Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
weiß. Deswegen ich habe ihre Mobilnummer.“ Meine Freundin lächelt und schiebt mir einen Zettel herüber. „Ich muss los. In Firma. Vielleicht Jana ist zu Hause und sie hat auch Neues. Aber habe viel zu tun. Nachforschungen werden immer mehr. Ich habe schon überlegt, ich stelle Detektiv ein und ich mache quasi offiziell zweites Büro. Aber ich kenne keinen Detektiv, den ich mag und vertraue.“
„Was Interessantes dabei?“
„Nicht wirklich. Übliches. Firmenchef glaubt, man bestiehlt ihn. Konkurrent will Überprüfung von anderem Gebrauchtwagenhändler. Frau will unbedingt, dass ich bespitzle Ehemann – nicht weil er andere Frau hat, sondern weil er heimliches Konto hat. Und natürlich laufen Putzaufträge auch weiter. Gibt wenige, die sind schnell und zuverlässig in der Branche. Ich kann Aufträge aussuchen inzwischen. – Wenn ich irgendwie Zeit habe, ich sehe mich bei Villa bei Korneuburg um, aber ich kann nicht versprechen.“
Ich nicke. Wäre natürlich großartig, aber ich darf Vesna nicht zu sehr mit hineinziehen. Früher war es ab und zu möglich, dass sie vom „Magazin“ unter dem Titel „freie Mitarbeit“ für Nachforschungen bezahlt wurde, aber die neue Geschäftsführung hat das abgestellt. Man will sparen. Wie überall. Und: Man hat Angst, dass rauskommen könnte, unsere Wochenzeitung beschäftigt eine illegale Privatdetektivin.
„Streichle Gismo von mir, es geht ihr sicher bald wieder ganz gut. Ich bringe nächstes Mal große Packung Oliven. Zu Genesung.“ Sie küsst mich auf die Wangen und damit ist sie fort.
Das mit Gismo habe ich ihr natürlich als Erstes erzählt. Kann schon sein, dass anderes wichtiger ist, aber meine Katze ist mir eben nahe. Gismo humpelt übrigens auf drei Beinen herum, ist fast wieder die Alte und maunzt nach Trost, am besten in Form von Futter. Oskar will ihr heute Hühnerherzen mitbringen. Ich bin glücklich, dass es sie noch gibt. Sie ist ein Teil meines Lebens. – Weil ich keine Kinder habe? Unsinn. Weil ich sie eben mag.
Ich überlege, ob ich die Morgenzeitungen gleich im Café Museum lesen soll. Wie in jedem guten Wiener Kaffeehaus gibt es eine ziemlich umfassende Auswahl. Ich habe noch nicht gefrühstückt. Oskar hat Gerichtstag und musste zeitig weg. Ich brauche in der Früh eigentlich nichts, aber das Würstel am Nebentisch riecht verführerisch. Ich lasse mir die Karte bringen und bestelle Wurst und gleich auch noch eine Buttersemmel. Die Zeitungen lese ich dann trotzdem nicht hier. Ich will die entspannte Morgenstimmung verlängern. Außerdem: Wenn ich sie in der Redaktion lese, kann ich mir gleich am Laptop Notizen machen. Sollte es abseits der zu erwartenden Hysterie etwas Bemerkenswertes geben.
Eineinhalb Stunden später sitze ich wirklich ganz brav an meinem Schreibtisch, neben mir einen Stapel druckfrischer Medien. Zen Prikopetz hat sie mir zurechtgelegt. Und sie hat auch eine Zusammenfassung der gestrigen Polizei-Pressekonferenz geschrieben. Echt nett. Und ziemlich gut. An ihren Namen werde ich mich schon noch gewöhnen. Immerhin besser als die unsäglichen Verbindungen von Vornamen irgendwelcher exotischer Schauspielerinnen oder Sängerinnen mit doch deutlich bodenständigeren Nachnamen. Beyoncé Vospischil. Madonna Schulze. Kylie Himmelkreuzpointner. Liebe Güte. Leider hat Zen heute einen anderen Auftrag bekommen. Sie recherchiert Preisunterschiede bei diversen Supermärkten. Eine typische Praktikantinnenarbeit. Ich werde den Chefredakteur fragen, ob er sie mir zuteilen kann. Für die Zeit, in der es um Thomas Pauer und die versuchte Vergewaltigung geht.
Es dauert nur Minuten und ich bin nicht mehr so gut drauf. Entweder hat man von Pauer und Co. zu wenig Spektakuläres erfahren, oder man fürchtet sich doch vor den Drohungen seiner Verlegerin. – Was hinter ihrem Namen steckt, möchte ich auch noch klären. Aber dazu ist jetzt keine Zeit. Jedenfalls haben sich die Boulevardzeitungen auf Nicole Moser konzentriert. Und da es inzwischen in Wien gleich drei davon gibt, die auf Teufel komm raus um die Gunst des Massenpublikums kämpfen, muss man offenbar noch tiefer als sonst greifen.
Das „Blatt“ titelt:
„Wollte sich Lesbe rächen?“
Im Text kann man dann lesen, dass die
„von einem Detektiv des ‚Alpha‘-Verlags als Radikalemanze enttarnte angebliche Studentin“
offenbar vorgehabt habe, am Beststellerautor
„ein Exempel zu statuieren“
. Wie? Indem sie ihn vergewaltigen wollte und er ihr mit knapper Not entkommen ist? Nun
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