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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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Fehler sein. Ich habe Ihnen den Scheck geschickt, und zwar …“ Ich hole schnell mein Scheckbuch aus der Tasche und blättere wild durch meine Eintragungen. Dann beginne ich nervös zu lachen. „Okay, warten Sie einen Augenblick, ich bin etwas durcheinander, hier …“
    „Das kann ich verstehen“, sagt Fräulein Freundlich und Vernünftig beruhigend. „Lassen Sie sich Zeit, Honey.“
    Aber auch weiteres Suchen hilft nicht, es gibt keinen Scheck, den ich auf meine Haftpflichtversicherung ausgestellt habe. Okay, ich bin am Ende.
    „W-wann war die Rate noch mal fällig?“
    „Am 25. Mai.“
    Was bedeutet, die Überziehungsfrist von dreißig Tagen endet … gestern.
    Ich danke der netten Frau und hänge auf, wobei ich überlege, dasselbe mit mir zu tun, nur leider hätte ich dazu nicht den nötigen Mumm. Außerdem könnte ich es nicht ertragen, wenn meine Nonna meinetwegen einen Herzinfarkt bekäme.
    Ich habe noch nie zuvor in meinem Leben vergessen, eine Rechnung zu bezahlen. Niemals. Aber ich habe ausgerechnet diese vergessen.
    Ich schaue hinauf in den Himmel und frage: „Warum?“
    Da mir keine Antwort gegeben wird, tue ich das, was jede normale Frau in meiner Situation tun würde: Ich lege mich ins Bett.
    Vier oder fünf Tage später, wer weiß das schon, spüre ich, dass sich meine Mutter über mein Bett beugt. Ich muss sie nicht ansehen, um zu wissen, dass sie die Hände in die Hüften gestemmt hat.
    „Okay, die Trauerzeit ist um. Jetzt steh verdammt noch mal auf.“
    „Geh du verdammt noch mal aus meinem Zimmer“, murmle ich und ziehe die Bettdecke über den Kopf.
    „He! Du sprichst mit deiner Mutter.“
    „Das weiß ich.“
    Die Bettdecke wird zurückgerissen. Verdammt, ist das hell. „Nonna macht sich Sorgen.“
    Das wäre das einzige Argument, das mich dazu bringen könnte, meinen nutzlosen Körper aus dem Bett zu bewegen. Was Nedra nur zu gut weiß.
    „Shelby hat angerufen, sie wollte wissen, warum sie dich nicht auf deinem Handy erreichen kann.“
    „Ich vermute, du hast es ihr erklärt?“
    „Es handelt sich dabei ja nicht gerade um ein Geheimnis.“
    Ich rolle zur Seite und klammere mich an dem Leintuch fest wie ein Baby an seine Streicheldecke. „Und das heißt, sie hat bereits Terrie informiert, richtig?“
    „Honey, so wie ich Shelby kenne, hat sie bereits eine Anzeige in der Post aufgegeben. Mein Gott, Ginger, du hast Mundgeruch. Steh jetzt auf und tu was, um Himmels willen. Ich habe ein Treffen in der Schule und bin zum Mittagessen wieder da. Die Reinigung hat versprochen, dass deine Kleider heute Nachmittag fertig sind.“
    Ich starre den Pyjama an, den ich in der Nacht des Feuers getragen habe und der inzwischen vermutlich an meinem Körper festgewachsen ist.
    „Und kannst du mir vielleicht verraten, was ich bis dahin anziehen soll?“
    „Schau mal in die Schubladen. Da liegen noch Sachen von dir drin.“
    Ich reiße die Augen auf. „Du hast meine alten Klamotten aufgehoben?“
    „Nicht direkt. Ich bin nur nie dazu gekommen, sie wegzuschmeißen.“
    Gut, das klingt schon eher nach Nedra, die Zeitungen so lange aufheben würde, bis sie von alleine zerfallen, wenn Nonna sie nicht heimlich wegwerfen würde.
    Ich kämpfe mich in eine sitzende Position und umarme meine Knie. „Ich sage das nur ungern, aber ich habe noch genau zweihundertsechsundvierzig Dollar auf dem Konto. Bis ich nicht wieder was verdient habe, kann ich meine Kleider nicht von der Reinigung abholen.“
    „Mach dir darüber keine Gedanken …“
    Als meine Mutter blass wird und sich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch sinken lässt, springe ich erschrocken auf.
    „Nedra! Bist du in Ordnung?“
    Sie fasst sich mit einer zitternden Hand an die Brust. „Das ist nichts, was die gefüllten Peperoni deiner Großmutter nicht heilen könnten.“
    „Hör mal, darüber sollte man keine Witze machen. Das könnte was Ernstes sein. Schwindel und Übelkeit sind oft Anzeichen für einen Herzinfarkt, weißt du?“
    Nedra verdreht die Augen, springt dann auf die Füße und zieht ihre Bluse wieder glatt. „Ich habe keinen Herzinfarkt, Ginger. Ich bin nur etwas aufgeregt. Mir geht’s gleich wieder gut. Und jetzt wasch dich um Himmels willen. Ich bin bald zurück.“
    Ehrlich gesagt, wo ich schon mal wieder in der Vertikalen bin, stelle ich fest, dass das gar nicht so schlimm ist. Es ist nur etwas komisch, weil ich aus unerfindlichen Gründen davon ausgegangen bin, dass mein Zimmer noch haargenau so aussieht wie vor zwölf

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