Maenner weinen nicht
wie eine Notbremse, die vor allem Männer zwischen 40 bis 50 Jahren ziehen – meist aus Angst vor der zweiten Lebenshälfte. Noch etwas ändern, bevor es zu spät ist. Noch einmal erleben, wie sich das Jungsein anfühlt. Noch mal testen, was geht – so oder ähnlich beschreiben die Männer die Gründe für ihre inneren Zweifel und äußeren Veränderungen, die sie und ihre Familien oft in eine tiefe Lebenskrise stürzen. Sie grübeln, ob das bisher Erreichte sie wirklich glücklich macht und warum andere Dinge noch nicht geklappt haben. Hinzu gesellen sich erste körperliche Anzeichen des Alters wie ein Bauchansatz oder graue Haare.
Nicht selten ähnelt die – keineswegs krankhafte – Lebenskrise in der Mitte des Lebens der Pubertät; auch hier stellen die Emotionen noch einmal alles komplett auf den Kopf. Oft treibt auch der gesellschaftliche Trend, nicht erwachsen werden und keine Verantwortung übernehmen zu wollen, die Männer von heute in die Krise. Ungern wollen sie sich einschränken oder auf etwas festlegen lassen. Wer in einer Beziehung lebt und die Identitätskrise überlebt, kann mit der Partnerin gewachsen aus der Midlifecrisis hervorgehen. Single-Männer müssen sich ranhalten: Sie werden nach einer Krise nicht selten komplett beziehungsunfähig.
Bevor aus der Midlifecrisis ein Strudel wird, aus dem sie allein nicht mehr herauskommen, sollten betroffene Männer sich in einer Beratung, einem Coaching oder der Familientherapie konkrete Tipps holen. Hier können sie Fragen klären, sich mit ihren Ansprüchen auseinandersetzen und wieder ein Gefühl für die Realität bekommen, in der sie leben. Zudem unterstützen die Therapeuten sie dabei, Entscheidungen zu treffen, die die belastende Situation oft entschärfen können.
Gefangen in der Erschöpfungsspirale
Begonnen hat alles mit einer schmerzenden Wirbelsäule: Seit Jahren spürt der Altenpfleger Wolfram S. Beschwerden in der Lenden- und Halswirbelsäule; oft schmerzen ihm auch die Knie. Seiner Arbeit als Pfleger in einem Seniorenheim ging der 52-Jährige lange Jahre mit Spaß und Enthusiasmus nach. Irgendwann aber kam ihm öfter der Gedanke, dass er sich für die alten Menschen aufopfert, ihm aber keiner dafür dankt. Doch S. hält durch, ist aber zunehmend frustriert; im Stillen macht er böse Scherze über seine Kollegen. Wenn mal wieder alle etwas gleichzeitig von ihm wollen, rettet er sich in zynische Bemerkungen über die Heimbewohner. Nach 15 Jahren als Pfleger fühlt sich der Familienvater freudlos und niedergeschlagen, hat keinen Antrieb mehr, will niemanden mehr sehen. Sein Alltag erscheint ihm »schwarz überschattet«, auch die Rückenschmerzen nerven. Nachts kann er nicht mehr schlafen, liegt grübelnd im Bett, tagsüber ist er müde und erschöpft.
Dass er so »nicht weitermachen kann«, wird Wolfram S. klar, als er die Arbeitsstelle wechseln muss. In einem neuen Pflegeheim muss er sich in kurzer Zeit als Leiter eines Wohnbereichs einarbeiten, die Kollegen kennenlernen und für sich gewinnen. Schon nach wenigen Wochen stellt er fest, dass es auf seiner Station viel zu wenig Personal gibt, dass er zeitlich sehr viel eingespannter ist als früher und auch organisatorisch höhere Anforderungen an ihn gestellt werden. Hinzu kommen Schichtdienste, die dazu führen, dass seine Frau mit den Kindern am Wochenende oft allein auf die gemeinsame Datsche fahren muss. Nun hat S. endgültig das Gefühl, niemandem mehr gerecht zu werden, weder den Patienten und Kollegen im Heim noch seiner Familie zu Hause. Nach einem heftigen Streit mit dem Vorgesetzten, in dem ihm eine bessere Bezahlung verwehrt wird, verschärft sich die Situation: Er kann sich nun gar nicht mehr zu seiner Arbeit motivieren. Bei der Pflege der Patienten wie auch seinen organisatorischen Pflichten unterlaufen ihm Fehler. Er ist gestresst und innerlich angespannt.
Das sagt der Experte:
Das Wichtigste zuerst: Das Burnout existiert bislang in Deutschland nicht als Diagnose. Der Begriff stammt aus der Arbeitspsychologie und umschreibt ursprünglich das Gefühl des Ausgebranntseins bei Menschen in pflegenden Berufen. Experten verstehen darunter heute einen chronischen Erschöpfungszustand, der zu Depressionen, Schmerzsyndromen, Tinnitus, Bluthochdruck oder chronischen Infektionskrankheiten führen kann. Typisch ist, dass die Betroffenen aus der Erschöpfungsspirale allein nicht herauskommen, weil sie direkt mit ihrer Arbeit verknüpft ist. Vor allem nach der teilweise verwirrenden
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