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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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…“
    Sie bringt mich mit einem Blick zum Schweigen. „Cara. Glaubst du, es ist ein Geheimnis, die Hitze zwischen euch?“
    Ich jedenfalls werde rot. Nonna lacht.
    „Da geht es nur um …“ Ach, was soll’s. „Sex.“
    „Und das ist nicht gut?“
    Ich lege meinen besten erwachsenen Frau-von-Welt-Gesichtsausdruck auf. „Es würde nicht funktionieren, Nonna.“
    Nur dass ihr Blick diesen Gesichtsausdruck in ein winselndes Nichts verwandelt. „Und du glaubst, das würde es mit Greg?“
    „Nun, das hat es ja offenbar schon mal.“
    Sie murrt etwas auf Italienisch. Ich frage nicht nach. Stattdessen erkundige ich mich: „Warst du glücklich mit Poppa?“
    Sie starrt mich an. „Was ist das für eine Frage?“
    „Warst du? Ich meine, hast du es jemals bereut, ihn geheiratet zu haben?“
    „Es war eine arrangierte Hochzeit, ich hatte da keine große Wahl.“
    Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. „Ich dachte, du warst eine Kriegsbraut?“
    „Es war ein schnelles Arrangement.“ Sie lächelt.
    Ich sage: „Oh.“
    Dann lacht sie. „Das heißt nicht, dass ich nicht zufrieden war. Meine Eltern, die haben gut gewählt, nämlich diesen gut aussehenden Soldaten, der zwei Tage später zurück nach Amerika gehen sollte. Und Carlo war ein guter Mann. Ein guter Ernährer, gut im Bett …“ Sie seufzt tief. „Aber si, etwas bedaure ich vielleicht.“
    „Nämlich?“
    „Dass ich nur mit einem Mann geschlafen habe. Frauen heute, die können – come sei dice? – vergleichen, ja? Nicht dass ich mich beschweren möchte, capice? Dein Großvater, er wusste, was eine Frau glücklich macht. Was zu tun war, damit sie ihn mit Freude empfangen hat, Nacht für Nacht. Trotzdem, ich denke, es wäre nett gewesen zu sehen, wie Sex mit einem anderen Mann gewesen wäre. Nur jetzt, jetzt ist es zu spät.“ Sie hebt eine Schulter und senkt sie wieder. „Wer würde mich wollen?“
    Ich lache, und das sollte die Diskussion eigentlich beenden. Aber an mir nagt etwas anderes. „Wie haben du und Nedra es hinbekommen, so viele Jahre miteinander auszukommen? Ihr beide seid so verschieden.“
    Nonna steht auf und holt sich mehr Soße für ihre Manicotti. „Ich glaube, weil wir so unterschiedlich sind, können wir zusammen leben.“ Sie grinst mich über die Schulter an. „Wir streiten zum Beispiel nicht darüber, wer kocht, nein?“
    „Ja, das ist wohl wahr.“ Kochen war nie die Lieblingsbeschäftigung meiner Mutter.
    Nonna kommt zurück an den Tisch. „Aber ich bewundere deine Mutter. Auch wenn ich Angst um ihre unsterbliche Seele habe.“
    Sie müssten meine Großmutter kennen, um zu verstehen, wie viel Liebe hinter diesen Worten steckt. Nachdem sie in einer katholischen Schule ganz traditionell erzogen worden ist, macht sie sich tatsächlich Sorgen um die Seele meiner jüdischen Mutter. Und zwar so sehr, dass sie nach über dreißig Jahren noch immer die Hoffnung hegt, Nedra würde eines Tages erleuchtet werden. Natürlich sind die Chancen gleich null, aber Sie wissen ja, wie das ist. „Du bewunderst sie?“
    Ihre dunklen Augenbrauen fahren in die Höhe. „Das sollte dich nicht so überraschen, cara. Da gibt es viel Gutes in deiner Mutter. Zum einen habe ich meinen Leo nie so glücklich gesehen wie mit Nedra. Und zum zweiten ist sie eine Frau, die weiß, wer sie ist, die ihrem Herzen folgt …“
    Hm. Da ist schon wieder dieser Satz.
    „Das muss man doch einfach bewundern.“
    „Aber dass sie noch immer verlorene Kämpfe austrägt …“ Ich schüttle den Kopf. „Warum muss sie es sich immer so schwer machen?“
    Nonna kippt ihren Kopf in meine Richtung. „Und ist das schlecht, wenn eine Frau für die kämpft, die es selbst nicht können? Wer hat den Mut, ein Tropfen des Wassers zu sein, das schließlich den Stein wegspült?“
    Okay, darüber muss ich erst mal nachdenken. Doch dann sage ich: „Nein, natürlich ist es nicht schlecht … aber was für einen Sinn macht es?“
    „Der Sinn ist, cara, dass mehr Frauen ihren Mut haben sollten.“
    Ich pruste los, doch Nonna schaut mich über den Tisch hinweg ernsthaft an.
    „Was ist?“ frage ich.
    „Du bist ihr sehr ähnlich, glaube ich.“
    „Wie bitte?“
    „Verissimo. Ist der Grund dafür, warum ihr so viel streitet.“
    „Nonna, versteh mich nicht falsch, aber das ist verrückt. Wir sind uns überhaupt nicht ähnlich. Genauer gesagt streiten wir so viel, weil wir nichts gemeinsam haben.“
    „Nein, nein … ihr streitet, weil du und deine Mutter, ihr seid beide

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