Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
ich hab mir gedacht, wie hab ich jemals so blöd sein können, mich auf diese Aktion einzulassen.“
„Das war euer letzter Kontakt?“, frage ich.
„Ich … ich hab ihr einmal von unterwegs geschrieben, dass ich nicht mehr kann. Und dass ich mit Pauer zu einer Einigung kommen möchte. Sie hat mir zurückgeschrieben, dass ich auf keinen Fall etwas unternehmen soll, dass wir vorher darüber reden müssen.“
„Du hast was von Gavoi geschrieben?“
Nicole schüttelt den Kopf. „Nein, hab ich nicht. – Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie was mit dem Tod von Pauer zu tun hat. Wahrscheinlich war es ja doch ein Unfall.“
Ich starre sie an. Sie weiß es noch nicht. – Was wiederum bedeutet, dass sie es nicht gewesen ist. Unsinn. Sie hat uns schon einmal an der Nase herumgeführt. Und das nicht zu knapp. All das Gerede vom Opfer, dem man glauben muss … Na super. Und jetzt bin ich genau da, wovor Sandra Alman Angst hat. Dass das, was Frauen erzählen, bestenfalls als Gerede abgetan wird.
„War kein Unfall“, sagt Vesna trocken.
Nicole starrt sie an. „Wenn die erfahren, dass ich dort war …“
Ich nicke. „Du stehst unter Verdacht.“
„Und sag ja nicht, dass man dir glauben soll“, faucht Jana.
„Ich sag gar nicht, dass man mir glauben soll. Aber ich war es nicht.“
Farah Seifried. Der Streit zwischen ihr und Pauer. Er wollte sein Supermacho-Image ändern, wenn Nicole dafür ihre Aussage abschwächt. Zumindest, wenn er Nicole nicht angelogen hat. Dafür spricht einiges, auch die Andeutungen, die er im Interview gemacht hat, dass er bald vielleicht schon mehr für mich habe. Für Seifried wäre das eine Katastrophe gewesen. Der Bestsellerautor, der alles relativiert und womöglich gesteht, dass er die deftigsten Passagen des Buches gar nicht selbst geschrieben hat. „Ich bin nicht, der ich bin.“ „Und sie ist nicht, was ihr glaubt.“ Nämlich Nicole. Kein Vergewaltigungsopfer. Und er kein Täter. Zumindest nicht in diesem Zusammenhang. Dafür auch kein neuer Super-Mann. Zumindest nicht so einer, wie es in seinem eigenen Buch steht. Der amerikanische Verlag hätte von Alpha Books oder gar von Farah Seifried Schadenersatz verlangt. Zu viel Manipulation. Sie wäre ihren Job los gewesen.
„Die wahrscheinlichste Täterin ist immer noch Farah Seifried“, sage ich. Es soll irgendwie Trost spenden. Tut es aber nicht. Auch wenn ich meine These noch so genau darlege. Jedenfalls ist eines klar: Nicole muss vor der Polizei aussagen. Diese Geschichte kann ich nicht schreiben, ohne Zuckerbrot Bescheid zu geben. – Wie viel will ich davon überhaupt schreiben? Darf ich etwas verschweigen?
„Wie bist du eigentlich nach Gavoi gekommen?“, frage ich.
Nicole lächelt. „Das war nicht weiter kompliziert. Ich bin mit dem Personalausweis einer Freundin gefahren. Wir haben immer darüber gewitzelt, wie ähnlich wir uns sehen. Ich hab ihr gesagt, ich muss vor den Medien ins Ausland flüchten. Ich bin nach Italien, das ist naheliegend, ich hab ein paar Semester Italienisch studiert, und da zieht es mich immer wieder hin. Bei der Ausreise hat mich sowieso keiner kontrolliert. Auf der Fähre nach Sardinien hat’s Stichprobenkontrollen gegeben, vor allem bei den Touristen, aber ich gehe zur Not als Italienerin durch, sie haben mich in Ruhe gelassen. Außerdem hat man mich ja nicht gesucht. Es ging mir nur darum, dass mich keiner findet. – Keiner von den Medien.“
„Vielleicht gibt es doch einen Weg, nichts über den Verlauf des Abends im Hotel zu erzählen“, überlegt Sandra Alman. „Er hat sich diese Entschuldigung nicht wirklich verdient. Und die Frauen haben es sich noch viel weniger verdient, ins falsche Licht zu kommen. Ich muss mit Maggy Körmer reden. Auf mich hört sie noch am ehesten.“
„Nehme ich nicht an, sie erzählt Polizei-Machos die wahre Geschichte“, antwortet Vesna einigermaßen spöttisch. Ich sehe meine Freundin an und wir denken offenbar das Gleiche: Was, wenn Sandra Alman doch mit drinsteckt und Maggy warnt?
Die Leiterin von „frauen.com“ hat unseren Blick richtig gedeutet. „Ich hatte mit der Sache nichts zu tun!“, fährt sie auf. „Ich bin ja nicht verrückt und zerstöre das, wofür ich mich immer eingesetzt habe! Ich versuche bloß, den Schaden möglichst gering zu halten!“
Nicole beginnt zu weinen. Ich würde am liebsten mitheulen. So habe ich mir unsere Aufklärung nicht vorgestellt.
„Ich gehe mit dir zu Maggy“, sagt Jana. „Sie mag mich
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