken kann, dass sich da drin ein winziges Leben formt.
    Erstaunlich. Egal wie entschlossen wir sind, die Natur zu besiegen, am Ende siegt sie doch immer, oder? Ganz egal, wie gut wir darin sind, unsere Gebärmutter zu ignorieren, letzten Endes können wir das Schreien unserer rapide alternden Eier nicht überhören: „Wo ist der Samen? Wo ist der Samen?“
    Aber wie schon gesagt, hier geht es nicht um mich. Und auch nicht um Terrie, deren Gesichtsausdruck dem meinen ziemlich ähnelt. Ich vermute mal, dass sich ihre Eier auch ihre kleinen Seelen aus dem Leib schreien. Doch Shelby hat ihren Käsekuchen schon zu gut zwei Dritteln verdrückt, bevor sie schließlich sagt: „Tut mir Leid, Leute, dass ich euch so angemacht habe.“
    Wir beide geben angemessen abwehrende Geräusche von uns.
    Ein kleines Lächeln umspielt Shelbys hellrosa Lippen, dann zuckt sie mit den Schultern. „Die verdammten Hormone.“
    „Und …?“ frage ich.
    Sie schaut zu mir hoch.
    „Ich habe dich schon bei zwei Schwangerschaften erlebt, Shel. Was da vorhin passiert ist, hat nicht sehr viel mit Hormonen zu tun.“
    Noch eine Gabel Käsekuchen verschwindet, doch ihre Augen beginnen verdächtig zu glänzen. „Manchmal beneide ich euch beide dermaßen, dass ich es kaum aushalten kann.“
    Terrie und ich tauschen einen überraschten Blick und fragen dann gleichzeitig: „Warum?“
    „Warum? Weil ihr frei seid. Weil ihr tun und lassen könnt, was immer ihr wollt, ihr müsst niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen. Deshalb. Weil ihr keine zwei kleinen Kinder habt, die euch Tag für Tag aussaugen. Und bald wird es drei kleine Kinder geben. Oh Gott …“ Sie presst eine zitternde Hand gegen die Brust. „Das klingt so furchtbar.“
    „Aber, Honey“, sage ich. „Du wolltest doch immer Kinder.“
    „Ich weiß, ich weiß. Und ich schätze, irgendwie will ich dieses Baby auch. Ich weiß, das klingt komisch. Ihr wisst, wie sehr ich meine Kinder liebe. Und Mark. Das sage ich nicht nur, um mich selbst davon zu überzeugen. Aber ich wünschte …“ Sie seufzt. „Ich wünschte, ich hätte mehr darüber nachgedacht, ich wünschte, ich hätte mir die Zeit genommen, erst mal etwas für mich zu tun, bevor ich Kinder bekommen habe. Dass ich noch ein paar Alternativen ausprobiert hätte.“
    Ich hebe eine Augenbraue. „Zum Beispiel …?“
    Wieder ein Seufzen, dann ein leises Lachen. „ Wer weiß? Irgendetwas. Himmel, ich habe zum Beispiel nie alleine gelebt. Ich meine, ich dachte damals, dass ich genau weiß, wer ich bin und was ich vor meiner Hochzeit noch erleben wollte, aber …“ Sie winkt ab. „Aber egal, die Suppe ist verschüttet. Was mich nur jetzt so ärgert, ist, dass ich schon vor Monaten bemerkt habe, wie sehr mir meine Arbeit fehlt. Wie sehr ich es vermisse, zur Arbeit zu gehen und mit Erwachsenen über etwas anderes zu sprechen als über den Töpferkurs oder über Ohrinfektionen. Ich meine, das klingt vielleicht undankbar, aber … ich war so davon überzeugt, dass Mutter zu sein mich total ausfüllen würde. Und oft ist es ja

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