Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Motten verweigern. Kein Vergleich zu den adretten Kommissaren, die man üblicherweise im Fernsehen sieht. Vielleicht am ehesten eine alpine Ausgabe von Inspektor Columbo. Nur momentan lange nicht so freundlich. „Sie glauben, dass ich Ihnen das sage?“
Ich zucke mit den Schultern. „Jedenfalls hat es den Streit zwischen den beiden gegeben. Sie hat offenbar sein Image manipuliert. Er hat es sich gefallen lassen. Und dann wollte er doch aufmucken.“
„Ja, danke. Konnte ich schon einer Boulevardillustrierten entnehmen.“
„Boulevardillustrierte? Ihr bester Freund arbeitet dort. Er ist einer der angesehensten Journalisten Österreichs.“
„Und die löbliche Ausnahme. – Ich will von Ihnen jedes Detail. Wen haben Sie in diesem Bergdorf getroffen, der mit dem Fall zu tun hat? Was hat Pauer zu Ihnen gesagt? Was haben die anderen über ihn gesagt?“
Ich krame in meiner Tasche. „Ich hab alles auf diesem USB-Stick gespeichert. Mein Original-Interview mit ihm. Die Interviews mit seiner ersten und mit seiner zweiten Frau. Natürlich auch die Reportagen.“
Er nimmt ihn mit einem gnädigen Nicken. „Und was haben Sie nicht geschrieben? Was ist nicht aufgezeichnet?“
Ich schüttle den Kopf. „Das Heft ist erst heute erschienen. Ich mach mich wieder dran. Aber neues Material hab ich noch nicht.“
„Und das soll Ihnen einer glauben?“
„Na ja. Etwas noch. Ich hab das Interview mit Pauer nicht weit von der Stelle, an der er ums Leben gekommen ist, gemacht. Ich war spazieren. Ein Weg rund um einen Bergsee. Ich war auch bei diesem Wasserlauf. Er ist nicht groß, drei Schritte und man ist drüber. Oder man springt. Ich war übermütig und bin gesprungen. Ich bin gestürzt und hab mir das Knie aufgeschlagen. Und als ich nach Hause gehinkt bin, ist er an mir vorbeigejoggt. Er ist stehen geblieben und wir haben miteinander geredet. Das ist alles aufgezeichnet und auf dem Stick.“
„Und?“
„Das war es. Ich hab mir bloß überlegt: Pauer ist ausgesprochen sportlich. Wenn ich schon fast über den Wasserlauf springen konnte, wäre das für ihn eigentlich ein Kinderspiel gewesen.“
„Er kann Pech gehabt haben.“
„Natürlich. Jeder kann Pech haben“, ich nicke. „Sie wollen jedes Detail von mir: Kann das daran liegen, dass inzwischen klar ist, dass es ein … Fremdverschulden gegeben hat?“
„Käme Ihnen für die nächste Story wohl gerade recht: Mira Valensky am Ort des Geschehens. Ihr Exklusiv-Bericht: Wie ich mir das Knie aufgeschlagen habe!“
Ich grinse. Mit so etwas bringt er mich nicht aus der Fassung. „Sie sollten den Beruf wechseln. Also: Gibt’s Hinweise darauf, dass das doch kein Unfall war?“
„Die Untersuchungen sind noch lange nicht abgeschlossen. – Und wenn Sie irgendwas wissen, dann ist es Ihre Pflicht, mir das mitzuteilen.“
Ich nicke und überlege. „Haben Sie schon mit Maggy Körmer geredet?“
„Das ist diese Feministin, die rund um die Pauer-Geschichte ein paarmal aufgetaucht ist.“
Er hat seine Hausaufgaben brav gemacht. „Sie war auch in Gavoi. Protestieren. Gegen den Auftritt von Pauer.“
„Dass ausgerechnet Sie mir eine Feministin ans Messer liefern …“, spottet Zuckerbrot.
„Ich erzähle Ihnen eben, was ich weiß. Und ans Messer wird sie schon nicht müssen. Ich meine nur: Vielleicht hat sie etwas gesehen?“ Mir ist klar, dass ich von Zuckerbrot nichts mehr erfahren werde. Ich hoffe, dass mir Karl Simatschek schneller Auskunft gibt. Ich kann mich irren, aber ich habe das Gefühl, dass inzwischen einiges auf Mord hindeutet. Warum sonst möchte der Chef von Leib und Leben alles so genau wissen?
Noch keine Nachricht von Daniela. Aber Tausende Fotos durchzusehen dauert seine Zeit. Zumal sie ja nicht nur nach Nicole sucht, sondern auch die besten Bilder auswählen muss. Maggy Körmer geht nicht ans Telefon, sie hat nicht einmal eine Mobilbox laufen.
Vesna versucht herauszufinden, wo Farah Seifried ist. Aber sie muss sich auch um ihre Firma kümmern. „Sehr gute Kunden, wollen, dass ich Haus sichere, wenn sie sind auf Urlaub.“
„Alarmanlage?“
„Die haben sie schon, ist große Villa. Aber viel besser als Anlage ist Slobo. Der wohnt einfach in Gästezimmer. Ich muss mit ihm dorthin, damit sie nicht erschrecken. Und halten womöglich ihn für Einbrecher.“
Ich lache. Vesnas bosnischer Kleiderschrank kann schon einigermaßen einschüchternd wirken, wenn man ihn nicht kennt: Genau das ist auch oft seine Aufgabe. Muss ja keiner wissen, wie
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