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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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selbst kaum glauben. „Und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass für mich alles vorbei ist. Ich hatte meine große Liebe gefunden, ich hatte ein tolles Kind, meine Arbeit … wer braucht schon Sex, um alles wieder durcheinander zu bringen? Jetzt frag mich nicht, warum ich bis zu meiner Menopause gewartet habe, um herauszufinden, was ich achtzehn Jahre lang vermisst habe, aber ich schätze besser spät als nie.“
    Ich brauche eine Minute, bis ich das alles verarbeitet habe, deswegen ziehe ich an dem Eimer, und wir laufen wieder los. „Was du mir also erzählen willst, ist, dass ich mit keinem Stiefvater rechnen muss?“
    „Nein.“
    „Oh mein Gott, er ist doch nicht verheiratet, oder?“
    Entsetzen zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab. „Also hör mal, Ginger, was hältst du von mir?“
    „Entschuldige.“ Dann stelle ich eine Frage, weil ich es einfach wissen muss. „Bist du glücklich?“
    „Ich bin … zufrieden damit, wie es ist. Schätze ich. Weitestgehend.“ Sie seufzt. „Mein Gott. Wenn es das ist, was ihr Jüngeren immer durchmachen müsst, dann beneide ich euch wirklich nicht drum. Diese ganze Angst, diese Unentschlossenheit, immer wieder die Frage, ob ich das Richtige tue … wie zum Teufel könnt ihr das nur aushalten?“
    „Das ist ganz einfach. Häagen-Dazs.“
    „Das Komische daran ist“, fährt sie fort, „dass das alles keine Rolle zu spielen scheint, wenn ich mit ihm zusammen bin. Aber sobald wir getrennt sind, bin ich ganz durcheinander.“
    „Und das macht dich wahnsinnig?“
    „Selbstverständlich. Doch welche Alternative habe ich?“
    „Du könntest vielleicht jemanden finden, der dich nicht durcheinanderbringt?“
    Nach einem Augenblick entgegnet sie: „Du meinst so, wie es bei dir und Greg war?“
    „Nun … um ehrlich zu sein, ja. Ich meine, der Grund warum ich mich so zu ihm hingezogen fühlte, war, dass unsere Beziehung mich nicht verrückt gemacht hat.“ Im Gegensatz zu anderen Menschen, deren Namen ich nennen könnte. „Ich war nie durcheinander. Ich habe mich sicher gefühlt. Irgendwie zurechnungsfähig.“
    „Aber, hör mal, was macht daran denn Spaß?“
    „Ich bin nicht wie du, Nedra. Ich lebe nicht gerne gefährlich.“
    Ich spüre ihren prüfenden Blick auf mir. „Du meinst, seinem Herzen zu folgen bedeutet gefährlich leben?“
    „Wenn du dadurch aus dem Gleichgewicht gerätst, ja.“
    Das Gespräch bereitet mir Bauchschmerzen, aber als ich gerade sagen will, dass wir das Thema wechseln sollten, meint Nedra nachdenklich: „Wenn ich darüber nachdenke, dann habe ich mich bei deinem Vater sicher gefühlt. Weil ich wusste, dass wir füreinander bestimmt waren, was eine ganz besondere Art der Sicherheit ist. Aber trotzdem hatte ich mit Leo immer das Gefühl … ich weiß nicht … als ob ich irgendwie lebendiger wäre, verstehst du?“ Sie lacht. „Der Mann hat mich immer wieder auf den Boden zurückgebracht. Er hat mich immer gefordert, mich dazu gebracht, die Dinge auch in einem anderen Licht zu betrachten. Er hat mich dazu gebracht … noch mehr aus mir zu machen.“
    „Und das jetzt … was immer es ist, ist anders als das, was du hattest?“
    Ich glaube, zum ersten Mal in meinem Leben sieht sie mich an, als ob wir gleichberechtigte Gesprächspartner wären. „Im Augenblick geht es die ganze Zeit um Sex. Darum, Spaß miteinander zu haben. Dadurch fühle ich mich wohl mit mir und meinem Körper. Das ist vielleicht nicht viel, aber ich nehme es gerne.“
    Ich verspüre so etwas wie Neid. Gut, vielleicht sagt Nedra, dass sie sich nicht sicher ist, aber zumindest lässt sie sich davon nicht abhalten, oder? Aber nein. Sie ist nicht aus der Wohnung ihres Liebhabers gestürmt wie eine neurotische Kuh. Sie lässt sich nicht davon abbringen, den Augenblick zu genießen.
    Nun, das ist eben der Unterschied zwischen uns, schätze ich. Sie liebt die Gefahr. Ich nicht. Was sie „lebendig“ nennt, bezeichne ich als „erschreckend“.
    Und ich lasse mich nicht gerne erschrecken.
    „Hast du jemals irgendwelche Entscheidungen bereut? Entscheidungen darüber, wie du dein Leben geführt hast?“
    Meine Frage überrascht sie offensichtlich, doch dann antwortet sie: „Nein. Nicht, wenn es um die wichtigen Dinge geht.“ Sie sieht mich an, dann wieder weg. „Überwiegend mag ich mich, wie ich bin. Was ich tue. Ich weiß, dass ich vielen Leuten auf die Nerven gehe – du eingeschlossen –, aber ich würde nicht glücklich werden, wenn ich versuchen würde, jemand anderes

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