Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
organisierten Verbrechens bis hin zu Polizei und Justiz.“
Salcher lächelt. „Der ist wirklich gut. Und er kennt sich aus, er ist immerhin Richter in Rom. – Haben Sie wirklich Lust, Pauer gemeinsam mit dem Tross nachzulaufen?“
Ich klimpere mit den Augen. „Er ist blond, er ist blauäugig und hat total tolle Muskeln. Er ist megaerfolgreich. Wer weiß, was der so alles draufhat? – Aber noch einmal: Haben Sie keine Sorge, ihn ausreisen zu lassen?“
„Die Staatsanwaltschaft hat keine Aufenthaltsbeschränkung verhängt.“
Das klingt so, also ob er gern eine gehabt hätte. „Weil Farah Seifried und die geballte Macht von Alpha Books an oberster Stelle deponiert haben, dass man einen internationalen Bestsellerautor nicht im kleinen Österreich festhalten darf?“
„So einfach ist das auch wieder nicht. Man kann ihn festhalten, aber man muss nicht. In diesem Fall. Er kommt wieder. – Was ich freilich von Ihnen wissen wollte: Wo ist Nicole Moser?“
„Schon eigenartig, der Täter – sorry, der mutmaßliche Täter – darf ausreisen, das Opfer wird gesucht.“
„Wenn Sie etwas verschweigen, könnte das als Behinderung unserer Arbeit gewertet werden“, kontert der Chefinspektor.
„Ich behindere Ihre Arbeit sicher nicht. Ich weiß nicht, wo sie ist.“
„Sollte Ihren doch noch etwas einfallen, Sie kennen das: Rufen Sie mich an, schicken Sie mir eine E-Mail. Und: Bitten Sie Frau Moser in jedem Fall, sich bei uns zu melden. Es ist auch in ihrem eigenen Interesse.“
„Ich hab keinen Kontakt zu ihr.“
„Ich glaube Ihnen nicht.“ Chefinspektor Salcher steht auf. „Ihre Berichterstattung hat mir übrigens gut gefallen. Ich sage das erst jetzt, damit Sie nicht glauben, ich wollte mich einschmeicheln.“
Weniger gut hat mein Artikel der ersten Frau von Pauer gefallen. Als ich in die Redaktion unterwegs bin, kriege ich einen Anruf von ihr. Die Apothekerin klingt einigermaßen wütend. Hätte sie gewusst, was passiere, sie hätte mir sicher kein Interview gegeben.
Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ich habe nur geschrieben, was wir vereinbart haben.
„Haben Sie die heutigen Zeitungen nicht gesehen?“
„Ich hatte noch nicht viel Zeit.“
„Einige haben zitiert, was ich Ihnen über Thomas gesagt habe. Dass er sexuell nicht besonders interessiert war.“
„Klar, es entlastet ihn in gewisser Weise. Dagegen kann man nichts tun. Aber es wirft auch, zumindest unter sogenannten ‚echten Männern‘, ein eher schlechtes Licht auf ihn.“
„Falsch! Die beschäftigen sich mit mir! Es gibt gleich zwei Zeitungen, die spotten, dass er bei mir eben keine Lust gehabt habe! Klar sollte ich da drüberstehen, aber witzig ist das nicht, wenn dein Sexleben besprochen wird. Wenn Sie die Blicke gesehen hätten, die mir einige Kundinnen zugeworfen haben … richtig mitleidig!“
„Oh, an so etwas habe ich wirklich nicht gedacht. Das tut mir leid.“
„Ich eben auch nicht. Alle anderen Interviewwünsche habe ich abgewimmelt. Und jetzt das! Bei seiner neuen jungen Frau sei das mit dem Sex offenbar ganz anders, hat einer geschrieben. Und dass ihn die attraktive junge Frau wohl auch zu dem Buch inspiriert habe. Zum Erfolg, um genau zu sein.“
„Sie hätten ihn nicht zu so einem Buch inspirieren wollen.“
„Das ist wahr. Aber dass er jetzt Erfolg hat und in der Zeit mit mir nicht, obwohl er es so sehr gewollt hat, das ärgert mich idiotischerweise doch.“
„Ich habe mir gedacht, das mit seinem zumindest früheren Zugang zum Sex wäre einfach ein interessantes Detail. Zumal es nicht gerade zu dem passt, was er mit dem Buch vermittelt.“
„Ist schon richtig. Aber die Journalisten schreiben einfach, was ihnen gerade in den Kram passt. Und ich hab die Blicke auszuhalten.“
„Mir tut das wirklich leid. Wenn ich es geahnt hätte …“
Franziska Pauer seufzt. „Ich hab es auch nicht geahnt. Ich weiß, ich hab zugestimmt, dass Sie das bringen. Es ist nur … einfach peinlich. Man wird als alte erfolglose unattraktive Ex vorgeführt.“
„Sie haben deutlich mehr drauf als die Junge“, sage ich und meine es auch so. – Ob es sie tröstet?
Am Nachmittag gibt es dann eine Presseaussendung von Alpha Books: In einer Woche erscheint die englischsprachige Ausgabe von „Sei ein MANN!“. Der amerikanische Verlagspartner hat sich entschlossen, die Startauflage von hunderttausend auf fünfhunderttausend Stück zu erhöhen. Wegen der enormen Nachfrage. Der Rummel um die versuchte Vergewaltigung hat Pauer
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