Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
eine Verwandte ist. Ich glaube, wir können das alles ganz gut lösen: Ich schicke das Interview zur Autorisierung, das hätte ich ohnehin getan, ist auch so vereinbart. Kein Problem mit kleinen Korrekturen, aber schreiben sie es mir um, dann bringe ich es nicht. Oder zumindest nicht die umgeschriebenen Passagen. Die Reportage wird selbstverständlich nicht vor Erscheinen außer Haus gegeben. Dass Leserinnen und Leser sagen, wie ein Mann für sie sein sollte, können ja ein paar äußerst fähige Sommerpraktikantinnen organisieren – die übrigens wie immer nach dem Notendurchschnitt der Fachhochschule und ihrer Probereportage ausgesucht wurden. Und das mit dem Gewinnspiel ist mir egal. Sofern es, wie es sich gehört, vom redaktionellen Teil des ‚Magazin‘ deutlich getrennt wird. Also zumindest nicht auf der gleichen Seite steht und so gekennzeichnet ist, dass klar ist: Es handelt sich um Werbung.“
Nicken rundum. Heute bin ich wirklich gut drauf.
„Das … werden sie nicht akzeptieren“, murmelt der Geschäftsführer.
„Sie werden das schon machen“, sagt Droch. „Sie haben es einfach so verstanden, dass Mira das Interview schickt. Und wenn der Verlag das wirklich nicht akzeptiert, bricht für uns auch keine Welt zusammen.“ Er rollt von seinem Platz Richtung Ausgang. Und damit ist die Sitzung beendet.
Ich versuche ein dümmliches Siegergrinsen zu vermeiden und eile Droch nach. Besser, sich jetzt nicht in Einzelscharmützel verwickeln zu lassen.
„Wir alten Feministinnen“, knurrt Droch theatralisch, als ich ihn einhole. Ich lache. „Aber wehe, du lässt die ganze männerfeindliche Sauce raus“, ergänzt mein Freund. Hinter ihm betrete ich sein kleines Büro. Ein Privileg, dieses Einzelzimmer. Der Rest der Redaktion sitzt in einem Großraumbüro, ist angeblich der Kommunikation förderlich. Na gut, ich habe mir wenigstens meine Dschungelecke erbeutet, geschützt durch zwei monströse Philodendren.
„Ich und eine Männerfeindin?“ Ich umarme ihn von hinten und küsse ihn auf die Wange.
„Lass deine sexuellen Übergriffe auf einen alten, wehrlosen Krüppel. Eine Frau, die jedes Männchen überfällt, ist lang noch keine Männerfreundin. Hast du mir selbst beigebracht. Ein Mann, der jedem Rock hinterherjagt, gilt in euren Kreisen ja auch nicht gerade als Frauenversteher.“
„Und was sind jetzt exakt unsere Kreise?“
Und schon hat wieder eines unserer Scharmützel begonnen.
Zwei Stunden später sitze ich an meinem Schreibtisch und überarbeite das Interview. Da gibt es eigentlich wenig, woran Pauer oder seine Verlegerin etwas auszusetzen haben könnten. Außer sie wehren sich grundsätzlich gegen Fragen, die nicht voll der Bewunderung sind. Glaube ich aber nicht. Ich habe seine Antworten weder verändert noch verdreht. Ich finde, sie sprechen ohnehin für sich. Den einen werden sie eben gefallen, den anderen nicht. Je nach Standpunkt.
Telefon. Wer mich am Festnetz der Redaktion anruft, kennt mich nicht sehr gut und will wahrscheinlich etwas von mir. Unsinn. Es kann auch sein, dass man mir etwas geben möchte. Informationen. Vielleicht über diesen Thomas Pauer. Wäre zum Beispiel ein Hammer, wenn er schwul wäre. Ich sollte Karl Simatschek, den sympathischen Rechtsmediziner, den ich im steirischen Vulkanland kennengelernt habe, anrufen und ihn fragen, was man so über Pauer hört. In der Szene. – Gibt’s das? Eine einheitliche Schwulenszene? Gibt ja auch keine einheitliche Frauenszene.
Ich greife zum Hörer. „Mira Valensky?“ Fast glaube ich, es ist wirklich Karl, der dran ist. Unsinn. Eine weibliche Stimme.
„Maggy Körmer. Sie arbeiten an einer Reportage über dieses Buch. Ich will mit Ihnen darüber reden.“
Hornbrille, flammend rote Haare, massiv. Zumindest optisch der totale Gegensatz zur rundlichen dunklen Sandra Alman. Beide scheinen sich für Frauenangelegenheiten einzusetzen. Ob sie das Gleiche darunter verstehen? Janas beste Freundin scheint diese Maggy auch nicht eben zu sein.
„Hallo?“
„Sie wollten ja reden“, sage ich mit enden wollender Begeisterung.
„Ich nehme an, Sie haben dieses Skandalbuch gelesen. Es ist gemacht worden, um den großen Backlash zu inszenieren. Da haben sich die wirklich Mächtigen zusammengetan, um zu verhindern, dass Frauen auch bloß kleine Fortschritte in der Gleichstellung machen. Ich rede von der vollen Gleichstellung, nicht von den Bröseln, die sie uns abgeben, wenn wir uns wohlverhalten, damit Sie verstehen. Ich kann Ihnen
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