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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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„Ich bin letztes Jahr einige Male bei ihm essen gewesen! Großartig!“ Oskars Tochter war eine Zeit lang mit einem doch deutlich älteren Energiemanager liiert. Als seine Firma in Turbulenzen kam, ging auch ihre Beziehung in die Brüche. Es hat ihr nicht gefallen, dass er mit der Situation überfordert war. – Was für ein Männerbild hat Carmen?
    Dann sitzen wir alle am Tisch und sie studieren die Menükarte und Sandra Alman erzählt von den Weingütern, die sie im Veneto besucht hat. „Mein Bruder schafft es nicht, ein paar Tage einfach nichts zu tun. Für mich ist Weinverkosten ja pures Vergnügen, für ihn gehört es zur Arbeit, aber das ist sein Problem.“
    Sie hat uns drei hervorragende Weine mitgebracht, das Weingut Ornella Molon aus Campodipietra kennen wir sogar, für uns gehört es zu den besten der Gegend. Aber das Veneto ist eben eine unserer Lieblingsgegenden. Wahrscheinlich sollte ich besser einige Tage dorthin, statt in die sardischen Berge.
    Ich stehe auf und schneide Fleischparadeiser und die schon geschälte und halbierte Zuckermelone in dünne Scheiben. Überlappend auf große Teller legen, etwas Meersalz und schwarzen Pfeffer darauf, in die Mitte eine Kugel Paradeisereis, dann diesen ganz besonderen Balsamico darüber träufeln. Dickflüssig ist er und im Aroma gar nicht zu vergleichen mit den hunderterlei Balsamico-Glace-Dingern, die es in den Supermärkten gibt.
    Ich trage die ersten beiden Teller zum Tisch. Im Servieren bin ich nicht eben ein Profi. Brunner springt auf, um mir zu helfen.
    „Nutzen Sie die Chance, einmal sitzen bleiben zu können!“, lache ich.
    „Ich bin das so gewohnt“, antwortet er und hat schon drei Teller in Händen.
    Oskar schenkt jungen, fruchtigen Welschriesling ein. Wir haben beschlossen, dass Evas Weine diesen Abend begleiten sollen. Während sie selbst momentan gerade auf einer Weinmesse in Moskau ist. Neue Märkte, neue Herausforderungen. Wenig Winzeridylle. – Was sie wohl zu „Sei ein MANN!“ und den Folgen sagt? Wir freilich reden jetzt über die Reife von Paradeisern und über Balsamico. Es scheint so, als wollte niemand das Thema anschneiden, das uns in den letzten Tagen so intensiv beschäftigt hat.
    „Genau darum geht es: Gerichte aufs Wesentliche zu reduzieren“, lobt mich Brunner.
    „Aber bei euch gibt es wahre Kunstwerke“, meint Carmen.
    Was heißt das jetzt? Dass mein Essen keines ist? Na gut. Ist ja wahr.
    Brunner seufzt. „Ich finde, weniger wäre oft mehr. Aber die Geldgeber unseres Hotels sitzen im arabischen Raum. Und sie lieben die üppige französische Küche. Und das Höchste sind für sie ohnehin Verzierungen. Also noch ein Türmchen, noch etwas Gewickeltes, ein paar Tropfen von einem teuer klingenden Sößchen hier, eine exotische Fruchtspalte dort … Ich hab noch drei Jahre, dann gehe ich in Pension.“
    „Das wirst du nie aushalten!“, lacht Sandra Alman.
    „Ich werde deinen Bruder in Rom besuchen, Wein trinken, in der Hängematte liegen, nur für uns zwei kochen, und ab und zu meine ehemaligen Kumpels treffen.“
    „Du könntest ein eigenes Lokal aufmachen“, schlägt Carmen vor.
    Sandra Alman schüttelt den Kopf, dass ihre dichten grauen Haare fliegen. „Haben Sie eine Ahnung, was da an Arbeit dahintersteckt? Nur über meine Leiche.“
    „Vielleicht ein Kochprojekt für junge Frauen mit Migrationshintergrund, die dringend Arbeit und Ausbildung brauchen“, überlegt Jana.
    „Nur über meine Leiche!“, antwortet Brunner und lacht. „Ich pfusche Sandra nicht in ihr Revier.“
    „Dabei hat er Sulka einen Lehrplatz gegeben“, erzählt sie.
    „Ja, aber nicht, weil sie eine junge Ausländerin ist, sondern weil sie gut ist. Die ist sogar sehr gut.“
    „Nur dass die meisten eben trotzdem keine Chance bekommen“, merkt Jana an.
    Ich stehe auf und kümmere mich um den zweiten Gang.
    Schweinsschopf vom Mangalitza, hauchdünn aufgeschnitten, darüber Kräuteröl.
    „Ich bin ein Koch und kein Wohltätigkeitsheini“, sagt Brunner gerade. „Aber ich steh zu dem, was meine Frau macht. Mehr noch, ich bin stolz darauf. Und wenn ich es manchmal nicht so mit der ganzen Gender-Sache habe, dann hält sie das auch aus.“
    Diesmal ist Carmen schneller und hilft beim Tellertragen. Auch sie nimmt drei, als ob das nichts wäre. Ich komme mir unzulänglich vor. Dafür lobt Brunner das Schwein in den höchsten Tönen. Und der junge Veltliner passe ausgezeichnet dazu. Später werde ich ihn fragen, was es im Hotel für Gerüchte

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