Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
sei sie
„untergetaucht“
und
„verweigert sich den dringenden Fragen von Polizei und Medien“
.
Ich schüttle wütend den Kopf. Sie hat ihre Aussagen gemacht und wurde von den Medien verfolgt, kein Wunder, dass sie nicht gefunden werden will. Und Farah Seifrieds bösartig gemeinte Bemerkung, Nicole Moser sei eine radikale Feministin, hat man im „Blatt“ einfach noch weiter verschärft.
Ganz am Ende des Artikels kann man dann noch lesen:
„Der Bestsellerautor Thomas Pauer, der mit seinem Buch über die Befreiung der Männer international Aufsehen erregt hat, wurde auf freiem Fuß angezeigt. Die Staatsanwaltschaft sah keine ausreichenden Gründe, um ihn in Untersuchungshaft zu nehmen. Für ihn gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung. Die zuständige Staatsanwältin fasste es so zusammen: ‚Ein Sexunhold ist er nicht.‘“
Wie ich es mir gedacht habe. Und: Er wurde nicht in Untersuchungshaft genommen, weil dafür ganz bestimmte Haftgründe erforderlich sind, und nicht weil man zu wenige Verdachtsmomente gegen ihn hat! Aber wer kann das schon unterscheiden? Ich habe immerhin in grauer Vorzeit Rechtswissenschaft studiert.
Seltsamerweise taucht auch in der Gratiszeitung die Sache mit der Lesbe auf. Der Verdacht liegt nahe, dass Seifried unter dem Siegel der Verschwiegenheit zusätzlich Gerüchte gestreut hat. Viel Platz ist in diesem Blatt ja nicht, also konzentriert man sich aufs angeblich Wesentliche:
„Das ist Brutalität! Lesbe gegen Pauer-Mann!“
Ähnlich wie in einem Sportbericht wird dann beschrieben, wie
„Super-Mann“
Pauer und
„Kampflesbe“
Nicole Moser gegeneinander antreten. Mit wechselseitigen Beschuldigungen. Wobei das, was die Verlegerin sagt, mit dem, was Pauer sagt, einfach vermischt wird. Gut, manchmal ist es auch nicht einfach zu trennen. Jedenfalls stehen auf der einen Seite die Kritikerinnen des Buches,
„die um ihre Emanzipation kämpfen“
, und auf der anderen Seite
„alle, die faire Chancen für Männer verlangen“
. Na super. Leicht auszumachen, auf welcher Seite sich die meisten wiederfinden wollen. Im Text ist dann zwar nur davon die Rede, dass
„die junge Frau, die behauptet, fast vergewaltigt worden zu sein, angeblich der militanten feministischen Szene nahesteht und Lesbe sein soll“
, aber zu Beginn des Artikels war für solche fast feinsinnigen Unterscheidungen natürlich kein Platz. Dafür wird ein konservativer Promi-Anwalt befragt, der feststellt:
„Fast vergewaltigt gibt es genauso wenig wie ein bisschen schwanger! Aufgehetzt von verordneter Political Correctness und einschlägigen Frauenzirkeln, diffamieren immer mehr Frauen männliche Avancen, so ritterlich sie auch sein mögen, als Übergriff. Es ist wichtig, dass die Rechtsprechung diesen Tendenzen nicht Vorschub leistet, sondern sich an die Fakten hält.“
Wenn ich das lese, werde ich sofort selbst zur militanten Feministin. Ich sehe mich schon, gemeinsam mit Vesna und Jana und vielen anderen, in hohen Stiefeln – vielleicht doch mit etwas Absatz – durch die Straßen ziehen. Okay, dabei muss ich doch wieder grinsen. Ist vielleicht der Unterschied zwischen mir und dem Männer-Gesocks, das da jetzt herauskriecht: Ich kann immer noch lachen. Auch über mich. Die nehmen sich todernst. Und ihre Männlichkeit erst recht.
Die dritte Boulevardzeitung hat ein Interview mit Carina Pauer erobert. Oder Seifried hat es ihr strategisch geschickt zugeteilt.
„Ich stehe voll und ganz hinter meinem Mann!“
„Die Frau des Bestsellerautors Thomas Pauer ist verzweifelt. Nie im Leben würde ihr Mann eine andere Frau zum Sex nötigen. Im Exklusiv-Interview gewährt sie uns Einsichten in ihr tägliches Leben zu viert:
‚Mein Mann ist ein liebevoller Vater. Wir haben zwei wundervolle Kinder. Rita ist eineinhalb und Simon ist drei. Sie waren echte Wunschkinder. Als ich meinen Mann zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich: Mit ihm möchte ich leben! In den letzten Jahren durften wir jede Menge Glück genießen. Er liebt es, bei seiner Familie zu sein. Wann immer er Zeit hat, geht er mit den Kindern spazieren. Und er ist es, der das Sonntagsfrühstück macht. Weil er mich verwöhnen möchte. Dabei hat er beinahe Tag und Nacht an seinem Buch geschrieben. Es war ihm wichtig, dass die Welt endlich die Wahrheit hört, dass niedergeschrieben wird, was so viele denken: nämlich dass es keinen Grund gibt, Männer länger als Menschen zweiter Klasse zu behandeln. Dass man sie endlich wieder Männer sein lässt. Aber
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