Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
hätte so einen Wahnsinn doch nie im Leben zugelassen! Auf so eine Idee können nur Leute kommen, die keine Ahnung haben, was Vergewaltigung bedeutet!“
„Und seit wann weißt du davon?“, frage ich sie.
„Seit heute“, antwortet Sandra Alman.
„Du wolltest schon vorgestern nicht, dass wir mit Nicole reden.“
„Ich … ich habe wohl irgendwann etwas zu ahnen begonnen. Aber ich wollte es nicht glauben. Mir war nur klar, dass ich Nicole schützen muss. Vor allem aber die Frauen, denen Gewalt angetan wird. – Wisst ihr, was passiert, wenn das publik wird? Wenn in so einem prominenten Fall rauskommt, dass es eine Falle war? Der Schaden ist enorm! Wunderbar, werden sie sagen, jetzt gibt es endlich einen Beweis, wie viel die Frauen vortäuschen. Die wahren Opfer sind die Männer. Dieses Luder wollte den armen Pauer hineinlegen. So kann es jedem von uns Männern gehen. Noch weniger Frauen werden sich trauen … Man wird den Frauen noch weniger glauben …“ Ich sehe, dass Sandra Alman Tränen in den Augen hat.
„Maggy Körmer. Sie hat das mit dir geplant?“, frage ich Nicole.
Nicole nickt. „Sie war Feuer und Flamme und hat mich gelobt für meine Opferbereitschaft. Wir haben uns das ja ganz anders vorgestellt. Er hat ja als wilder Draufgänger gegolten, so einer, der alles mitnimmt, was sich ihm bietet. Ich sollte ihn ein wenig reizen und dann haben wir Sex und dann renne ich davon, zerstöre noch einiges, vielleicht versucht er mich aufzuhalten, wir kämpfen, ich krieg noch einige blaue Flecke und dann schreie ich, dass er mich vergewaltigt hat. In gewissem Sinn hat er ja auch viele mit seinem Buch vergewaltigt. Und Freibriefe ausgestellt.“
„Hat Maggy Körmer gesagt“, merkt Vesna trocken an.
Nicole nickt. „Aber ich habe das auch so gesehen. Ich war eine Idiotin … ich habe mich wirklich als Heldin gefühlt. Und dann war alles ganz anders. Ich hab es nicht glauben können, aber er wollte einfach nicht. Ich hab mich ihm fast schon aufgedrängt, es war total peinlich, mir war klar, dass ich da nicht mehr zurückkann. Und irgendwann hab ich begriffen, dass der sicher keinen Sex mit mir haben wird, also hab ich es mit Teil zwei versucht, Zerstörung, Kampf. Er war so irritiert, dass er nicht einmal versucht hat, mich zurückzuhalten, oder zumindest nicht eben heftig, und dann bin ich in die Hotelhalle.“
„Und welche Rolle hat Farah Seifried gespielt?“, frage ich mit trockenem Mund.
„Die? In diesem Fall gar keine. Die ist dann nur ziemlich bald in der Halle aufgetaucht, leider. Maggy hat einige Journalisten verständigt und die Polizei. Das haben wir vorher ausgemacht.“
Ich nicke. „Wo ist eigentlich der Zettel, den dir Pauer in Sardinien geschrieben hat?“, fällt mir ein. Besser, bei den Details zu bleiben. Mit dem Ganzen kann ich noch nicht umgehen.
„Keine Ahnung. Ich musste ja weg, wegen der Menschen, die ich gehört hatte. Als ich am nächsten Tag in der Früh nachgesehen habe, war da kein Zettel. Aber ich bin mir ganz sicher: Er wollte eine Lösung. Er hat mir auch gesagt, dass er einiges klarstellen wird. Dass man ihn in eine Rolle gedrängt habe. Ich hätte meine Aussage abgeschwächt, er hätte gesagt, dass er nie und nimmer meint, Männer sollten immer die Sau rauslassen und Frauen wären dann wieder richtige Frauen und den Männern dankbar, er hätte sich ganz klar von allen Übergriffen auf Frauen distanziert, und damit wäre der ganze Albtraum vorbei gewesen.“
Für ihn ist es tatsächlich vorbei. Für Nicole noch lange nicht. Sie braucht einen guten Anwalt, so viel ist klar. – Wenn sie aussagt, dass sie in Gavoi war und sich mit Thomas Pauer getroffen hat, um zu einer Einigung zu kommen: Kann es gelingen, dass nichts vom wahren Verlauf des Abends im Hotel an die Öffentlichkeit dringt? Darf man ihn verschweigen? Jedenfalls ist das Verfahren eingestellt. – Praktisch. Ziemlich praktisch. Der Täter, der zumindest in diesem Fall dann doch eher ein Opfer war, ist tot.
„Hat Maggy Körmer gewusst, du bist in Gavoi?“, fragt Vesna.
„Ich hab mit ihr geredet, da in Wien, bevor ich mich vor den Medien versteckt hab. Als die alle über mich hergefallen sind, war ich verzweifelt, ich wollte, dass sie mir hilft. Sie hat nur gemeint, dass ich meine Sache sehr gut gemacht habe, auch wenn nicht alles optimal gelaufen sei. Und dass ich im Interesse der Frauen durchhalten müsse. Und dann hat sie wieder einen Vortrag über die Weltverschwörung der Maskulisten gehalten und
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