Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
Vom Netzwerk:
Demokrat.
    Offenbar steht er auch auf lange Beine, denn sein Blick gleitet über meinen Rocksaum nach unten.
    Als Greg und ich noch ein Paar waren, ist Bill in unseren Gesprächen einfach nie aufgetaucht. Deswegen verschluckte ich mich bei unserer Verlobungsfeier auch fast an meinem Weißwein, als Greg sehr widerwillig seinen gut aussehenden, charmanten, über einsachtzig großen Bruder vorstellte, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte. Mir war er ziemlich sympathisch, aber Gregs Familie benahm sich, als ob der Mann in seiner Freizeit Drogen verticken würde.
    Wenn nicht Schlimmeres.
    Alles, was ich aus Gregs Freunden herausquetschen konnte, war, dass der kleine Bill offenbar die Kampagne von Big Bobs Gegner bei der letzten Bürgermeisterwahl unterstützt hat.
    Autsch.
    Nachdem ich aber Greg jetzt keine Loyalität mehr schulde, beschließe ich, seinen Bruder zu mögen, einfach aus Boshaftigkeit. Schließlich wohne ich nicht einmal in diesem Wahlbezirk, also kann mir doch egal sein, wer ihn repräsentiert, oder? Davon abgesehen – schauen Sie nicht so – ist mein armes, kleines, angeschlagenes Ego einfach dankbar für die Art, wie dieser Mann mich angrinst.
    Nicht dass ich jemals mit einem anderen Mann etwas anfangen werde, jemals wieder, Sie verstehen schon. Doch selbst wenn mir der Gedanke nicht gleich gekommen wäre, hätte meine Mutter dafür gesorgt. Ich habe vielleicht schöne Beine, aber sie hat dieses ganze Erdenmutter-Göttinnen-Ding, und sobald Bill sie erblickt, hätte ich mich tatsächlich auf die Gleise schmeißen können, niemand hätte mich vermisst.
    Ich beobachte sie – oder vielmehr beobachte ich seine Reaktion auf sie – und denke: wow, die sexuelle Ausstrahlung dieses Mannes kann einen glatt umhauen. Doch dann wendet er sich wieder mir zu, wobei sein Lächeln breiter wird, und diesmal bedenkt er mich mit dieser Ausstrahlung, und ich denke: Wow! Gut, vielleicht ist Billy Boy nur einer der Männer, der von jedem herumstreunenden X-Chromosom angetan ist.
    „Ich bin heute zufällig vorbeigekommen“, sagt Bill mit einem weißer-als-weißen Lächeln, das er zuerst meiner Mutter und dann mir schenkt. „Und Mutter meinte, dass Ginger herkommt, um ihre Sachen zu holen?“
    Also unterhält sich Billy Boy mit seiner Mamma, ja? Interessant.
    „Stimmt. Das habe ich vor“, antworte ich und befehle meinen Hormonen, endlich mit dem Gejaule aufzuhören. „Deswegen müssen wir irgendwo anhalten, um Kartons zu kaufen …“
    „Mach dir keine Sorgen.“ Er nimmt mir die Taschen ab. Läuft einfach davon, und ich vermute, das bedeutet, dass wir ihm folgen sollen. Obwohl ich sein Zwinkern ein wenig irritierend fand, kann ich nicht anders als zu registrieren, dass er einen knackigen Hintern hat. Als ich zu meiner Mutter blicke, überkommt mich der leise Verdacht, dass sie das Gleiche denkt. Mit dem Klappern meiner Absätze und dem Stampfen ihrer Dr. Scholl’s machen wir verdammt viel Lärm, so viel, dass ich Bill fast nicht verstehen kann, als er über seine Schulter ruft: „Wenn ihr wollt, können wir alles einladen und ich bringe euch zurück in die Stadt.“
    Es gibt also doch einen Gott.
    Wir bedanken uns überschwänglich bei meinem Fast-Schwager, klappern die Treppe hinunter aufs Auto zu, das nur geringfügig kleiner ist als die Queen Elizabeth II. Aufgeregtes Bellen ist zu hören, und ich erblicke einen überaktiven Golden Retriever auf dem hinteren Sitz.
    „Oh Mist.“ Bill betrachtet meine Kleidung stirnrunzelnd. „Ich hoffe, es ist kein Problem, dass ich Mike mitgebracht habe?“
    Ich schenke ihm ein schwaches Lächeln, schüttle den Kopf und versuche, dem überschwänglichen Biest auszuweichen, als es wie eine Rakete aus dem Auto geschossen kommt, außer sich, weil es sich nicht entscheiden kann, wen es zuerst küssen soll. Nachdem meine Mutter und ich kurz darüber streiten, wer vorne sitzen darf, nehmen wir Platz, sie hat gewonnen. Egal. Ich will sowieso lieber den Hund als den Mann. Mike wirft seinen gesamten Oberkörper auf meinen Schoß, zufrieden wie ein … nun wie ein Hund, der einen Menschen als Kissen benutzen darf. Ich seufze, und wir fahren zum Munson-Heim, wo, wie Bill sagt, seine Mutter für uns einen kleinen Imbiss vorbereitet hat.
    Wir fahren los. Wie immer braucht mein Kopf einen Moment, bis er sich an die ungewohnt vielen Bäume hier gewöhnt hat. Als es mir endlich gelungen ist, fällt mir, während ich feuchten Hundeatem von meinem Arm wische, etwas ein.
    „Oh Gott. Greg

Weitere Kostenlose Bücher