Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
trotzdem trockenen Grünen Veltliner. Eine Kraftbombe, dezent unterstützt durch ein wenig Holz. Auch das kann diese Rebsorte, wenn man richtig mit ihr umzugehen versteht.
Sandra Alman ist hingerissen. Diesen Wein, das wisse sie ganz genau, würde ihr Bruder mit Freude ins Programm nehmen.
Ich lächle. „Eva hat viel zu wenig davon, um ihn an einen Händler abzugeben. Auch wenn es nett wäre, Wein aus dem Weinviertel nach Italien zu verkaufen. Am liebsten würde ich ihn gleich selbst nach Rom bringen …“
„Wir könnten einen Familienausflug machen“, schlägt Carmen begeistert vor. „Natürlich auch mit Vesna.“ Kurze Pause. „Und mit Jana.“
Italien. Da klingelt etwas bei mir. Oder, besser gesagt, es hat nicht geklingelt. Nämlich mein Mobiltelefon. Ich habe Pauer um Rückruf gebeten. Also scheint die Nachricht doch nicht von ihm gewesen zu sein. Ich gehe zum Laptop und schaue, ob dort eine Antwort gekommen ist. Einige Mails, mehr oder weniger Müll. Nichts von der angeblichen pppauer-Adresse. Ich nehme das Telefon, checke den Verlauf der Anrufe. Du liebe Güte! Ich habe es ja beim Kochen auf lautlos gestellt. Fünf Anrufe. Drei von einer unterdrückten Nummer. Und eine vom Chefredakteur. Samt nachfolgender SMS. Ich soll ihn gleich morgen früh anrufen. Und eine neue Nachricht auf der Mailbox. Ich gehe ins Vorzimmer. Da ist Ruhe.
„Thomas Pauer. Das ist mein Rückruf. Leider sind Sie nicht zu erreichen. Das mit Sardinien war ernst gemeint. Ich kann nichts versprechen, aber ich werde versuchen, dort Zeit für ein Interview zu finden. Vielleicht kann das einiges klarstellen. Guten Abend.“
Ich winke Vesna. Auch sie hört die Nachricht ab. „Musst du nach Sardinien. Und ich komme mit. Wenn irgendwie geht.“
Die anderen sehen uns erwartungsvoll an. Ich lächle etwas schief und erzähle.
„Der will dir bloß irgendwelche Lügenmärchen auftischen“, sagt Jana. „Was heißt klarstellen? Du hast ein Interview mit Nicole gemacht und jetzt glaubt er, er muss seinen tollen Charme dagegensetzen.“
„Seltsam ist nur, dass es Pauer selbst ist, der sich gemeldet hat. Bisher hat das alles die Verlagschefin oder die Öffentlichkeitsabteilung gemacht“, überlege ich.
„Vielleicht glaubt sie, dass er dich besser persönlich einwickeln kann?“, überlegt Carmen.
„Wer weiß, was er mit Mira vorhat“, sagt Jana und grinst ein wenig.
„Na, er wird schon nicht über sie herfallen“, meint Carmen trocken.
Etwas eigenartig, wie die über mich reden.
„Pauer ist nicht dumm“, mischt sich Sandra Alman ein. „Es hat einen Grund, wenn er Ihnen jetzt ein Interview geben möchte.“
„Er hat etwas zu vertuschen“, korrigiert Jana.
„Ja. Aber irgendetwas muss ihn dazu gebracht haben, in die Offensive zu gehen. Ist Nicoles Interview dafür Grund genug?“
Es ist deutlich nach Mitternacht, als wir unsere Gäste verabschieden. Sandra Alman bietet mir im Vorzimmer das Du-Wort an und darauf einigen sich alle aufs Du und wir müssen noch ein Gläschen Quittenbrand trinken. Fährt ohnehin keiner mit dem Auto heim.
Eine seltsame Mischung an Tischgespräch war das, denke ich, nachdem wir zusammengeräumt haben und jetzt bei einem Abschluss-Whiskey sitzen. Gismo döst friedlich auf dem Sofa, sie ist am Abend ja auch ausgiebig gefüttert worden, von mir und anderen. Fast heimlich.
„Von Wein und Vergewaltigung bis hin zu Zucchiniblüten und Männerrollen“, murmle ich Oskar zu. Er nickt. „Das passt zu dir.“ Ich bin zu müde, um zu fragen, wie er das meint.
Der nächste Tag verläuft einigermaßen hektisch. Ich werde von der Polizei aufgefordert, Auskunft über Nicoles Aufenthaltsort zu geben. Man habe mich gestern schon in der Redaktion gesucht. Na super. Deswegen wollte der Chefredakteur auch, dass ich mich gleich melde.
Jetzt brodeln natürlich die Gerüchte. Ich sei in den Fall verstrickt, heißt es im „Magazin“. Natürlich werde ich die Story nicht weiter betreuen können. Woher das stammt, ist leicht nachzuvollziehen. Ich mache Klaus klar, dass er den Chronikchef zur Rede stellen und das sofort beenden muss. Dann erzähle ich ihm im Eiltempo die Geschichte von Pauers E-Mail und bitte ihn, mich nach Sardinien zu schicken und mir gleich für morgen oder übermorgen einen Flug buchen zu lassen. „Wenn’s um ein Interview mit Pauer geht, hat wohl nicht einmal die Geschäftsführung was dagegen“, grinst er.
Ich habe es eilig, ich muss zu Chefinspektor Salcher. Zuckerbrot hat mir übrigens
Weitere Kostenlose Bücher