Männer und der ganz normale Wahnsinn
eines dieser kleinen Tops, wie sie Nonna sich seinerzeit angesehen hat. Bei ihr aber funktioniert es. Und zwar verdammt gut. Außerdem hat sie endlich diese kleinen Zöpfchen aufgemacht, ihr Haar umrahmt ihr Gesicht und ihre Schultern jetzt wie eine schimmernde Schokoladen-Wolke.
Nachdem wir meinen ersten Gedanken ausgeschlossen haben, formuliere ich den zweiten. „Du triffst dich noch immer mit Davis?“
Ihr Kinn beginnt zu zittern.
Ich überlege, dass ich mich, wo ich schon mal hier bin, auch endlich umziehen könnte, also nehme ich ein T-Shirt und weite Shorts aus der Schublade. Sauber, ordentlich, total unsexy. „Okay“, sage ich, zerre mein verknittertes Kleid vom Körper und werfe es auf den Boden, „lass mich raten. Du hast Davis jeden Tag gesehen, du schläfst seit einer Woche mit ihm, und es ist der unglaublichste Sex, den du jemals hattest …“, runter mit der Strumpfhose und dem Slip, rein in die Shorts, „ … und du glaubst, du liebst ihn, aber du hast solche Angst, dass du nicht mehr schlafen kannst, nicht mehr essen kannst, und bei der Arbeit läuft’s auch nicht mehr richtig.“
„Verdammt, du bist gut“, höre ich sie sagen, als ich mich in das T-Shirt kämpfe.
Nun ja, es ist ja nicht so, als ob wir dieses Gespräch nicht schon ein- oder zweimal in den vergangenen fünfzehn Jahren geführt hätten.
„Was soll ich also tun?“
Sie dürfen nicht vergessen, dass es sich hier um die Frau handelt, die, als wir Kinder waren, täglich Shelbys und meinen Hintern gerettet hat, die alle Mitschüler übertroffen hat, die das Geld anderer Leute verwaltet – und zwar unglaublich gut – und die in der Lage war, eine Gang von, ich nenne sie mal Bösewichten, zu beruhigen, als wir mit fünfzehn einmal den falschen Nachtbus genommen hatten und in einem Teil der Stadt ausstiegen, in dem wir besser nicht hätten sein sollen. Aber wenn es um ihr Liebesleben geht, dann ist sie ein kompletter Feigling.
Unter normalen Umständen hätte ich sie einfach reden und an meiner Schulter weinen lassen, aber gerade jetzt habe ich eine schwangere Mutter, der übel ist, in dem einen Zimmer, drei Kinder im anderen, und einen Ex-Verlobten in der Küche, der mich gleichzeitig auf- und erregt. Außerdem hat es eben geklingelt, was bedeutet, dass das chinesische Essen da ist. Es ist fast acht Uhr und eine Riesenportion Shrimps mit Knoblauch mit meinem Namen drauf wartet auf mich. Also müssen wir das heute alles ein wenig beschleunigen.
„Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Himmel, ich weiß nicht einmal, wie ich mein eigenes Liebesleben in den Griff bekommen soll, geschweige denn das von anderen. Aber weißt du was? Ich denke wirklich, du musst deine Angst davor, dass er vielleicht einen Fehler haben könnte, langsam überwinden.“
Ich kann ihrem Gesichtsausdruck nicht entnehmen, ob sie überrascht oder sauer ist. Doch ich beschließe, dass es mich so oder so nicht kümmert.
„Ehrlich, Terrie, wenn du beschließt, es mit dem Typ zu versuchen, was könnte schlimmstenfalls passieren?“
„Oh, das ist leicht zu beantworten.“ Sie verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich lass mich wieder zum Idioten machen.“
„Vielleicht auch nicht. Ich meine, wie soll ich das schon wissen? Du sprichst hier mit einer Frau, deren Ex-Verlobter im Wohnzimmer sitzt, während sie noch nicht einmal genau weiß, warum er überhaupt gekommen ist. Aber denk mal eine Minute darüber nach – könntest du weiterleben, wenn du ihn gehen lässt, nur weil es keine Garantie gibt? Was, wenn Davis der Mann für dich ist, und du so viel Angst hast, dass du deine Chance verpasst?“
Sie starrt mich lange an, steht dann auf, geht zur Tür und dreht sich noch einmal um. Ich fürchte, meine Worte haben sie nicht wirklich getröstet.
„Ich habe nur eine Frage.“
„Nämlich?“
„Wer bist du und was hast du mit meiner Freundin gemacht?“
Es ist zehn Uhr abends. Terrie hat gleich nach unserem Gespräch die Wohnung verlassen. Die beiden kleinen Bernsteins sind inzwischen in meinem Bett eingeschlafen, Nonna und Alyssa sitzen vor dem Fernseher, und meiner Mutter geht es wieder so gut, dass sie mehrere Male ihr Zimmer verlassen konnte, um Greg anzustarren.
Der auf dem Bauch auf dem Wohnzimmerboden liegt und so wirkt, als würde es ihm viel Spaß machen, mit Geoff zu spielen, dessen Augen vor Anstrengung fast aus seinem Kopf fallen, weil er sich in dem verknoteten Seil, das Greg ihm hinhält, verbissen hat.
Versucht dieser Mann,
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