Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
für die, die nicht gleich jede Mode mitkriegen. Für die Checkerinnen der Großstadt ist heuer „Hugo“ angesagt: Prosecco, Hollersaft, Minze, Eis und etwas Soda. – Oder ist der womöglich auch schon wieder out und wir in Wien wissen bloß nichts davon? Weil er mir schmeckt, bestelle ich trotzdem einen. Vesna nimmt Cola. Ich weiß nicht, was sie an diesem Zeug findet. Sie musste mir schwören, dem Thema „Sei ein MANN!“ und seinen Verästelungen so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Gar nicht so leicht, weil worüber wird meistens getratscht? Über Beziehungen. Und dann ist man bald wieder beim Thema.
„Du weißt, wie du deinen fünfzigsten Geburtstag willst feiern?“, fragt sie dann.
„Keine Ahnung, es ist noch mehr als ein Monat bis dorthin.“
„Oder vielleicht du hast kleines Problem mit runder Zahl?“
„Ich hab gar kein Problem damit, Zahlen sind mir egal.“
Das hat jetzt vielleicht etwas ruppig geklungen. Meine Freundin sieht mich aufmerksam an. „Hast du doch, ich denke.“
„Dir war’s doch auch egal.“
„Ich bin anders. Außerdem es war mir nicht egal, es hat ausgesehen, Valentin wird gar nicht da sein und mit mir feiern.“
Ich grinse. Das Fest zu Vesnas Fünfziger war mehr als gelungen.
„Oder du wünschst dir auch Überraschungsparty?“, bohrt Vesna weiter. „Das kannst du natürlich nicht sagen, weil dann es ist ja keine Überraschung mehr.“
„Ich will keine Überraschungsparty. Irgendeine Party schon, aber nichts Großes. Und ich will jetzt noch nicht darüber nachdenken.“
„Na wenn dir das doch nicht etwas ausmacht … Ist eben Zeichen, dass man ist nicht mehr ganz jung.“
„Weißt du, was unser dummer Chronikchef heute von sich gegeben hat? Wir hätten eine weibliche Chefreporterin im fortgeschrittenen Alter mit nicht eben Traummaßen und einen Leiter der Politik-Redaktion im Rollstuhl – das sei schon fast zu viel an Political Correctness.“
„Was? Der hat wirklich zu dir gesagt, im fortgeschrittenen Alter?“
„Das versuchst du mir ja auch gerade einzureden, und außerdem: Das mit den nicht eben Traummaßen empört dich nicht?“, kichere ich.
„Ich finde, du hast gutes Maß. Dich wirft so schnell nichts um. In Wirklichkeit Beleidigung war gegen Rollstuhlfahrer: Als ob einer im Rollstuhl nicht gut genug schreiben und denken kann. Droch kann. Wissen wir.“
„Der Chronikchef tut einfach alles, um der Geschäftsführung zu gefallen.“
„Und du hast von Geburtstagsthema abgelenkt.“
„Vesna! Mein Fünfziger ist mir egal! Total egal! Das heißt: Ich feiere. Ich feiere gern. Wenn es einen Anlass gibt. Oder auch, wenn es keinen gibt. Aber ich beschäftige mich damit nicht Monate im Voraus.“
Vesna wiegt den Kopf. „Wir sollten Sekt trinken auf deinen Geburtstag. Oder gleich Champagner. Wir beginnen einfach mit Vorfeier.“
Ich lache, steige vom Hocker und suche nach dem Kellner. Gerade war er noch da … Wir sollten wirklich feiern. Alles ist ganz easy. Die Story, die ich schreiben soll, und auch mein Fünfziger. – Oder war der „Hugo“ stärker als gedacht? Ich gehe nach hinten, die Bar, die durchs ganze Lokal reicht, macht einen Knick um fünfundvierzig Grad, jetzt bin ich fast in einem Séparée. – Und wer sitzt da? Thomas Pauer. Unser Bestsellerautor. Samt Blondhaar und Muskeln. Wollte er mich nicht gestern Abend an der Hotelbar treffen? Sorry, da hatte ich leider Besseres zu tun. Ich steuere auf ihn zu.
„So allein?“
Pauer zuckt zusammen. „Oh, Frau Valensky.“
„Hat Sie hier noch keiner Ihrer Fans entdeckt?“
Er lächelt. „Scheint so. Ich warte auf … eine Journalistin. Leisten Sie mir Gesellschaft?“ Das kommt mit einem nahezu charmanten Augenaufschlag. Er hat verwirrend lange Wimpern, das muss man schon sagen. Aber eben irgendwie null Sexappeal.
„Meine Freundin sitzt draußen.“
„Oh, wie schade! Dann müssen Sie wohl …“ Wieder Augenaufschlag. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass er gar nichts dagegen hat, wenn ich mich wieder verziehe. – Na klar. Dem rennen die Frauen doch scharenweise nach. Er wird ein Date haben. Und er will dabei sicher nicht von mir gesehen werden. Er ist verheiratet. So viel weiß ich.
Pauer scheint jemanden entdeckt zu haben. Das kann ja interessant werden … Barbie-Püppchen oder eher Typ Sexbombe? Während er sich damit brüstet, dass sich seine starke Frau traut, daheim bei den Kindern zu bleiben …
Ich drehe mich um. Und sehe Farah Seifried ins Gesicht.
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