Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
mich verwirrt an. „Na, sehr wichtig. Ich liebe gutes Essen, weißt du ja.“
„Und eine Frau sollte also gut kochen können.“
„Ich freu mich, dass du so gut kochst. Und dass du meine Frau bist … ansonsten ist mir das egal … – ach so, du warst ja heute bei diesem Bestseller-Mann!“
„Da fragt man sich dann halt …“, murmle ich, noch immer mit rotem Kopf. Kommt vom Verschlucken, nur davon. Dann stehe ich auf und schiebe die Garnelen ins knallheiße Rohr.
„Jana hält mich für ignorant, weil ich diesem Typ auch noch eine Plattform gebe, statt über wichtige Frauenfragen zu berichten. Für den Chef unserer Fotoredaktion bin ich eine kinderlose Emanze, die Männer unterdrückt. Und der Pauer-Mann hat am Ende versucht, mit mir zu flirten. Macht er wohl mit allen, wahrscheinlich meint er, wenn schon seine Thesen nicht ziehen, dann bringt’s sein umwerfender männlicher Charme.“
„Und ist er so charmant?“
Ich grinse. „Null Sexappeal, ich schwöre. Eher ein gut trainierter Zahnpastaverkäufer. – Weißt du, was er gesagt hat? Dass Frauen sich im Bett nehmen sollen, was sie wollen. Oder sie sollen zufrieden und dankbar sein für das, was sie kriegen. Darüber zu reden sei jedenfalls der totale Lusttöter.“
Oskar lächelt mich an. „Na ja, allzu viel reden wir auch nicht. Man sollte es ausprobieren. Oder das Gegenteil davon.“
„Und wenn ich nicht zufrieden bin mit dem, was ich kriege?“
Er sieht richtig erschrocken drein. „Bist du nicht?“
Ich seufze. „Bin ich doch, aber nur, um auf seine These einzugehen.“
Er beugt sich über den Tisch und gurrt: „Soll ich mich gleich einmal so richtig bemühen?“
Die Garnelen essen wir später. Und ehrlich gestanden kann ich im Nachhinein nicht mehr entscheiden, habe ich mir jetzt genommen, was ich wollte, oder war ich einfach voll glücklich mit dem, was ich gekriegt habe. Vielleicht lässt sich das auch gar nicht immer so auseinanderdividieren.
„Sehe ich auch so“, murmelt Oskar, nachdem ich ihm das gesagt habe.
„Was man nicht alles tut, um einen Artikel zu recherchieren“, antworte ich.
„Nur deswegen?“
„Was glaubst du?“
[ 3. ]
Natürlich ist Pauers Buch auch in der Redaktionssitzung Thema Nummer eins. Wenn wir sechs Seiten darüber bringen, hat der Verlag angeboten, ein Gewinnspiel zu organisieren: Leser und Leserinnen erzählen, wie für sie ein Mann sein soll, und können Bücher, Treffen mit dem Autor, sogar ein Abendessen mit ihm gewinnen. Der scheint wirklich rundum vermarktet zu werden. Auch wenn ich deutlich lieber mit Oskar esse. Spießig, kann schon sein, ist aber so. Natürlich ist unser Geschäftsführer hellauf begeistert. Dabei geht ihn die redaktionelle Gestaltung des „Magazin“ eigentlich gar nichts an. Trotzdem ist er bei der Sitzung dabei und deckt mich mit guten Ratschlägen für meine Reportage ein. Darauf habe ich gerade noch gewartet. Unser Chefredakteur wirft mir warnende Blicke zu. Wir verstehen uns ganz gut, meistens zumindest. Ich versuche sie auszutricksen, indem ich alles mit Nicken und nichtssagendem Lächeln quittiere. Ich werde schreiben, was ich will.
Der Leiter der Fotoredaktion hat sich tatsächlich über mich beschwert. Er ist heute zum Glück nicht da, sondern bei einer Reportage am Wörthersee. Oder hat er sich nur vor der Konfrontation gedrückt?
„Musst du die Leute immer so vor den Kopf stoßen?“, seufzt mein Chefredakteur.
Ich lächle weiter. „Ich hatte einfach das Gefühl, er hat nicht den richtigen Zugang zum Thema. Und dann werden es auch keine guten Bilder.“
„Ach, und der richtige Zugang ist wohl, dass man das Buch am besten verbrennen sollte!“ Das kommt vom Chronikchef. Typisch.
Weiterlächeln. Das ärgert ihn am meisten. Gar nicht darauf eingehen. Oskar hat die Welt gestern Abend wieder zurechtgerückt. – Weil wir wunderbar harmonischen Sex hatten? Und dabei sogar gelacht haben? Auch. Aber lange nicht nur. Weil es Männer gibt, bei denen sich diese vielen Fragen nach Rollen und Kampf und Anerkennung und Respekt gar nicht stellen. Und dann ist es auch wieder leichter, einfach zu sagen und zu tun und zu schreiben, was man sich denkt. Und: Janas Ansichten sind mir allemal lieber als die des blonden Wunder-Machos.
Droch beobachtet mich amüsiert. Ich habe von ihm scharfzüngige Sticheleien erwartet. Auch wenn er der Freund ist, den ich in der Redaktion habe. Nicht der einzige, aber bei weitem der beste. Natürlich nenne ich ihn immer wieder einen
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