Männer und der ganz normale Wahnsinn
beginne, mich zu entspannen.
Wir bestellen und fangen bei Perrier (ich) und Scotch auf Eis (er) ein angeregtes Gespräch an. Ein Pärchen kommt herein und setzt sich an einen Tisch am anderen Ende des Restaurants, was insgesamt nur ein paar Meter entfernt ist. Sie ist älter, vielleicht Mitte vierzig und sehr gut gekleidet. Er ist höchstens fünfundzwanzig, locker bis geschäftsmäßig gekleidet.
Greg beugt sich zu mir. „Eine Affäre“, flüstert er.
Ich grinse trotz der Nervosität, die noch nicht vollkommen verschwunden ist. Das haben wir früher immer gemacht, Anekdoten über andere Pärchen erfunden, ihnen eine Geschichte gegeben, die wir uns ausdachten. Ich beuge mich ebenfalls vor. Ich kann sein Eau de Cologne riechen. Auch Armani. Es überrascht mich, dass mich plötzlich eine sexuelle Erregung erfasst. „Sie ist verheiratet.“
„Oh Gott, ja. Seit fünfzehn Jahren. Ein Kind, eine Tochter, die irgendwo außerhalb der Stadt zur Schule geht.“
„Nein, im Ausland.“
Er blickt hinüber und nickt. „Du hast Recht. Auf jeden Fall im Ausland.“
„Er ist … Musiker.“
„Welches Instrument?“
Ich werfe einen Blick in seine Richtung. „Violine.“
„Sie hält ihn aus.“
Ich lache. „Sie ist seine Förderin?“
„Er ist ihr Lustknabe.“
Natürlich hören wir nur fünf Minuten später den Lustknaben stöhnen: „Meine Güte, Mom!“ Und damit ist unsere Geschichte beendet. Wir lachen und essen unseren Salat. Ich erzähle Greg von meinen Wochenend-Abenteuern, wobei ich aus offensichtlichen Gründen die Schwangerschaft meiner Mutter auslasse.
„Willst du mir vielleicht erzählen“, fragt Greg grinsend, „dass du den ganzen Weg nach Jersey gemacht hast, um einen Hahn zu retten? Du?“
Bis zu diesem Augenblick ist mir nicht klar gewesen, dass ich ihm die Geschichte erzählt habe, um ihn zu testen. Dass ich vor Spannung die Luft angehalten habe, weil ich wissen wollte, wie er wohl reagiert. Und ich bin ja so erleichtert – um nicht zu sagen, verblüfft –, dass er nicht entsetzt ist.
„Unglaublich, oder?“
Er grinst. „Ich kann das geradezu vor mir sehen, wie du dieses Viech mit dir rumgeschleppt hast. Also, wo hast du es dann schließlich hingebracht?“
Nicks blaue Augen tauchen in meiner Erinnerung auf. Oops.
Ich blicke auf meinen Salat und denke: Atme einfach nur diesen Armani-Duft ein, Kleine.
„Zu meiner Cousine Paula. In Brooklyn. Zumindest zunächst einmal.“
„Paula, Paula … ach ja, richtig – das ist doch die, die den Polen geheiratet hat, nicht? Die so viele Kinder hat?“
„Genau. Aber du hast sie nie kennen gelernt.“
Seine Augen hinter den Brillengläsern funkeln. „Vielleicht werde ich das ja noch.“
Erst jetzt wird mir klar, wie sehr er versucht, mich zurückzugewinnen. Ich sollte mich geschmeichelt fühlen. Ich bin geschmeichelt. Andererseits bin ich mir auch nicht sicher, was ich damit … anfangen soll. Aber verdammt noch mal, er ist so aufmerksam. Und witzig. Und charmant. Und als wir das Restaurant verlassen und er meine Hand nimmt, werde ich von einem warmen und bekannten Gefühl überschwemmt. Und einem weiteren sexuellen Erschauern.
Doch es ist noch zu früh, und das sage ich ihm auch, als wir an Alsworths Tür ankommen.
„Das weiß ich“, sagt er sanft, legt dann seine Hand in meinen Nacken und nähert sich mit seinen Lippen meinem Mund.
Heiliger Bimbam, ich hatte ganz vergessen, wie gut dieser Typ küssen kann. Und jetzt erinnere ich mich auch daran, wie er meinen ganzen Körper durch seine Berührung zum Jauchzen gebracht hat, wie er immer ganz genau gewusst hat, was zu tun ist. Wie er mich nicht nur heiß gemacht, sondern mich stundenlang in ein bettelndes Etwas verwandelt hat.
Als der Kuss beendet ist, runzle ich die Stirn. „Warum hast du mich sitzen lassen, Greg?“
Er verzieht den Mund zu einem zärtlichen Lächeln. „Du bist eine wundervolle Frau, Ginger, nur für den Fall, dass du das nicht weißt. Und ich fragte mich, ob ich jemals gut genug für dich sein könnte.“
Daran habe ich eine Minute zu kauen, dann frage ich: „Und jetzt?“
Statt mir zu antworten, küsst er mich wieder und geht dann weg.
Und ich dachte, dieser Mann wäre berechenbar?
Nach der Arbeit rufe ich ein Taxi und hole Alyssa ab. Da ich kurz vorher angerufen habe, steht sie schon unten vor der Tür und plaudert mit Arnold, dem Portier. Wie ein alter Profi schmeißt sie ihre Leinentasche auf den Vordersitz neben den Fahrer und steigt dann hinten
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