Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Und ihr Mann: sympathisch. Okay, ich gebe es zu, Köche – aber auch Köchinnen – haben bei mir einen Bonus. Während die Blüten in der Pfanne bräunen, wasche ich schnell ab. So viele große Teller haben wir nicht, dass es für alle Gänge reicht. Carmen kommt zu mir in die Küchenzeile. „Ich wollte keinen Konflikt, aber Jana tut derartig überlegen und das nervt einfach. Dabei hab ich auf der Uni einen Sonderkursus in Gender Studies belegt.“
Ich lächle. „Sie hat in diesem Club, den Sandra Alman leitet, immer wieder mit realen Beispielen von Gewalt gegen Frauen zu tun.“
„Die ist übrigens super, die gefällt mir! – Vielleicht schau ich dort einmal vorbei.“
Ich nicke. Jana wird keine große Freude haben. Wenn Carmen auftaucht, stiehlt sie schnell allen die Show. Fast einen Meter achtzig, blonde kurz geschnittene Haare, Modelfigur. Und mit einem hellwachen Verstand. Allerdings: Dort sind lauter Frauen. Da könnte der eine oder andere Bonus nicht so viel zählen wie sonst.
Sie hilft mir, die Teller zum Tisch zu tragen. Zu diesem Gang gibt es einen extrem trockenen würzigen Sauvignon Blanc.
„Wir füllen Zucchiniblüten mit einer Ricottacreme und servieren sie zu unserem Lammrücken“, sagt Brunner ein wenig später. „Aber sie werden selten so knusprig, ich sollte Ihr Rezept ausprobieren. – Wenn ich darf. Ich lade Sie ein, wenn wir Ihre Blüten auf der Karte haben.“
Ich lächle geschmeichelt. „Wir haben es leider noch immer nicht geschafft, zu Ihnen essen zu kommen. Dabei: Das Hotel ist nicht übel. Modern und trotzdem nicht kalt. – Ich kenne freilich bisher nur die Halle. Und da war ich abgelenkt.“ So, jetzt kann er erzählen, er muss es freilich nicht. Jedenfalls sehen ihn alle gespannt an.
„Kein Wunder, dass Sie abgelenkt waren. – Ich hab von der Sache erst etwas mitbekommen, als schon alles vorbei war. Unser À-la-carte-Restaurant war an diesem Abend gesteckt voll. Und wir hatten ein Bankett mit zweihundert Zahnärzten.“ Er grinst. „Da sollte sich zumindest keiner einen Zahn ausbeißen.“
Jana will schon etwas sagen, ich merke, wie Vesna sie zurückhält. Es ist ganz still.
Brunner schaut in die Runde, wird ernst. „Ich weiß leider wirklich so gut wie nichts. In erster Linie sind es Gerüchte. Klar ist, dass der Wohnraum von Pauers Suite ganz schön verwüstet worden ist. Fensterscheibe kaputt, Stehlampe kaputt, Papiere auf dem Boden zerstreut, Laptop in einer Ecke, es hat ausgesehen wie nach einem Tsunami, sagen die Frauen vom Zimmerservice.“
„Ein Glück, dass Nicole nicht mehr passiert ist“, werfe ich ein.
„Ja“, antwortet Brunner mit einem Seitenblick auf seine Frau. „Und dass sie sich trotzdem hat befreien können.“
„Und Farah Seifried? Wo hat die gewohnt?“
„Sie hatte ein Zimmer auf der gleichen Etage. Aber sie wollte auch eine Suite, weil sie ja vom Hotel aus gearbeitet hat, und da war nur mehr eine am anderen Ende des Gangs frei.“
„Sie hat die Auseinandersetzung also nicht hören können, wenn sie in ihrem Zimmer war?“
Brunner schüttelt den Kopf. „Es gibt da noch so ein Gerücht … aber ein Hotel ist natürlich voll von Gerüchten … Sein Bett soll nicht jede Nacht benützt worden sein.“
„Er könnte bei seiner Familie in Korneuburg gewesen sein“, gebe ich zu bedenken.
„Oder bei Managerin Seifried“, ergänzt Vesna.
„Ist er eigentlich mit anderen Frauen im Hotel gesehen worden?“
„Er hat Interviews gegeben, auch in der Suite. Solche fürs Fernsehen haben sie in der Halle gemacht, Pauer umgeben von einer Schar Bewunderinnen, abgeschirmt von einem Bodyguard und einigen Angestellten von ‚Alpha‘, und seine Managerin war auch da. Das habe ich selbst gesehen.“
„Seifried hat sein Image als Draufgänger gefördert. Es war Teil ihrer Kampagne. Und sie dürfte so gut wie immer bei den Interviews dabei gewesen sein. – Weil sie weiß, dass er sich sonst vielleicht über Frauen hermacht? Weil sie ihn jedenfalls unter Kontrolle haben will?“, denke ich laut nach.
„Was ich mich schon die ganze Zeit frage: Da schreibt ein Typ ein Buch für Männer, und die Frauen rennen ihm die Tür ein. Ist das nicht seltsam?“, meint Brunner.
„Gefällt das Buch Ihren Köchen?“, fällt mir ein.
„Na ja. Die meisten interessieren sich vor allem für die drei F.“
Sandra Alman wirft ihrem Mann einen warnenden Blick zu.
Carmen grinst. „Kenn ich. Ich hab in der Gastronomie gejobbt: Frauen, Fußball, Formel
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