Männer und der ganz normale Wahnsinn
ist doch nicht etwa da, oder?“
Ich sehe, wie Bill den Kopf schüttelt, seine fast schwarzen Locken sind lang genug, dass sie seine Schulter streifen. Ich schätze, der passende Ausdruck für ihn wäre animalisch. Sein Parfüm ist für meinen Geschmack etwas zu streng, sein Benehmen etwas zu selbstsicher. Und das feindliche Lager zu sehr zu unterstützen, finde selbst ich ein wenig übertrieben. Andererseits hat dieser Mann einen Wagen und ist bereit, meinen ganzen Kram zurück nach New York zu karren. Was mich betrifft, könnten ihm bei Vollmond sogar Fell und Fangzähne wachsen.
„Soweit ich weiß, hat er sich für ein paar Wochen zurückgezogen. Keiner weiß, wohin.“ Graue Augen blicken mich im Rückspiegel an. „Ziemlich hart, das mit der Hochzeit“, sagt er und klingt dabei ziemlich ernst.
Wir hatten Bill eingeladen – darauf hatte ich bestanden –, aber er war nicht gekommen. Und dafür gab es sicherlich ganz andere Gründe als die Parteizugehörigkeit seines Bruders. Ich zucke mit den Schultern. „So was kommt vor.“
Ich sehe sein Grinsen im Rückspiegel, vor dem sich eine schlichtere Sterbliche wohl gefürchtet hätte. Habe ich erwähnt, dass dieser Billy geschieden ist? Zwei Mal?
„Vielleicht war es besser so?“
„Das kannst du laut sagen“, murmelt meine Mutter, zumindest bilde ich es mir ein, während ich sage: „Aha.“
Ich sehe im Rückspiegel, dass er die Brauen hebt. „Aha?“
„Du flirtest.“
Bill lacht kein bisschen reumütig. Er hat ein ziemlich schönes Lachen, das muss ich schon zugeben. „Und dabei habe ich mein Bestes gegeben, um mitfühlend zu klingen.“
Gut, dieser Typ ist vielleicht furchtbar eingebildet, aber seine Ehrlichkeit finde ich erfrischend. Wirklich. Und schließlich kann ich am besten verstehen, wenn man sich gegen seine Eltern auflehnt, obwohl ich seine Mittel etwas extrem finde. Das Fräulein Ego, das in einem Teil meines Hirns geschmollt hat, weil es von seiner wohlmeinenden Stiefschwester dorthin verbannt wurde, blickt hoffnungsvoll hoch. Aber das nützt ihr wenig. Ich habe anderes zu tun.
„Also, deine Mutter und du, ihr … kommuniziert miteinander?“
Bill zuckt die Achseln. „Gelegentlich. Das ist diese Art Mutterinstinkt, vermute ich. Sie bringt es einfach nicht über sich, mich völlig fallen zu lassen. Während mein Vater einfach so tut, als ob ich nicht existiere.“
„Kannst du ihm das verdenken?“ frage ich.
Er lacht. „Nein, vermutlich nicht.“
Woraufhin sich irgendwie ein Gespräch zwischen Bill und meiner Mutter entspinnt, an dem ich mich nicht beteiligen möchte. Stattdessen grüble ich darüber nach, dass Greg sich zurückgezogen hat. Was heißt das genau, vor allem in Hinblick auf die Rechnungen, die ich in sein Büro geschickt habe? Wie hart und gefühllos muss das klingen, dass ich kaum eine Woche, nachdem mein Herz in Stücke gerissen wurde, über Geld nachdenke.
Gott sei Dank bekomme ich durch die Aufträge des letzten Monats noch einen ganz schönen Batzen Geld. Nicht genug, um mein Konto auszugleichen, aber zumindest werde ich dann wieder flüssig sein.
Ich hülle mich in halbwegs beleidigtes Schweigen, während meine Mutter und Bill darüber plaudern, welcher Demokrat bei den nächsten Wahlen gute Chancen hat. Was mich über eines der größten Rätsel des Lebens nachdenken lässt: Wenn Gott allmächtig ist, warum, oh, warum nur macht er dann immer Fehler, wenn es darum geht, die richtigen Kinder den richtigen Eltern zuzuordnen?
Das Munson-Heim ist ungeheuer standesgemäß. Sie wissen schon – grauer Stein, schlicht geschnitten, eine Menge Fenster und ein paar Säulen zum Ausgleich. Sehr traditionell, sehr nobel, vermutlich irgendwann in den Fünfzigern erbaut. Bill hält direkt vor dem Eingang unter einem ehrwürdigen Ahornbaum, der die kreisförmige Auffahrt überschattet. Noch bevor meine Mutter und ich uns versehen, ist er um das Auto gelaufen und öffnet erst ihr und dann mir die Tür.
„Ich habe noch was zu erledigen“, sagt er. Mike springt von meinem Schoß, wobei er eine kleine Delle in meinem rechten Oberschenkel hinterlässt. Bill packt den aufgeregten Hund am Halsband und schiebt ihn zurück ins Auto. „Ich hole euch in, sagen wir …“, er schaut auf die Uhr, „… einer Stunde wieder ab?“
Meine Mutter und ich wechseln bedeutungsvolle Blicke. „Willst du nicht mit uns zu Mittag essen?“
Er lacht. „Oh, nein. Dad ist heute in der Nähe, ich will ihm nicht über den Weg laufen.“
Er
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