Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
jede Menge Material schicken.“
„Herzlichen Dank. Aber momentan hab ich alles, was ich brauche.“
„Na wunderbar. Womit ich wieder eine Journalistin mehr kennen dürfte, die den Männern so lange nachkriecht, bis sie auf sie drauftreten.“
„Ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht auf mich drauftreten lasse. Und übrigens: In meiner Reportage werden natürlich auch Kritikerinnen zu Wort kommen. Ich bin es gewohnt, nicht eindimensional zu berichten.“
„Und mit wem haben Sie da gesprochen?“
„Jana Krajner. Studiert Politikwissenschaft.“
„Oh, das Girlie, das gern in diesen kurzen Röcken rumläuft.“
Die Antipathie scheint wechselseitig zu sein. „Die junge Frau, die eine Menge draufhat.“
„Sie ist engagiert. Ich bin keine, die andere Frauen schlechtmacht. Sie hat bloß nicht viel Erfahrung. Für sie ist alles bloß ein Riesenspaß. Ich könnte Ihnen …“
„Herzlichen Dank, wenn ich etwas brauche, melde ich mich.“ Und damit lege ich auf. Nicht eben freundlich, aber unvermeidlich, wenn ich meine gute Laune behalten möchte.
Gerade als ich gehen will, kommt eine Delegation aus Chefredakteur und Geschäftsführer in mein bescheidenes Dschungel-Büro. Sie müssen erst ein paar Philodendron-Blätter zur Seite schieben, bevor sie zu mir vordringen. Ich wappne mich.
Was folgt, sind alle möglichen als Bitten vorgetragene Anweisungen des Geschäftsführers. Man möge doch bei den auszuwählenden Personen, die ihr Männerbild schildern dürfen, „objektiv“ vorgehen. Man solle bei der Reportage daran denken, dass viele Menschen in diesem Land an den klassischen Rollen von Mann und Frau hängen, was ja „gar nichts Böses ist“.
Ich verblüffe den Geschäftsführer, indem ich ihm anbiete, das schon geschriebene Interview vorab zu lesen. Ist egal, ich schicke es ja auch der Verlegerin. Die anderen Teile der Story würden morgen und übermorgen entstehen, lasse ich ihn wissen.
„Bei Mira Valensky ist das in allerbesten Händen“, erklärt mein Chefredakteur. Er wird immer mehr zum Waschlappen. Ganz anders, als es Pauer fordert. Oder ist es doch richtig männlich, den Vorgesetzten oder zumindest den Beigeordneten der Vorgesetzten mit Pflichteifer zu begegnen? Auf dass man selbst einmal zum obersten Boss werde?
Jedenfalls bin ich ordentlich genervt, als mich die beiden wieder verlassen. Da hilft es nicht einmal, dass der Geschäftsführer beim Abgang beinahe über eine Luftwurzel meiner monströsen Lieblingspflanze gestolpert wäre.
Jetzt aber nichts wie heim. Na gut. Vielleicht noch ein schneller Blick in die E-Mails.
Belanglos, belanglos, unwichtig, morgen zu erledigen, Maggy Körmer: E-Mail mit dem Betreff:
„Maskulistenalarm!“
„Sg. Frau Valensky
,
Nachdem ich mehrere Stunden verstreichen ließ, sie zur Beobachtung einschlägiger Internetforen genutzt und die untergriffigsten Kommentare und den unerträglichen Maskulistensprech ertragen habe, folgen einige unabdingbare Bemerkungen zum Thema:
Im Sinne des Qualitätsjournalismus ist es unverzichtbar, zumindest einige der wichtigsten Fragen von Machtmilieus und Feminismusdiskurs aufzuzeigen. Einer ganzen Frauengeneration reichen die ewigen rhetorischen Modernismen. Strukturell bleibt alles gleich, wird aber im Detail immer brisanter und prekärer … Wir wiederholen die historischen Prozesse ohne Reflexionen, die natürlich auch vom Medien-Mainstream nicht im Geringsten erwünscht wären. Weiters der Diskurs über liberalen Feminismus: Kann durch Anpassung eine feminisierte Führungskultur entstehen, die den dringend notwendigen Wirtschaftswertewandel aufbaut, oder ist das ein Mythos?“
Ich scrolle nach unten. Das geht noch gut drei Seiten so weiter. Vielleicht bin ich zu dumm für den theoretischen feministischen Diskurs, oder wie immer das richtig genannt wird. Vielleicht auch zu ignorant. Wie hat Jana Maggy Körmer genannt? „Schmähfreie Zone“. Na gut. Maggy hat Jana als „Girlie“ mit allzu kurzen Röcken bezeichnet. Ich werde mich weder von der „Maskulistenmacht“ noch von der „schmähfreien Zone“ bremsen lassen. Ohne den Rest zu lesen, schicke ich Maggy Körmer eine kurze Antwort:
„Herzlichen Dank für die Informationen. Ich glaube, ich werde Köchin. mfg, Mira Valensky“
Ich grinse, als ich mir vorstelle, was sie für ein Gesicht macht. Vesna jedenfalls lacht herzlich darüber, als ich ihr davon erzähle. Wir haben uns in einer netten Bar in der Wiener Innenstadt getroffen. Rundherum Aperol-Sprizz
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