Männer und der ganz normale Wahnsinn
Mrs. Souter da, besser bekannt als die Teufelin. Mit einem Lächeln schubse ich die kleingewachsene Höllenfrau in mein Büro und beschließe, so schnell wie möglich den langweiligen Bürostuhl gegen etwas Angesagteres zu ersetzen. Dann klingle ich nach Liandra an der Rezeption und bitte um Kaffee. Zugleich nehme ich mir vor, sie zu fragen, wo sie diese tollen Ohrringe her hat.
Schließlich lasse ich mich hinter meinem Tisch nieder, lehne mich zurück und warte auf das Gefühl, wenn pure Zufriedenheit durch die Adern strömt, denn schließlich habe ich genau hierfür mein ganzes Leben lang gearbeitet.
Und fast fühlt es sich auch so an, aber eben nur fast.
Schätze, ich bin einfach aus der Übung.
Um halb eins piept meine Sprechanlage.
„Hier vorne ist ein Gentleman, der Sie sprechen will“, schnurrt Liandra.
„Hat er Ihnen seinen Namen genannt?“
„Ich habe gefragt, aber er will ihn nicht sagen. Er meinte, er wolle Sie überraschen.“
Mein Herzschlag setzt kurz aus.
„Blond oder dunkelhaarig?“
„Ach so … wir haben die Wahl?“ Sie lacht. „Dunkel.“
Greg. Was zur Hölle …?
Eine Menge Viecher mit Flügeln beginnen in meinem Bauch rumzuflattern. Was ein gutes Zeichen ist, oder nicht? Sagen Sie mir, dass es so ist, ich kann es brauchen. Ich stehe auf, nehme mir ein paar Sekunden, um schnell mein Aussehen in Ordnung zu bringen, und rausche dann zur Rezeption.
Greg reißt die Augen auf – ach so, er hat ja meine Kurzhaarfrisur noch nicht gesehen –, wirft mir dann ein anerkennendes Grinsen zu, was zu noch mehr Geflatter in meinem Bauch führt. „Sehr hübsch“, sagt er, und ich antworte: „Danke“, und dann sagt er: „Ich wollte dich zum Mittagessen entführen.“
Plötzlich fühle ich mich … seltsam. „Aber gehen wir heute nicht zusammen zum Abendessen?“
Die Hände in den Taschen seines dunkelgrauen Nadelstreifenanzugs von Armani vergraben, das Lächeln noch immer am richtigen Platz, zuckt er mit den Schultern. „Was soll ich sagen? Ich konnte einfach nicht länger warten.“
Hinter mir murrt Liandra leise: „Mhm.“ Dana kommt zufällig genau in diesem Augenblick aus ihrem Büro und schnappt hörbar nach Luft. Genauso wie der junge Mann, der ihr folgt.
„Ach, ich weiß nicht, Greg … ich habe unglaublich viel zu tun …“
Jeder in dem Raum starrt mich an.
Er hat mich überrumpelt, verdammt. Jetzt wird mir klar, dass mein Magen nicht vor Freude, sondern Besorgnis flatterte. Ich brauche rechtzeitig eine Vorwarnung für so was. Seit wann überrumpelt Greg Munson andere Menschen und tut völlig überraschende Dinge? Er ist doch eigentlich immer so vorhersehbar, verdammt noch mal. So habe ich ihn nun mal kennen gelernt.
„Nun, wenn du zu viel zu tun hast …“, sagt er und sieht ganz geknickt aus. Ich seufze.
„Also Ginger“, sagt Dana in ihrer gedehnten Art, „es gibt nichts, was nicht noch eine Stunde warten könnte. Oder zwei.“ Sie durchbohrt mich mit diesem wenn-du-ihn-nichtnimmst-nehme-ich-ihn-Blick. „Oder vielleicht nicht?“
Noch ein Seufzen. „Nein, ich schätze nicht.“ Also stelle ich sie einander vor, lasse mir dann möglichst viel Zeit, indem ich auf die Toilette gehe, Lippenstift auflege, meine Handtasche hole und mir schließlich selbst sage, dass ich pervers und kindisch zugleich bin.
In der Sekunde, in der wir auf der Straße stehen, entschuldigt Greg sich.
„Ich wollte dich nicht überrumpeln, Ginge, ehrlich. Ich dachte nur …“ Seine Brust hebt sich, als er tief Luft holt. „Du sollst nur nicht das Gefühl haben, dass ich mich deiner sicher fühle.“
Was zum Teufel soll das wieder bedeuten? Ich schiebe den Träger meiner Tasche höher auf die Schulter und schüttle den Kopf. „Das Gefühl habe ich nie gehabt“, entgegne ich, und das ist die absolute Wahrheit. „Warum sollte ich es jetzt haben?“
„Dad hat so was in der Richtung angedeutet, das ist alles. Dass Frauen mit Aufmerksamkeit überschüttet werden wollen.“
„Ich bin kein Pudel oder so was, Greg, ich erwarte nicht, dass du mich irgendwie speziell behandelst.“
Er lacht und dirigiert mich dann um die Ecke in ein süßes französisches Restaurant, das ich sowieso immer einmal ausprobieren wollte. Das Restaurant ist winzig – nur sieben Tische in dem Raum, der früher wohl mal eine Backstube war oder so –, die Preise sind unverschämt. Das ist genau die Art von Speiselokal, die wir früher immer gemeinsam besucht haben. Okay, ja, das ist schön. Sehr schön.
Ich
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