Männer und der ganz normale Wahnsinn
Nonna meine schwarzen Riemchensandalen hingeräumt hat.
„Ginger? Hi, hier ist Curtiss James. Geoffreys neuer Daddy.“
„Oh …“ Aha. Hier sind sie. Ausgerechnet im Schrank. „Hi“, antworte ich, zugleich erleichtert und auch nicht. Weil es nicht Nick ist, meine ich. Stellen Sie sich das mal vor. Egal, hier stehe ich also und versuche, mit einer Hand den Riemen an meinem rechten Schuh zu schließen. „Wie geht es dir?“
„Na ja, mir geht’s gut. Aber … wir haben ein Problem. Offenbar ist Liam allergisch gegen Hundehaare, was wir nicht gewusst haben, bevor Geoffrey zu uns kam. Ich meine, zuerst dachten wir, es wäre was anderes – also wir wollten, dass es etwas anderes wäre, weil Liam den Hund liebt –, aber dann musste er beruflich ein paar Tage verreisen, und als er zurückkam, bumm! Seine Augen wurden sofort wieder rot, er sieht aus wie der Sohn des Teufels. Nicht einmal Antihistamine helfen, falls du das fragen wolltest …“
Wollte ich nicht.
„… langer Rede kurzer Sinn, wir können den Hund nicht behalten. Also haben wir uns gefragt – oder vielmehr hoffen wir –, ob wir dir den Hund zurückbringen können?“
Ich erstarre kurzfristig. Dann fährt ein Freudenschauer durch meinen Körper. Nach all den Wochen, in denen mir alles Mögliche weggenommen wurde, soll ich tatsächlich mal wieder etwas zurückbekommen?
„Aber natürlich könnt ihr das! Oh Gott, ich meine, es tut mir wirklich Leid, dass es bei euch nicht funktioniert, aber ich freue mich, ihn wieder zu haben! Wann könnt ihr ihn vorbeibringen? Ach so, Moment, ich bin nicht mehr da, wo ich vorher war – lange Geschichte –, ich musste wieder bei meiner Mutter einziehen, ich gebe dir die Adresse.“
„Warte mal … Liam, Liebling? Kannst du mir einen Stift geben? Danke, du bist ein Schatz.“ Dann an mich gewandt: „Oh Gott. Du lebst wieder bei deiner Mutter?“
„Und du kennst sie nicht einmal.“
„Ich kenne meine, und das ist schon schlimm genug. Okay, leg los.“
Ich nenne ihm die Adresse, er sagt, er bringt den Hund gegen sieben Uhr vorbei, dann legen wir auf. Erst dann fällt mir ein, dass ich meine Mutter nicht einmal gefragt habe, ob sie was dagegen hat.
Wie bitte? Da stolziert gerade ein Hahn den Flur entlang – ich kann hören, wie seine Krallen auf dem Boden klacken, igitt –, und ich mache mir Gedanken darüber, einen Hund ins Haus zu bringen?
Oh Mist. Was, wenn der Hund den Hahn auffrisst?
Andererseits, na und, was soll schon sein, wenn der Hund den Hahn auffrisst?
Na gut. Abwarten.
Später am Abend, in der Küche. Geoff hat sich hinter den Kühlschrank gequetscht, von wo aus er abwechselnd winselt und nach dem Hahn schnappt, der mitten auf dem Küchenboden mit viel Flügelgeschlage und Geschrei das hühnerartige Äquivalent von Breakdance aufführt. Während meine Mutter und ich darüber streiten, wie man am besten den Vogel einfängt und wieder in seinem Käfig verstaut, versucht Nonna, bewaffnet mit einem Besen und permanent einen Strom erbosten Italienischs ausspuckend, den Vogel davon abzuhalten, dem Hund die Augen auszupicken.
Also, ich bin ja kein völliger Idiot. Ich habe meiner Mutter von Geoff erzählt, und sie hatte überhaupt keine Probleme damit – natürlich nicht –, also haben wir den Hahn wieder in seinen Käfig gesteckt, als Curtiss den Hund und seinen ganzen Kram, einschließlich der unverwüstlichen Packung Hundefutter (die tatsächlich aber schon zu zwei Dritteln leer ist) abgesetzt hat. Wir waren gerade dabei, Geoff sein neues Heim vorzuführen, als plötzlich in einer Wolke aus Federn und aufgeregt gackernd Rocky in die Küche gestürzt kam und Geoff attackierte. Wer hätte auch ahnen können, dass das verdammte Vieh weiß, wie man den Käfig öffnet?
„Warte!“ rufe ich von einem plötzlichen Geistesblitz getroffen. „Mein Wäschekorb!“
Ich rase in mein Zimmer, schmeiße die schmutzigen Klamotten auf den Boden und sprinte zurück in die Küche. Inzwischen stolziert Rocky vor dem Hund auf und ab, offenbar zufrieden damit, ihn nur durch seine Anwesenheit zu quälen. Geoff scheint eher sauer als sonst was zu sein, er zieht seine Lefzen zurück und lässt ein gelegentliches Knurren vernehmen, wobei er mir gleichzeitig Blicke zuwirft, die sagen: „Könntest du bitte dieses verdammte Viech entfernen?“ Meine Großmutter sieht, wie ich den Wäschekorb falsch herum halte, und wirft dem Vogel etwas hin, das wie ein Crouton aussieht (mir erscheint das als reine
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