Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Putzengel“, lacht Oskar und sieht mich dann an. „Ihr seid mir genau so recht, wie ihr seid. Man muss nicht alles kategorisieren, was meinst du?“
Ich nicke. Maggy wäre empört. Womit wir wieder beim Thema wären. „Maggy hat dagegen protestiert, dass man Pauer in Gavoi auftreten hat lassen. Gemeinsam mit italienischen Freundinnen.“
„Wenn die ihn umbringen wollte, hätte sie wohl eher eine Bombe geworfen“, stellt Oskar fest und nimmt sich noch was von dem geräucherten Pecorino.
„Verwechselst du das jetzt nicht mit Anarchistinnen?“, spöttle ich.
Oskar schenkt uns nach. Er hat zur Feier des Tages Vermentino mitgebracht. Trotzdem … Nicole … Wem könnte sie in Gavoi noch aufgefallen sein? Klarerweise hat sie sich nicht beim Festivalbüro angemeldet, das machen die wenigsten Besucherinnen. Inzwischen sind alle abgereist. Es macht keinen Sinn, hinzufahren und nach jemandem zu suchen, der sie gesehen hat. Eine junge Frau mit blauem Kopftuch oder auch ohne … wirklich einfach zu finden. Ich werde Maggy fragen. Ist eine der wenigen, die dort waren und sie kennen.
„Man sollte dich fotografieren. Wie du Käse isst und dabei vor dich hin murmelst.“
Ich starre Oskar an.
„Na, entschuldige … ich hab’s nicht so gemeint … ich weiß, du hast viel um die Ohren und wenig geschlafen, schon seit Tagen …“
Ich schüttle den Kopf. „Nein. Danke. Du hast mich auf eine Idee gebracht. Es ist nicht mehr als eine Chance. Aber immerhin. Die Fotografin. Daniela.“
Ich starte den Laptop. Ich schicke Daniela eine E-Mail und hänge zwei Bilder von Nicole an. Wahrscheinlich hat sie längst von Pauers Tod gehört. Immerhin war er auch in Italien auf Platz eins der Bestsellerlisten. Ob sie die Fotos, die sie heuer in Gavoi gemacht hat, durchschauen könne? Ist jemand drauf, der aussieht wie diese junge Frau? Meinen Artikel über das Festival schicke ich auch mit. Er ist zwar auf Deutsch, aber sie soll sehen, dass es mir nicht bloß um Sensationsjournalismus geht.
Sie antwortet zehn Minuten später. Sie habe mehrere Tausend Fotos gemacht, aber sie sei sowieso schon dabei, sie zu sichten. Sie werde ihr Bestes versuchen. Und ganz herzlichen Dank für den Artikel, eine Freundin werde ihn für sie übersetzen. Hoffentlich bis bald. – Ich lächle. Ja. Und das unter entspannten Umständen.
[ 15. ]
Am nächsten Tag befiehlt mich Zuckerbrot zu sich. Anders kann man es nicht nennen. Ich klopfe. „Gruppenführer Leib/Leben“ steht an der Tür. Irgendwie klingt seine offizielle Bezeichnung nach Pfadfinderchef. Wenn man freundlich denkt. Ansonsten könnte man sich überlegen, warum wir es in Österreich immer noch so mit den Führern haben. Seine Sekretärin öffnet, sie lächelt mich freundlich an. Eine überaus kompetente Frau mit einer heißen Liebe zu Kriminalromanen. Deswegen arbeitet sie auch im Vorzimmer des Leiters der Mordkommission statt in der Privatwirtschaft, wo sie inzwischen sicher „Assistant General Manager“ heißen und deutlich besser bezahlt werden würde. Außerdem hat sie ein Faible für Grünpflanzen. Zuckerbrots Büro gleicht inzwischen fast meiner Dschungelecke. Chlorophyll helfe beim Denken, ist sie überzeugt.
„Ist er frei?“, frage ich nach den Begrüßungsformalitäten.
Sie nickt. „Er ist ein wenig grantig. Er kann kein Italienisch. Zum Glück haben sie einen neuen Rechtsmediziner hingeschickt, der hat einen italienischen Vater.“
„Eine Mutter“, sage ich automatisch und bremse mich dann ein. Muss ja keiner wissen, dass ich Karl Simatschek kenne. Gemeldet hat er sich allerdings ohnehin noch nicht.
„Sie recherchieren wirklich alles“, meint die Sekretärin und klopft dann an die Tür zu Zuckerbrots Büro.
Wenige Minuten später kann ich mir anhören, dass man mich sofort verhaften sollte. Ich höre etwas von zurückgehaltenen und verschleierten Informationen und dass es wirklich eine Sauerei sei, was er alles aus dem „Magazin“ erfahren müsse.
Ich sitze ihm auf dem unbequemen Besucherstuhl gegenüber und versuche ein Lächeln. „Sie haben mich nicht gefragt.“
„Schon einmal was davon gehört, dass man der Polizei auch ohne Vorladung Informationen gibt?“
„Ich habe mir gedacht, Sie hätten Wichtigeres zu tun, als mit mir zu reden. Haben Sie schon mit Farah Seifried gesprochen? Wo ist sie momentan eigentlich?“
Zuckerbrot lehnt sich vor und sieht mich spöttisch an. Trotz der Sommertemperaturen trägt er seine Strickjacke, so ein Ding, das selbst die
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