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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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Fortschritt.
    „Hi, ich bin’s. Es tut mir Leid, dass ich so kurzfristig absagen muss, aber es ist etwas passiert.“ Was für eine erbärmliche Wortwahl! „Und deswegen kann ich heute Abend nicht. Ich rufe dich an.“
    Okay … wer ist zuerst dran. Meine Mutter oder Terrie?
    Geoff japst und damit ist er sofort an die Spitze der Warteschlange getreten, denn glauben Sie mir, das scharfe, kurze Bellen eines Corgies in einem leeren, gefliesten Hausflur mit hohen Decken ist geradezu ohrenbetäubend. „War er schon draußen?“
    Nonna reicht mir die Leine. Die Menschen in meinem Leben werden erst mal warten müssen, denn Geoff kann es ganz offensichtlich nicht. Er zerrt mich die Treppen hinunter – vergiss den Aufzug, das Leben ist viel zu kurz –, und dann rennen wir am Portier vorbei, und ich wende mich Richtung Rinnstein und Geoff Richtung Park. Wir beide kämpfen kurz, aber ich gewinne. Mit Mühe. In diesen doofen kleinen Beinen steckt eine Menge Kraft.
    „Tut mir Leid, Kumpel. Heute nicht.“
    Sie sollten den Blick sehen, den er mir zuwirft. Aber er hat ja schließlich keine andere Wahl, also pinkelt er, macht sein Häufchen, ich schaufle alles in das Plastiktütchen, er ist sauer, und schon hasten wir zurück in die Wohnung. Wer ist als Nächstes dran?
    Alyssa ist bereits mit Nonna in der Küche und hantiert mit Pfannen und Töpfen. Ich gehe schnell ins Wohnzimmer, um Terrie zu umarmen und festzustellen, dass sie ziemlich verwirrt aussieht.
    „Geh nicht weg“, rufe ich mit erhobenem Finger. „Ich bin gleich wieder da.“
    Dann strecke ich den Kopf ins Zimmer meiner Mutter. Sie hat die Rollläden heruntergelassen, aber ich kann sehen, dass sie auf ihrem Bett liegt.
    „Wie fühlst du dich?“ flüstere ich.
    „Verdammt mies.“
    Ich fühle mich so hilflos. Und irgendwie auch schuldig, der Himmel weiß, warum. Ich habe mich schließlich nicht schwängern lassen. „Brauchst du etwas?“
    „Ein Koma wäre schön.“
    Ich nehme mir vor, mich unauffällig umzuhören, was man gegen Schwangerschafts-Übelkeit tun kann. Dann schließe ich die Tür hinter mir und sehe, wie Terrie aufsteht und ihre Tasche packt.
    „Ich sollte gehen, das ist offenbar kein guter Zeitpunkt …“
    „Setz dich“, befehle ich genau in dem Moment, in dem es klingelt.
    „Drück den Türöffner“, rufe ich Nonna zu. „Das ist Mark oder Shelby mit den Kindern. Ist schon okay, ich schwöre, ich bin gleich zurück“, wende ich mich dann an Terrie und jogge den Flur hinunter und reiße die Tür auf.
    Offenbar bin ich nicht besonders gut darin, zu erraten, wer vor der Tür steht.
    Es ist Greg – natürlich –, der nicht nur meine Nachricht nicht bekommen hat, sondern zudem auch noch zu früh ist.
    Ich schaue auf meine Uhr.
    Okay, nicht wirklich zu früh.
    Er hat sich für den Abend etwas legerer gekleidet, er trägt Jeans und ein braunes Poloshirt mit offenem Kragen und Slipper ohne Socken. Andere wiederum, so wie ich, tragen eher den verkrumpelten Direkt-nach-der-Arbeit-Look.
    „Fertig?“ fragt er, und am liebsten hätte ich geantwortet: „Bist du blind oder was?“, nur dass sich in dem Moment die Fahrstuhltür öffnet und Mark mit ein paar kleinen widerspenstigen Kindern und einer riesigen braunen Tasche mit was auch immer drin herauskommt.
    „Mein Gott, tausend Dank, dass du das noch in letzter Minute übernimmst“, sagt Mark, lehnt sich nach vorne, um mir die Tasche zu reichen, und lässt eine Hand im Fahrstuhl, damit die Tür sich nicht wieder schließt. So beschäftigt wie er damit ist, die Kinder abzugeben und schnell wieder zu verschwinden, hat er gar nicht bemerkt, dass noch jemand im Flur steht. Geschweige denn, wer. „Alles, was du auch nur ansatzweise brauchen könntest, befindet sich in der Tasche“, fährt er fort, steigt wieder in den Fahrstuhl und drückt fünf oder sechs Mal auf den Knopf. „Wir werden spätestens gegen elf wieder da sein, um …“
    Den Rest hören wir nicht, weil der Fahrstuhl ihn bei lebendigem Leib verschluckt hat.
    Beide Kinder beginnen zu heulen. Laute, herzerweichende Schluchzer, alle zwei Sekunden unterbrochen von zweistimmigen „Daaaaaddyyyyyyys“. Da stehe ich also, einen jammernden Zweijährigen auf dem Arm, einen flennenden Vierjährigen an meine Knie geklammert und einen völlig sprachlosen Ex-Verlobten vor mir.
    Ich schiebe Hayley noch etwas höher auf meinen Arm und zwinge mich, nicht zu jaulen, als ihre grellen Schreie durch mein Ohr direkt in mein Hirn schießen. „Da ist

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