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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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einfach nur wie eine Idiotin dastehe? „Es ist doch nur für ein paar Tage“, wiederhole ich. „Ich verspreche, dass ich einen Platz für ihn finden werde. Ende der Woche“, behaupte ich, obwohl ich nicht die geringste Ahnung habe, wie ich dieses Versprechen einhalten soll.
    „Ginger …“
    „Ich kümmere mich um ihn“, sagt Nick ruhig zu seiner Schwägerin, obwohl sein Blick auf mich geheftet ist. „Und ich werde auch ein neues Heim für ihn finden. Ich habe Beziehungen“, erklärt er, als ich eine Augenbraue hebe.
    „Mom, sieh mal!“ ruft Frank junior. „Sieht aus, als wüsste er, dass wir über ihn reden!“
    „Es ist nur ein Hahn, Himmelhergottnochmal!“ erwidert Paula. „Das sind so ziemlich die dümmsten Kreaturen auf der Welt!“
    Jetzt richtet Rocky seine knopfartigen kleinen Augen auf Paula, stellt sich auf und kräht sich das Herz aus dem Leib.
    „Tut mir Leid“, sagt sie.
    „Ich schulde euch was“, rufe ich und steure auf die Tür zu, bevor Nick mir nahe kommen kann, obwohl er das schon getan hat, wenn ich ehrlich bin. Aber ich bin nicht ehrlich. „Wann immer ihr einen Babysitter braucht, sagt’s nur, ich bin da.“
    Dann umarme ich Paula und verschwinde so schnell ich kann, mir völlig bewusst, dass Nick auf der Türschwelle steht und meine Flucht beobachtet.
    Zwar ist es, als ich nach Hause komme, schon viel zu spät fürs Abendessen, aber Nonna besteht darauf, mir noch die Reste der Auberginen-Parmigiana aufzuwärmen. Meine Güte, wenn sie zurück nach Brooklyn geht, muss entweder meine Mutter oder ich lernen, zu kochen. So ein Mist. Ich erzähle den beiden von meinen nachmittäglichen Abenteuern. Sie starren mich ungläubig an.
    „Und Nick sagte, er würde ein neues Zuhause für ihn finden?“ fragt meine Mutter.
    „Mhm.“
    Nonna grunzt. „Und alles, was Greg getan hat, war, Rosen zu schicken.“
    Nach dem Essen finde ich meine Mutter in ihrem Zimmer und reiche ihr einen Scheck. Ich habe ihn über den Rest der Summe, die ich für den Ring bekommen habe, ausgestellt.
    Sie betrachtet die Zahl und blinzelt. Dann schaut sie zu mir hoch.
    „Für den Zufluchtsort, von dem du gesprochen hast“, sage ich, gehe dann zurück in mein Zimmer, reiße mir die Klamotten vom Leib und falle ins Bett und in den ersten anständigen Tiefschlaf dieses Sommers.
    Wegen all dieser Ereignisse hätte ich ja beinahe vergessen, dass ich heute meinen neuen Job beginne. Und dass ich eigentlich schon um neun Uhr hätte da sein sollen, was vor zwanzig Minuten war. Ich klettere eben erst zwischen der Fifth Avenue und der 86. Straße aus dem Bus und sprinte rüber auf die Lexington Avenue, wo sich Dana Alsworths Galerie und Büroräume befinden. Ich bin in Beige und Creme gekleidet, ganz klassisch. Das Wetter ist sehr angenehm – relativ blauer Himmel, relativ sauerstoffhaltige Luft, relativ kühler Wind. Deswegen bin ich ziemlich gut gelaunt (obwohl ich zu spät komme, meine Mutter schwanger ist, ich gestern mehrere Stunden damit verbracht habe, einen Hahn zu retten, und heute ein Date mit einem Mann habe und nicht weiß, was ich mit ihm anfangen soll), ich laufe gerade so schnell, dass meine Wangen Farbe bekommen, aber nicht so sehr, dass ich außer Atem gerate.
    Ich bremse vor dem Schaufenster ab, hole tief Luft und versuche, mich zu sammeln, aber schließlich ist das hier „meine“ Welt, wie ich gerne sage. Und ich spüre, wie sich etwas verändert. Die verrückte, impulsive Frau von gestern verblasst … verblasst noch mehr … und verwandelt sich in die selbstsichere, gesunde Person, die ich früher war.
    Gott, habe ich sie vermisst!
    Alsworths ist doppelt so groß wie Fannings. Überall huschen Designer und Assistenten herum wie die niedlichen Kriechtierchen in Walt Disneys Cinderella. Wenige Sekunden nachdem die hübsche, schwarze Rezeptionistin meine Ankunft verkündet hat, kommt Dana aus einem der Hinterzimmer und schubst mich geradezu in ihr Büro. Ich habe das Gefühl, dass hier ganz schön viel geschubst wird.
    Ich setze mich (elegant, die Beine übergeschlagen, aber eng beieinander, die Hände auf den Knien, mit erhobenem Kinn), wir plaudern, füllen Formulare aus, dann wird mir mein Büro gezeigt (hübsche Aussicht, nicht spektakulär, aber sehr hell), man führt mich einmal kurz durch die Firma (drei Konferenzzimmer, riesiger Muster-Ausstellungsraum, ein Raum mit Accessoires, weitere Büros, Toiletten, alles in hellem Beige und Grau gehalten). Und als wir damit fertig sind, ist auch schon

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